Der neue Schlumpf-Film kommt hübsch angepasst an den Geist der heutigen Zeit daher, in der Fragen von Identität, Gender und Gleichberechtigung nach einer Phase der Konsolidierung wieder mehr im Vordergrund stehen. Es ist nach dem 3D-Reboot „Die Schlümpfe“
(fd 40 577) und „Die Schlümpfe 2“
(fd 41 837) die dritte Folge des Franchise, und im Unterschied zu seinen Vorgängern, die mit Trickfilmteilen versetzten Real-Spielfilme waren, ist „Die Schlümpfe – Das verlorene Dorf“ gänzlich animiert.
Erzählt wird eine Geschichte, die sich so in den Comics von Peyo nicht findet, aber im Rückgriff auf seine Figuren gedacht wurde. Sie nimmt ihren Anfang eines heiteren Morgens in Schlumpfhausen. Die Schlümpfe schlumpfen vor sich hin, ein Erzähler führt durchs Dorf und stellt die Bewohner vor: den gerne Witze machenden Jokey, Schleckermaul Torti, den neunmalklugen Schlaubi, den ungeschickten Clumsy und den starken Hefti.
Inmitten der blauen Winzlingschar, blond und unübersehbar weiblich: Schlumpfine. Deren Name lässt im Unterschied zu den männlichen Schlümpfen keine Rückschlüsse auf ihren Charakter zu. Überhaupt weiß in der reinen Männerwelt keiner, wodurch Schlumpfine sich auszeichnet bzw. wer oder was sie wirklich ist, die vor Jahr und Tag vom bösen Zauberer Gargamel aus einem Klumpen Lehm geschaffen und von Papa Schlumpf flink in ein Schlumpf-Mädel verwandelt wurde. Diese Frage beschäftigt mehr noch als die anderen Schlumpfine selbst, und so handelt der Film vor allem von ihr. Mit anderen Worten: es geht um eine Identitätssuche.
Schlumpfine treibt sich anfangs mit ihren Freunden Hefti, Schlaubi und Clumsy unerlaubterweise außerhalb des Dorfes herum. Dabei gerät sie in die Nähe des verbotenen Waldes, wo sie unverhofft einem ihr unbekannten Blauling begegnet. Dessen Zipfelmütze hält sie noch in der Hand, als der Geier Monty sie bei Gargamel abliefert. Man habe sich lange nicht gesehen, greint dieser, der wie eh und je nach Allmacht und Herrschaft strebt, sie aber nur erreichen kann, wenn er die Energie der Schlümpfe abzapft. Noch bevor Schlumpfine und ihren inzwischen ebenfalls bei Gargamel gelandeten Freunden die Flucht gelingt, erfahren sie vom magischen Suppentopf, dass die Zipfelmütze einem Bewohner des verlorenen Dorfes gehört, das mitten in dem von magischen Wesen bewohnten verbotenen Wald liegt.
Wieder zu Hause, bekommen Schlumpfine und ihre Freunde von Papa Schlumpf die Leviten gelesen und Hausarrest verpasst. Doch sie müssen die Bewohner des verlorenen Dorfes unbedingt vor Gargamel warnen. Deshalb hauen sie heimlich ab und finden sich alsbald in einer magisch anmutenden Welt wieder, in der wehrhafte Pflanzen den Eindringlingen das Leben schwermachen, phosphoriszierende Hasen und drachenähnliche Feuerfliegen als Vehikel dienen – und alle Schlümpfe weiblich sind. Zauberhaft schön ist das anzusehen, nicht allein wegen des Designs, sondern auch als 3D-Animation. Wo die Story etwas arg vorhersehbar wird, machen bunte Bilderpracht und flottes Erzähltempo dies wieder wett.
Natürlich schaffen es auch Gargamel, Monty und der clevere Kater Azrael auf Schlumpfines Spuren ebenfalls ins verlorene Dorf, was den Anlass für allerlei Action liefert. Bis schließlich Schlumpf-Weibchen und Schlumpf-Männchen in Schlumpfhausen vereint im Kreise stehen und ein sozusagen blaues Wunder geschieht, über das hier kein Wort verloren wird. Nur so viel: Was (eine) Schlumpfine ist, das wissen zum Schluss nicht nur die Schlümpfe, sondern auch das Publikum – und das lässt sich nicht in einem einzigen Wort fassen. Denn ob jemand ein echter Schlumpf ist, hängt nicht von Herkunft oder Geschlecht, sondern einzig von der inneren Gesinnung ab.
„Die Schlümpfe – Das verlorene Dorf“: ein Märchen, das über weite Strecken humorvoll und auch für kleinste Kinogänger verständlich Werte wie Toleranz und Freundschaft vermittelt. Bloß die Szene mit den Trompetenblütlern, welche die Schlümpfe mit Blütenstaub bewerfen, auf dass sie die Pflanzen nächstens wieder abknutschen, dürfte da und dort einer Erklärung bedürfen.