Dokumentarfilm über die 1902 geborene deutsche Rabbinerin Regina Jonas, die 1944 in Auschwitz ermordet wurde. Die subtile Montage aus Dokumenten, Ausschnitten aus zeitgenössischen Filmen und anderen Zeugnissen rekonstruiert collageartig Leben und Umfeld des ersten weiblichen Rabbiners, von dem nur ein einziges Foto erhalten ist. So wird der Lebensweg einer energischen Frau aus dem Berliner Scheunenviertel nachvollziehbar, die Fluchtmöglichkeiten nach England ausschlug, weil sie die Verfolgten des NS-Regimes nicht im Stich lassen wollte.
- Sehenswert ab 14.
Regina Jonas - die erste Rabbinerin der Welt
Dokumentarfilm | Ungarn/Großbritannien/Deutschland 2013 | 63 Minuten
Regie: Diana Groó
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Filmdaten
- Originaltitel
- REGINA
- Produktionsland
- Ungarn/Großbritannien/Deutschland
- Produktionsjahr
- 2013
- Produktionsfirma
- Katapult Film/Malcah Prod./Time Prints Media
- Regie
- Diana Groó
- Buch
- Diana Groó
- Kamera
- Sándor Kardos
- Musik
- Dániel Kardos
- Schnitt
- Ágnes Mógor
- Länge
- 63 Minuten
- Kinostart
- 15.11.2015
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 14.
- Genre
- Dokumentarfilm
Dokumentation über die in Auschwitz ermordete, erste weibliche Rabbinerin Regina Jonas
Diskussion
Der Dokumentarfilm „Regina Jonas“ erinnert an die 1902 geborene deutsche Rabbinerin Regina Jonas, die 1944 im KZ Auschwitz-Birkenau ermordet wurde. Sie stammte aus armen Verhältnissen. 1902 als Tochter eines jüdisch-orthodoxen Hausierers geboren, wuchs sie in den dunklen Hinterhöfen des Berliner Scheunenviertels auf. Trotzdem besuchte sie die höhere Schule, studierte ab 1924 an der liberalen Hochschule für die Wissenschaft des Judentums und wurde 1935 zur Rabbinerin ordiniert.
Als die ungarische Filmemacherin Diana Groó vor neun Jahren mit den Arbeiten für das Porträt dieser ungewöhnlichen Frau begann, hatte sie zunächst nichts weiter als ein Foto. Darauf trägt Jonas einen Talar und eine Samtkappe und schaut ernst in die Kamera. Auf die Grundstruktur des Films stieß Groó in der 2003 erschienenen Biografie „Regina Jonas. Die weltweit erste Rabbinerin“ von Elisa Klapheck. Fünf Jahre lange suchte die junge Regisseurin dann Archivmaterial, Fotos und Filmaufnahmen, die das Umfeld ihrer Protagonistin in den 1920er-, 1930er- und 1940er-Jahren beschreiben, um damit das Leben und den zeitgeschichtlichen Kontext zu rekonstruieren. Zeitgeschichte und individuelles Schicksal werden als Parallelmontage präsentiert.
„Regina Jonas“ ist ein außergewöhnlicher Dokumentarfilm, eine spannende, fast poetische Montage von Dokumenten, unterschiedlichen Bildmaterialien und Originaltexten. Manches davon ist bekannt, etwa Szenen aus zeitgenössischen Dokumentarfilmen wie „Berlin – Die Sinfonie der Großstadt“ (1927), „Menschen am Sonntag“ (fd 9252, 1928) oder NS- Propagandamaterial. Viele Aufnahmen wirken privat, fast familiär, da die Regisseurin auch Amateuraufnahmen jüdischer Familien aus den 1930er- und 1940er-Jahren zu Tage förderte.
Im „Centrum Judaicum“ in Berlin stieß Groó auf eine wichtige Sammlung persönlicher Dokumente, die Regina Jonas noch vor ihrer Deportation ins Konzentrationslager Theresienstadt gesammelt und der jüdischen Gemeinde übergeben hatte: Ein Foto, ihre Ordinationsurkunde, Zeitungsartikel, theologische Schriften, aber auch private Briefe, Liebesbriefe eines Rabbis aus Hamburg. Der war 35 Jahre älter als Jonas und blieb ebenso wie sie bei seiner Gemeinde. Die beiden hatten, so Groó, „eine schöne Liebesgeschichte, die 1938 begann, eigentlich in einer historisch ganz schlimmen Zeit. Er war sehr stolz, dass sie die erste Rabbinerin war, schätzte sie sehr, und das prägte ihre Liebe.“
Fast collageartig wird der Lebensweg einer vitalen, energischen Frau nachgezeichnet, die nach ihrer theologischen Ausbildung für ihre Rechte innerhalb der jüdischen Gemeinschaft kämpft, während in ihrer Heimatstadt der NS-Terror immer mehr eskalierte. „Regina Jonas“ zeigt eine Frau, die auch in schwierigsten Momenten weiter versuchte, den Verfolgten mit ihren Predigten Mut zu machen. Obwohl sie Deutschland durchaus hätte verlassen können, blieb sie bei ihrer Gemeinde. Die letzten Bilder führen nach Theresienstadt, wo Regina Jonas ihre letzten beiden Lebensjahre vor ihrem Tod in Auschwitz verbrachte. Trotz aller Tragik ist der Film allerdings mehr ein Lobgesang auf das Leben denn ein Resignieren vor dem Tod, mehr ein Film übers Überleben als über den Holocaust.
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