Die einen machen Fehler, die anderen decken sie auf. So ist das nun mal in der funktionierenden Demokratie, wo die Unabhängigkeit jener Instanz garantiert ist, die man landläufig auch als »vierte Gewalt« bezeichnet. Jan Schulte (Benno Fürmann) ist gut in seinem Job als investigativer Journalist. Zu seinem Glück fehlt ihm nur die Festanstellung beim seriösen Paradeblatt »Die Republik«. Da kommt ihm die Story, die ihm jetzt durch eine Informantin angetragen wird, gerade recht. Ausgerechnet die Gesundheitsministerin soll Beziehungen genutzt haben, um für einen Verwandten eine Herztransplantation arrangieren zu können. Man müsse nur noch wasserdicht recherchieren und schon stünde die Karriere einer Spitzenpolitkerin auf der Kippe und ein Journalist auf dem Sprung zu einer großen Karriere. Doch nichts ist so, wie es scheint. Schon gar nicht in den Schaltzentralen der politischen und journalistischen Macht. Wie macht man Nachrichten und wie macht man Politik? Darum geht es im Drehbuch von Jochen Bitzer. Sein Resümee: egal wie, die Wahrhaftigkeit bleibt in jedem Fall immer auf der Strecke. Geschickt spinnt der Autor ein dichtes Netz von Intrigen und Gegenintrigen, in dem jeder sehen muss, wo er bleibt. In der Mitte, quasi als moralische Instanz, sitzt der von Benno Fürmann gespielte Journalist und alleinerziehende Vater, der für Geld vieles macht, aber nicht seine Prinzipien über Bord wirft. Nur was sind seine Prinzipien? In Brigitte Maria Berteles Psychodrama »Die vierte Gewalt« hat jeder irgendwo Dreck am Stecken. Jeder muss oder will die Ränkespiele ein wenig mitspielen. Das ist spannend, weil bis in die prominent besetzten Nebenrollen (Devid Striesow und Ulrich Matthes als zwielichtige Männer im Hintergrund) glaubhaft und mit genüsslicher Abgründigkeit gespielt. Immer wieder tun sich neue Bezüge auf, die das Spiel um die Macht in einem anderen fahlen Licht zeigen. »Die vierte Gewalt« macht daraus einen fesselnden Thriller über die Relativität von Moral.