Eine Fotografin erinnert sich an ihre Kindheit in einem österreichischen Dorf, als sie von ihrem Vater furchtbare Details aus dessen Zeit in der Fremdenregion erfuhr. Auf seinen Spuren entfaltet sich in Rückblenden, Gesprächen mit Geistern der Vergangenheit, Fotografien und Kommentaren der Hauptfigur eine meditative Bilderreflexion, die auf die Macht verstörender Szenen setzt, ohne Antworten auf die Ungeheuerlichkeiten zu finden. Der experimentelle Film lebt ganz von der surrealen Magie der Kamera, wobei er dank der klugen Montage nie ins Konfuse abgleitet.
- Ab 16.
Fieber (2014)
Drama | Österreich/Luxemburg 2014 | 81 Minuten
Regie: Elfi Mikesch
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Filmdaten
- Originaltitel
- FIEBER
- Produktionsland
- Österreich/Luxemburg
- Produktionsjahr
- 2014
- Produktionsfirma
- Amour Fou Luxembourg/Amour Fou Vienna
- Regie
- Elfi Mikesch
- Buch
- Elfi Mikesch
- Kamera
- Jerzy Palacz
- Musik
- André Mergenthaler
- Schnitt
- Pia Dumont
- Darsteller
- Eva Mattes (Franziska) · Martin Wuttke (Vater) · Nicole Max (Mutter) · Sascha Ley (Mme Marguerite) · Luc Feit (M. Charbon)
- Länge
- 81 Minuten
- Kinostart
- 11.08.2016
- Fsk
- ab 12; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Drama
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Heimkino
Eine erfolgreiche Fotografin setzt sich den dunklen Erinnerungen an ihren Vater aus, der in der Fremdenlegion diente.
Diskussion
Eine erfolgreiche Fotografin erinnert sich an ihre Kindheit in einem österreichischen Dorf. Ihr Vater, der in der Fremdenlegion gedient hatte, litt unter Fieberschüben, neigte scheinbar grundlos zu Gewaltausbrüchen und diktierte seiner Frau ein Buch, das von seinen überwiegend grausamen Erinnerungen an Nordafrika handelte. Er hinterließ seiner Tochter ein dickes Fotoalbum, voll mit schwarz-weißen Kriegsbildern, aber auch Einblicken in das exotische Leben der Einheimischen, in dem sie schon als Kind gerne blätterte.
Jahrzehnte später nimmt sie den Zug nach Novi Sad in Serbien, wo ihr Vater bei den Jesuiten ein Seminar besuchte. Die Spurensuche inszeniert die österreichische Regisseurin Elfi Mikesch in einem ruhigen, von suggestiver Musik begleiteten Fluss aus Rückblenden, Gesprächen mit den Geistern der Vergangenheit, Fotografien und Kommentaren der Hauptfigur aus dem Off. Eva Mattes entwirft sie als selbstbewusste, unerschrockene Zeitreisende, die sich in die Geschichte der Kolonialkriege einarbeitet, um die Ereignisse und Personen auf den alten Dokumenten besser einordnen zu können. Krankheit und Tod, die ihre frühesten Jahre begleiteten und sie Zuflucht in märchenhaften Tagesträumen suchen ließen, prägen ihr künstlerisches Schaffen, wenn sie etwa im Schlachthaus fotografiert und das Zucken des warmen Fleisches studiert. Dann schweifen ihre Gedanken wie von selbst zu ihrem Vater, der Fleisch in einem Beiwagen transportierte.
Natürlich setzt diese meditative Bilderreflexion auf die Macht verstörender Szenen, die das Morden in Marokko oder Algerien aufgreifen und Leichenberge oder die zur Schau gestellten Köpfe von Hingerichteten zeigen. Dazwischen triumphiert das Wort in den Erzählungen einer Handvoll Personen, die dem Vater in seiner belastenden Zeit als Legionär begegnet sind. Martin Wuttke spielt ihn als Gefangenen eines Traumas, das er mit sinnlosen Züchtigungen seiner Kinder zu bewältigen versucht, als paranoiden, selbstmordgefährdeten Tyrann, der seine blutigen Taten nicht abzuschütteln vermag. Diesen unberechenbaren Unruhevirus hat er an seine erwachsene Tochter vererbt. Sie traumwandelt durch die Realität und befragt sie zugleich mit nüchterner Schärfe.
Antworten findet die Tochter in Serbien nicht, nur Abwehr gegen eine einst imperiale Geschichte, die in der Region seit dem Ersten Weltkrieg nur Leid verursacht hat. Momente des Aufatmens in Kirchen entpuppen sich für die Trauernde plötzlich als albtraumhafte Jenseitsbühnen, auf denen der Vater das Kommando an sich reißt und seinen christlich konnotierten Fleischzüchtigungsfantasien freien Lauf lässt. Dennoch könnte dieser Sog aus historischen Exkursen, Wüstenoasen und Generationskonflikten ewig weitergehen, was vor allem der surrealen Magie der Kamera zu verdanken ist und einem Schnitt, der das Geschehen nie ins Konfuse abgleiten lässt. Am Ende beobachtet Eva Matthes einen sich selbst genügenden Fluss. Kein aufdringlicher Geist stört sie. Auch die guten Toten nehmen eine Auszeit. Sie wirkt befreit von der Last ihrer Dämonen.
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