Elena hat das beengte Leben bei der Mutter ihres Freundes satt. Obwohl beide studiert haben, kommen sie in Athen kaum über die Runden. Als ihr schlecht bezahlter Putzjob in einem Hotel gekündigt wird, nimmt sie das Angebot einer Freundin an, in Frankfurt in einem Club zu arbeiten. Ihr an Griechenland hängender Freund ist nicht begeistert, lässt sie aber in der Hoffnung ziehen, mit dem in Deutschland erarbeiteten Geld später vielleicht eine bessere Zukunft haben zu könnten. Als Elena bei einer Gesundheitsuntersuchung aber erfährt, dass sie schwanger ist, muss sie ihre Pläne ändern und einen anderen Job suchen, um eine Abtreibung finanzieren zu können. Ein gut situiertes Paar akzeptiert die studierte Germanistin als Babysitterin. Die Mutter des Kindes möchte von ihrem betuchten Mann nicht abhängig sein und steigt nach der Elternzeit wieder in ihren Job ein. Gleichzeitig aber wird Tessa von Gewissensbissen geplagt, weil sie nicht genug Zeit mit ihrer Tochter verbringt.
Der jungen Griechin begegnet sie zunächst mit ständiger Kontrolle und Kritik. Erst als ihr Mann sie darauf aufmerksam macht, dass sie den Stress aus der Arbeit auf Elena projiziert, ändert sich ihr Befehlston. Die beiden Frauen kommen sich näher und vereinbaren sogar, dass sich Elena unter der Adresse des Paars anmelden darf, um eine Krankenversicherung abschließen zu können. Doch dann passiert einen folgenschweren Fehler. Während Elena in einer Bäckerei einkauft, verschwindet das Kind aus dem Babywagen. In panischer Angst vor den Konsequenzen steigt Elena in einen Zug Richtung Athen. Gefolgt von Tessa, die zwischen Hysterie und unerbittlicher Zielgerichtetheit bei der Suche vor Ort mit der griechischen Misere konfrontiert wird.
Regisseur Christian Zübert erzählt zeitversetzt in Kapiteln und aus zwei Perspektiven, ohne dass sich diese Stilmittel zu sehr in den Vordergrund schieben würden. Vor allem für die großartige Jördis Triebel als Tessa ist das zwischen Ruhemomenten, Hoffnung auf Glück und bitterer Realität wechselnde Drama ein Geschenk. Sie läuft im zweiten Teil zur Höchstform auf, wie sie als Verzweifelte durch die Athener Straßen taumelt und Zettel mit Elenas Foto verteilt, sich von Betrügern zusammenschlagen lässt und mit den Behörden anlegt, immer in Kampfhaltung, getrieben von eruptiven Gefühlsausbrüchen. An den Gründen für Elenas Handeln oder gar ihren Lebensumständen ist Tessa nicht interessiert. Als sie von ihrer Schwangerschaft hört, steigert das nur ihre Wut. Selbst als Elena nach einem Sturz zu verbluten droht, leiste sie nur unwillig Hilfe. Eine unversöhnliche Mitteleuropäerin, die liberale Floskeln als Lippenbekenntnisse vor sich her trägt, aber keinen Millimeter von ihrem möglichst perfekten Lebensentwurf abbringen lässt, die ihr Kind, das sie im Alltag kaum sieht, wie eine Löwin verteidigt und am Ende auch noch als Siegerin aus der Krise hervorgeht.
Die Lust, die Qual, die Energie dieser ambivalenten Frauenfigur fängt der Film in allen Schattierungen ein. Er funktioniert aber auch als einfühlsame Studie über ein geteiltes Europa, in dem sich die Sehnsüchte der Frauen auf eine eigenständige Existenz ähneln, aber die Möglichkeiten ihrer Erfüllung zunehmend auseinanderdriften.