Zwei Männern fällt im Wald ein Auto vor die Füße, in dem ein vermeintlich toter Mann und eine Tüte voller Geld liegen. Viel ist es nicht, aber es würde reichen, um sie aus einer gewissen Notlage zu befreien. In Rückblicken schildert die lakonische Komödie die Herkunft des Funds, während sich auf der Handlungsebene sechs Kleinstädter heillos dabei verheddern, mit Hilfe des Geldes ihrem deprimierenden Alltag zu entfliehen. Der Film zeigt das aussichtslose Strampeln mit viel Sympathie und großer Ruhe; daraus erwächst ein fatalistischer Humor, der sich wunderbar mit den slapstickartigen Wendungen verbindet. (O.m.d.U.)
- Ab 16.
Bad Luck
Tragikomödie | Österreich 2015 | 80 Minuten
Regie: Thomas Woschitz
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Filmdaten
- Originaltitel
- BAD LUCK
- Produktionsland
- Österreich
- Produktionsjahr
- 2015
- Produktionsfirma
- KGP Kranzelbinder Gabriele Produktion
- Regie
- Thomas Woschitz
- Buch
- Thomas Woschitz
- Kamera
- Enzo Brandner
- Musik
- Manfred Plessl · Oliver Welter
- Schnitt
- Hannes Starz
- Darsteller
- Valerie Pachner (Dagmar) · Markus Schwärzer (Robert) · Thomas Oraže (Lippo) · Christian Zankl (Rizzo) · Josef Smretschnig (Karl)
- Länge
- 80 Minuten
- Kinostart
- 02.07.2015
- Fsk
- ab 16 (DVD)
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Tragikomödie
- Externe Links
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Heimkino
Schwarzhumoriges Drama auf den Spuren der Coen-Brüder aus Österreich.
Diskussion
Dass es in der Provinz nur so von Existenzen wimmelt, die ausbrechen wollen und auf ihrem Weg in ein anderes Leben manches Malheur durchzustehen haben, wurde schon öfters erzählt. Doch trotz des nicht gerade originellen Plots schafft es der österreichische Filmemacher Thomas Woschitz mit einem simplen Trick, aufs Neue zu bannen. Seine vom Pech verfolgten Figuren, die mit ihren prägnanten Physiognomien allesamt dem Universum der Coen-Brüder entstammen könnten, sprechen Kärntner Dialekt – und denken auch so. Ein kurioses Schauspiel, das der Untertitel bedarf, um Uneingeweihte nicht zu verschrecken.
Alles in dieser mit Rückblenden routiniert arbeitenden Tragikomödie dreht sich ums Geld. Eine verschuldete Angestellte einer Tankstelle überfällt ihre eigene Werkstatt. Der Mitarbeiter eines Wettbüros verliert nach 15 Jahren seinen Job und sinnt auf Rache. Einen Werkstattbesitzer verschlägt es mit seinem kauzigen Freund in den Wald, wo ihnen urplötzlich ein Auto vor die Füße fällt. Drinnen kämpft der Fahrer um sein Leben. Interessanter ist für die beiden jedoch eine Plastiktüte, in der sie eine Menge Geldscheine finden. Die beiden Männer können das himmlische Angebot nicht ablehnen. Sie lassen den Schwerverletzten liegen und macht sich mit dem Geld davon.
Von nun an läuft der Episodenfilm über drei Tage gestreckt rückwärts. Mit reichlich Abzweigungen zu den beiden anderen Plots, die ähnlich unglücklich auf ein Desaster zusteuern. An der Tankstelle kreuzen sich die Wege der vier traurigen Gestalten, die vergeblich versuchen, das eigene Schicksal in die Hand zu nehmen. Zu wacklig und verzweifelt sind ihre Methoden, um nicht in die Falle der Gesetzesübertretung zu tappen. Ein Plan B existiert nicht. Kommt der Zufall samt unwahrscheinlichster Verkettungen ins Spiel, wächst der Versuch einer Selbstverwirklichung allen schnell über den Kopf.
Dank des Lokalkolorits und des Einsatzes von Laien aus der Umgebung des Drehorts schwankt der Film zwischen Hyperrealismus und schwarzhumoriger Groteske. Nicht jede Verschrobenheit auf den Spuren von Jim Jarmuschs „Down by Law“ (fd 25 870), einem Ausbrecherfilm mit umgekehrten Vorzeichen, oder den lethargischen Antihelden von Aki Kaurismäki lässt schmunzeln. Auch der Unsinn, den Figuren Sätze wie „Das Leben ist nicht fair“ in den Mund zu legen, in denen sich die Handlung tautologisch spiegelt, schmälert deren Verlierercharme. Wenn der Dorfpolizist aber statt durchzugreifen seine netten Nachbarn fast solidarisch in die Arme schließen will, schlägt die den allgemeinen Stillstand verstärkende Lakonie in komischste Funken um.
In dem Wirrwarr all der nicht eingelösten Versprechungen könnte es doch noch eine Hoffnung auf ein Entkommen geben. Ein aus der Zeit gefallener Bus mit Sinti und Roma, aus dem wilde Balkan-Musik tönt, durchquert das Niemandsland. Hin und wieder sitzt einer der Glückssucher darin. Doch statt den Ausstieg zu verschlafen, nimmt er an der nächsten Haltestelle die Ausfahrt in den altbekannten Trott.
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