Drama | USA 2017 | 129 Minuten

Regie: Terrence Malick

Vor der Kulisse der Musikszene von Austin, Texas, entspinnt sich das Dreiecksverhältnis einer jungen Frau mit einem Singer-Songwriter und einem selbstsüchtigen Musikproduzenten, das bröckelt, als der Produzent eine Kellnerin in sein „Sex, Drugs und Rock’n‘Roll“-Leben hineinzieht. Ohne lineare Erzählweise entwickelt der visuell herausragende Film einen elegischen Bewusstseinsstrom der Figuren, der sich im wild durch die Musik-Genres flanierenden Soundtrack spiegelt. Die betörenden Bilder reflektieren die Oberflächlichkeit der hedonistischen Lebensentwürfe, an denen die Figuren zerbrechen oder sich nach beständigeren Fahrwassern sehnen. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
SONG TO SONG
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2017
Produktionsfirma
Buckeye Pic./FilmNation Ent./Waypoint Ent.
Regie
Terrence Malick
Buch
Terrence Malick
Kamera
Emmanuel Lubezki
Schnitt
Rehman Nizar Ali · Hank Corwin · Keith Fraase
Darsteller
Ryan Gosling (BV) · Rooney Mara (Faye) · Michael Fassbender (Cook) · Natalie Portman (Rhonda) · Cate Blanchett (Amanda)
Länge
129 Minuten
Kinostart
25.05.2017
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama | Liebesfilm | Musikfilm
Externe Links
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Heimkino

Die Standardausgabe (DVD & BD) von Ascot Elite (CH) enthält keine erwähnenswerten Extras. Die DVD-/BD-Box TERRENCE MALICK COLLECTION (VÖ: 2.11.2017) beinhaltet die Filme "Song to Song", "The Tree of Life", "To the Wonder" und "Knight of Cups". Das Booklet versammelt Texte von Dominik Kamalzadeh und Michael Pekler.

Verleih DVD
StudioCanal (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
StudioCanal (16:9, 2.35:1, dts-HDMA engl./dt.)
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Terrence Malick erforscht die Oberflächlichkeiten eines hedonistischen Daseins

Diskussion
Erhaben schwebt die Kamera über die euphorisierten Festivalbesucher. Pochende EDM-Klänge liegen über der Zeremonie der Ekstase. Die jungen Gesichter wenden sich der Konzertbühne zu. Am Rand wirft sich eine Handvoll Pogo-Tänzer in den Staub, aus dem Off sinniert eine junge Frau über ihren Wunsch nach einem erfüllten Leben, über die Angst, etwas zu verpassen. Mal folgt die Kamera der jungen Faye, wie sie auf den Dachterrassen der Aftershow-Partys sanft lächelnd das Geschehen verfolgt; dann wechselt sie zum über das Festivalgelände schlendernden Singer-Songwriter BV, um wenig später in der Designer-Villa des Musikproduzenten Cook zu landen. Gedreht wurden diese Szenen bereits 2012, in der Musikszene von Austin, Texas, vor allem beim Musik- und Filmfestival South by Southwest. Wo könnte der Liebesfilm von Terrence Malick auch besser hinpassen als dorthin, wo die Überhöhung des Selbst und der eigenen Jugend so ungestraft hervortreten darf? Wenn Konzerte die Gottesdienste der Gegenwart sind, dann ist Cook ihr Zeremonienmeister. Bei einer seiner ausufernden Poolpartys begegnen sich BV und Faye, die mit den Gospel-Chorälen von LaShun Paces „I know I‘ve been changed“ auf den Kopfhörern das Gekreische der überschminkten Frauen übertönt, die in den Pool geworfen werden. Die zerbrechlich wirkende Faye verliebt sich in den sanften BV, doch zugleich hält sie auch an ihrer Affäre mit dem selbstsüchtigen Cook fest, der ihre Karriere voranzubringen verspricht. Zu dritt fahren sie in einen Mexiko-Urlaub voller verstohlener Blicke und Berührungen. Eine Zeit lang pflegt Cook die Freundschaft zu BV, und Faye nährt ihr schlechtes Gewissen. Dann lernt Cook die Kellnerin Rhonda kennen. „Song to Song“ besticht nicht als Dreiecksgeschichte; auch überzeugt der Film nicht durch die Cameo-Auftritte realer Musiker, in denen Patti Smith von ihrer verstorbenen Liebe erzählt oder Lykke Li mit BV „It hurts to be alone“ anstimmt. Was einen wie in einen Sog in den Film hineinzieht, sind die fantastischen Bilder von Emmanuel Lubezki, mit dem Malick mittlerweile zu einer ganz eigenen filmischen Ausdrucksform gefunden hat. Malicks Filme werden zunehmend zu einer Art Erinnerungsfluss, auf dem man sich davontragen lassen kann. Weitgehend ohne lineare Handlung entwickelt sich der mit kurzen Gedankenfäden aus dem Off unterlegte, impulshafte Bewusstseinsstroms der Figuren, die ihrerseits den Sinn des Lebens nicht mehr im Gegenüber, sondern in sich selbst suchen – vielleicht auch, weil das Außen einer ständigen Veränderung unterliegt. Der überbordende Soundtrack flaniert durch die musikalischen Genres, Frisuren und Wohnungen werden unablässig gewechselt, in denen die „große Liebe“ entsteht und wieder vergeht. Man gewöhne sich ans Driften, sagt Faye, obwohl sie dem am wenigsten gewachsen ist, wie ein Zusammenbruch vor den Augen ihres Vaters bezeugt. Irgendwann erkennt sie, dass ihr Lavieren von Song zu Song, von Kuss zu Kuss, nicht das bringt, was ihre Schwester besitzt: Kontinuität, Kinder, Liebe. Immer wieder geraten Kleinkinder in den Fokus der Kamera, doch in Fayes zwischen Vertrautheit und dem Reiz des Verbotenen aufgespannter Dreiecksbeziehung haben sie keinen Platz. Mit dem Schicksal der von Cook an Sex, Drogen und Rock’n‘Roll herangeführten und daran zerbrechenden Rhonda macht Malick denn auch keinen Hehl daraus, was er von solchen Lebensentwürfen hält. Die eitle Unersättlichkeit wird von einer Hohlheit verschlungen, von der die glatten Bilder schöner Menschen in ihren noch schöneren Wohnungen zeugen. Am Ende wird BV statt seiner Gitarre einen dreckigen Öl-Bohrer in die Hände nehmen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Das ist zwar banal und auch konservativ, doch zugleich enthüllt sich hier eine entwaffnende Ehrlichkeit, mit der die schalen Früchte des Hedonismus ausgestellt werden. Stilistisch vermittelt der Film dies mit bemerkenswerter Vehemenz. Zwar besitzt „Song to Song“ weniger philosophische Bezüge als Malicks vorherige Filme, dafür verschmelzen hier endlich Form und Setting perfekt miteinander.
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