In prähistorischer Zeit reist ein junger Bauer den Indus-Strom hinauf zur damals größten Stadt Mohenjo Daro, wo er sich in die Tochter des Priesters verliebt, die als Inkarnation der Flussgöttin verehrt wird. Die junge Frau aber ist dem Sohn des einflussreichen Ratsvorsitzenden versprochen, der die Macht über das Königreich an sich reißen will. Trotz der vorhersehbaren Handlung verzaubert das Bollywood-Drama mit märchenhafter Fantasie und einer leichtfüßigen Inszenierung, die mit herausragend choreografierten Tanz- und Gesangsnummern, prächtigen Kostümen und farbenfrohen Massenszenen für sich einnimmt.
- Ab 14.
Mohenjo Daro (2016)
Abenteuer | Indien 2016 | 155 Minuten
Regie: Ashutosh Gowariker
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Filmdaten
- Originaltitel
- MOHENJO DARO
- Produktionsland
- Indien
- Produktionsjahr
- 2016
- Produktionsfirma
- Ashutosh Gowariker Prod./UTV Motion Pic.
- Regie
- Ashutosh Gowariker
- Buch
- Ashutosh Gowariker · Preeti Mamgain
- Kamera
- C.K. Muraleedharan
- Musik
- A.R. Rahman
- Schnitt
- Sandeep Francis
- Darsteller
- Hrithik Roshan (Sarman) · Pooja Hegde (Chaani) · Kabir Bedi (Maham) · Arunoday Singh (Moonja) · Suhasini Mulay (Laashi)
- Länge
- 155 Minuten
- Kinostart
- 25.08.2016
- Fsk
- ab 12; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Abenteuer | Drama
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Heimkino
Aufwendig inszeniertes, leichtfüßiges Bollywood-Drama auf den Spuren alter indischer Legenden
Diskussion
„Nicht ich werde Mohenjo Daro regieren, sondern das Volk!“ Es ist die Geschichte eines sozialen Umsturzes, eines rebellischen Befreiers und dessen großer Liebe zur Tochter eines Priesters, die der indische Regisseur Ashutosh Gowariker erzählt. Der Film ist, wie die meisten Gowariker-Filme, überaus reich an Schauwerten: an Kostüm- und Setdesign, Maske, Tanz-, Action-, Massenszenen. Wie „Lagaan – Once Upon a Time in India“ (2001) und „Jodhaa Akbar“ (fd 38 654) spielt er in einer vergangenen, diesmal sogar prähistorischen Zeit: anno 2016 vor Christi Geburt, am Unterlauf des Indus. Dort befindet sich das in den 1920er-Jahren wiederentdeckte, heute zu Pakistan gehörende und auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes zu findende Mohenjo Daro, wörtlich: „Hügel der Toten“.
Die bis in die Bronze-Zeit zurückreichende stadtähnliche Siedlung gehört wie das bekanntere Hrappa zu den Hauptzentren der Induskultur. Archäologisch augenfällig lässt die architektonische Anlage der Stadt allerdings keine Rückschlüsse auf die damaligen sakralen und weltlichen Herrschaftsstrukturen zu. Zentraler Bau ist ein Bad. Man weiß wenig über die damalige Zeit. So wurde die Schrift bis heute nicht entziffert. Gowariker, der auch das Drehbuch verfasste, hat die Geschichte mehr oder weniger frei erfunden. Der Titel schmeichelt zwar der Stadt Mohenjo Daro, wo sie größtenteils auch spielt, doch der Protagonist Sarman ist ein superheldenkräftiger Kerl mit dem Schicksal eines verwunschenen Prinzen und dem Charakter eines Robin Hood. Gespielt wird er von Hrithik Roshan, der – charismatisch, gutaussehend und überdies ein sensationeller Tänzer – den großen Bollywood-Auftritt so locker hinlegt, wie er zur feinen Charakterdarstellungen fähig ist.
Samran ist ein einfacher Bauer aus dem Dorf Amri, der von Onkel und Tante aufgezogen wurde, da seine Eltern tot sind. In der ersten Szene tötet Samran in einer Schlucht mit dem Dreizack ein riesiges Krokodil. Deshalb wird er im Dorf als Held gefeiert, wie er überhaupt unter den Dörflern ein gewisses Ansehen genießt. Als er aber mit den Händlern nach Mohenjo Daro fahren möchte, verbietet ihm der Onkel die Reise. Auch andere warnen ihn: Dort regiere die Habgier; es sei kein Ort für rechtschaffene und ehrliche Menschen. Als Samran sich nicht abhalten lässt, gibt ihm der Onkel eine kleine Tontafel mit, die ihn – wie er sehr viel später herausfindet – als Bewohner der nur der Nobelschicht vorbehaltenen Oberstadt auszeichnet. Zunächst aber geht es in mühseliger Reise mit dem Ochsenkarren durchs riesige Flussdelta. Nach einigen Tagen erheben sich vor den Reisenden die gigantischen Mauern der Stadt. Auf dem Markt herrscht ein emsiges Treiben, aber auch ein gnadenloser Konkurrenzkampf; er solle beim Feilschen nie nachgeben, hat ihm der Onkel noch eingetrichtert. Was einfacher gesagt als getan ist, denn die Preise sind am Purzeln.
Schon bald findet Samran heraus, was Mohenjo Daros wirkliches Problem ist. Der eigenmächtige Ratsoberste Maham will Mohenjo Daro in den größten Handelsplatz am Indus verwandeln und schreckt dafür auch vor massiven Steuererhöhungen, Intrigen und Meuchelmorden nicht zurück. Die einzigen Gegenspieler sind der Priester und dessen Tochter Chaani, „die Auserwählte“, mit deren Vermählung, so die Weissagung, ein neues Zeitalter anbrechen soll. Chaani ist Mahams Sohn Moonja versprochen, verliebt sich allerdings auf den ersten Blick in Samran.
Die Story des Films ist schmalbrüstig und in vielem vorhersehbar. Zwischendurch kippt sie ins Legendenhafte, wenn Samran gegen zwei hünenhafte Kannibalen kämpft, flirtet mit märchenhafter Fantasy und ist insgesamt furchtbar oberflächlich. Zu gerne würde man etwas mehr darüber erfahren, wie die auf dem Markt zusammentreffenden Völker (Sumerer, Makedonier etc.) zueinander stehen, wie die Handelswaren, zum Beispiel das von Samran feilgebotene Indigo, produziert werden, was Gold wirklich wert ist. Doch unterm Strich ist das Bollywooddrama leichtfüßig und unterhaltsam. In den Kampf- und Liebesszenen verfügt es über große Momente. Das Beste aber sind die sensationell choreografierten, aufwändigen Tanz- und Gesangsszenen, in denen sich auch die ganze Pracht der Kostüme entfaltet.
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