Romantische Komödie | Deutschland 2016 | 107 Minuten

Regie: Karoline Herfurth

Zwei Jahre nach dem Tod ihres Geliebten bemüht sich eine junge Frau aus Berlin, ins Leben zurückzufinden, indem sie dem Toten ihre Gefühle per SMS sendet. Dessen Handynummer ist zwischenzeitlich aber an einen anderen Mann übergegangen, den die sehnsüchtigen Nachrichten tief berühren. Der zeitgemäße Liebesfilm balanciert mit bemerkenswertem Talent zwischen großen Gefühlen und deren augenzwinkernder Ironisierung. Getragen wird die romantische Komödie von plastisch entwickelten Figuren, pfiffigen Dialogen, der funktionierenden Chemie zwischen den Darstellern sowie der märchenhaft in Szene gesetzten Großstadt. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2016
Produktionsfirma
Hellinger/Doll Prod./Warner Bros. Pic. Germany
Regie
Karoline Herfurth
Buch
Andrea Willson · Malte Welding · Sophie Kluge · Karoline Herfurth · Anika Decker
Kamera
Andreas Berger
Musik
Annette Focks
Schnitt
Simon Gstöttmayr
Darsteller
Karoline Herfurth (Clara Sommerfeld) · Friedrich Mücke (Mark Zimmermann) · Nora Tschirner (Katja) · Frederick Lau (David) · Katja Riemann (Henriette Boot)
Länge
107 Minuten
Kinostart
15.09.2016
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Romantische Komödie
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Regiedebüt von Karoline Herfurth. Ein zeitgemäßer Liebesfilm.

Diskussion
Eine Raupe, die nicht aufhören konnte zu weinen? Das taugt als Sujet für ein Kinderbuch nicht, findet die Verlegerin von Clara Sommerfeld und lehnt deren Entwürfe für einen neuen Band der „Raupe Rieke“-Serie ab. Der Kinderbuchautorin fehlt allerdings jede Inspiration für heitere Stoffe, seit vor zwei Jahren ihr Verlobter bei einem Unfall ums Leben kam. Doch wie findet man aus der Trauer heraus, die sich nicht nur über den „Raupe Rieke“-Kosmos, sondern über Claras ganzes Leben gelegt hat? Einen ersten Schritt hat die junge Frau schon getan, als sie zurück nach Berlin gezogen ist. Hier, wo die Erinnerungen an Ben an jeder Ecke lauern, muss sie sich ihren Gefühlen endlich stellen. Vielleicht hilft es dabei ja, mit dem Toten zu reden, wie ein Freund empfiehlt, und die Empfindungen in Worte zu fassen? Clara probiert es aus, allerdings nicht verbal, sondern per SMS an Bens alte Nummer. Nur dass die mittlerweile an jemanden anderen vergeben wurde. Der Sportjournalist Mark wird so zum unwillentlichen Adressaten von Claras Kurznachrichten. Und fühlt sich von der Fremden, die da ihr Innerstes offenbart, so angezogen, dass seine ohnehin wenig leidenschaftliche Beziehung darüber bald noch mehr abkühlt und Mark versucht, die SMS-Schreiberin kennenzulernen. Das Sujet der Kommunikationsmissverständnisse, die sich im Nachhinein als goldrichtig erweisen, weil sie zwei zusammenführen, die zusammen gehören, ist in Liebesfilmen ein alter Standard. Ernst Lubitsch hat ihn in „Rendezvous nach Ladenschluss“ (fd 26 020) noch klassisch mit Briefen durchdekliniert, Nora Ephron hat es mit „E-Mail für Dich“ (fd 33 524) ins digitale Zeitalter übersetzt, und Karoline Herfurth liefert als Regisseurin und Hauptdarstellerin in Personalunion nun auf der Basis des gleichnamigen Romans von Sofie Cramer ein Update für die Generation Smartphone. Dabei beweist sie ein so bemerkenswertes Talent, zwischen großen Gefühlen und augenzwinkernden Ironisierungen zu balancieren, als wäre sie bei Ephron und Nancy Meyers in die Schule gegangen. Die Inszenierung setzt nur dezent auf zeitgeistige Gimmicks wie eingeblendete SMS-Textblasen, sondern verlässt sich primär auf klassische Qualitäten: gut entwickelte Figuren und pfiffige Dialoge. Wobei Herfurth auf ein Skript bauen kann, an dem fünf Autoren mitgeschrieben haben (neben ihr selbst auch Anika Decker, in deren „Traumfrauen“, (fd 42 937), sie eine Hauptrolle spielte). Das Buch franst trotzdem nicht aus, sondern verwebt die Handlungs- und Motivfäden zu einem soliden Filmstoff, in den man sich wie in den warmen Wollschal einkuscheln kann, den Clara öfters trägt, um sich gegen die Berliner Spätjahrestemperaturen zu wappnen. Statt weihnachtlicher Klänge schlägt „SMS für dich“ österliche Töne an: Letztlich geht es um eine Art „Auferstehung“ der durch den Tod ihres Liebsten psychisch tödlich verwundeten Clara, die zurück ins Leben findet. Der Film lässt das nicht nur durch die Raupen- und Schmetterlingsmetaphorik spielerisch anklingen, sondern auch dadurch, dass er Clara und Mark sich erstmals während einer Inszenierung von Glucks „Orpheus und Eurydike“ begegnen lässt. Unter der Regie von Herfurth funktioniert die Chemie nicht nur zwischen den beiden Hauptfiguren, sondern auch mit dem übrigen Cast: Nora Tschirner und Frederick Lau sorgen als Claras Mitbewohnerin und bester Freund von Mark dafür, dass die Gefühlswirrungen, an denen sich die beiden Protagonisten abarbeiten, sympathisch geerdet werden; und ein Strauß mehr oder minder skurriler Figuren liefert zusätzlichen „comic relief“. Die üblichen Genderklischee-Chargen, wie man sie aus vielen deutschen Komödien von „Männerherzen“ (fd 39 517) bis „Seitenwechsel“ (fd 43 963) kennt, halten sich dabei in Grenzen und werden durch originelle Auftritte ausgeglichen, etwa von Uwe Preuss, der als Wirt von Claras Stammkneipe für moralische und leibliche Unterstützung sorgt, oder Katja Riemann als grandios verstrahlte Schlager-Diva in Helene-Fischer-Manier, deren Kitsch- und Esoterik-Terror Mark unerwartet auf den richtigen Weg bringt. Und schließlich ist da noch Berlin, das hier so märchenhaft in Szene gesetzt ist, als wolle es New York und Paris in der Rolle der RomCom-Hauptstadt den Rang streitig machen – der Rahmen für eine Kinofantasie, die auch ohne den etwas exzessiv mit Popsongs zugekleisterten Soundtrack ihre Mission, den Deutschen eine Dosis hemmungsloser Romantik zu verpassen, vollauf erfüllen würde.
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