Dokumentarisches Porträt der betagten Schriftstellerin und Juristin Freya von Moltke (1911-2010), die Ende der 1920er-Jahre Helmuth James von Moltke kennen und lieben lernte und ihn heiratete. Der Gründer des Kreisauer Kreises wird später als Widerstandskämpfer hingerichtet. Nina Hoss und Ulrich Matthes lesen im chronologischen Rücklauf aus den Briefen des Paars, das bis zu von Moltkes Hinrichtung intensiv miteinander kommuniziert. Der einfühlsame Film nutzt Landschaftsfotografie, Familienalben und Interview-Passagen, um die private Tragödie der Liebenden in den Wirren einer inhumanen Epoche zu vergegenwärtigen.
- Ab 14.
Geschichte einer Liebe - Freya
Dokumentarfilm | Deutschland 2016 | 87 Minuten
Regie: Antje Starost
Kommentieren
Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2016
- Produktionsfirma
- Antje Starost Film
- Regie
- Antje Starost · Hans-Helmut Grotjahn
- Buch
- Antje Starost · Hans-Helmut Grotjahn
- Kamera
- Hans-Helmut Grotjahn
- Musik
- Büdi Siebert
- Schnitt
- Anne Berrini
- Länge
- 87 Minuten
- Kinostart
- 06.04.2017
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Dokumentarfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Dokumentarisches Porträt der Schriftstellerin und Juristin Freya von Moltke (1911-2010)
Diskussion
Die Schriftstellerin und Juristin Freya von Moltke starb 2010 mit 99 Jahren. Zwei Biografien, erstmals veröffentlichte Briefe und nun auch ein Dokumentarfilm erinnern seither an die Adelige, die noch im hohen Alter mit ihrer lebensbejahenden Fröhlichkeit anzustecken wusste.
In dem filmischen Rückblick erzählt die Kölner Bankierstochter und promovierte Juristin von den Umständen der ersten Begegnung mit Helmut James von Moltke. Der gemeinsame Sohn Helmuth Caspar von Moltke springt ihr mit der einen oder anderen Anekdote bei. Im Sommer 1929 fuhr die 18-Jährige kurz vor dem Abitur mit ihrer Mutter zur österreichischen Reformpädagogin Eugenie Schwarzwald an den Grundlsee. Hier verkehrten nicht nur Kokoschka und Bertolt Brecht, sondern auch junge Adlige, die das Gespräch mit progressiven Zeitgenossen suchten. Der Austausch gelang intensiver als erwartet. Von nun an war das verliebte Paar unzertrennlich. Zwei Jahre später heirateten sie.
Die Stimmen von Nina Hoss und Ulrich Matthes prägen den ruhigen Fluss des doppelten Lebenslaufs, der in der Nazi-Zeit hart auf die Probe gestellt wurde. Die Schauspieler lesen aus dem Off im chronologischen Rücklauf eine Auswahl der 1600 Briefe, die sich Freya und Helmuth von Moltke bis zu dessen Hinrichtung im Januar 1945 schrieben. Das war möglich, weil ein Gefängnispfarrer den Briefwechsel in und aus der Zelle schmuggelte.
Die Kamera fotografiert dazu in großen Bögen österreichische und niederschlesische Landschaften, interagiert mit Natur und der verlassenen Architektur, etwa den schimmernden Sonnenstrahlen auf einer alten Holztür, die eine stimmungsvolle Folie zu den zitierten Inhalten abgebe. Das inzwischen als europäische Begegnungsstätte konzipierte Kreisauer Landgut gerät ebenso in den Fokus wie die letzten Hafttage von Helmuth von Moltke. Jede Menge Originalfotos aus den Familienalben und historischen Archiven bebildern die Eckpunkte einer intimen Korrespondenz. Sie spiegelt neben der privaten Tragödie zugleich auch die Wirren einer inhumanen Epoche, zeigt ein anderes Deutschland, dessen Vertreter nach dem „Zusammenbruch“ leichtfertig als Verräter gebrandmarkt wurden und Jahrzehnte auf eine andere Sicht ihres Handelns warten mussten.
Das Paar hätte einer Positionierung zum NS-Regime auf seinen östlichen Landgütern bequem ausweichen können. Warum es das nicht tat, erzählt dieser bemerkenswert einfühlsame Film.
Kommentar verfassen