A Young Doctor's Notebook & Other Stories

Drama | Großbritannien 2013 | 91 (4 Folgen) Minuten

Regie: Robert McKillop

Russland 1918: In ein Provinzkrankenhaus dringen in Form Verwundeter und Truppen sowohl der Weiß- als auch der Rotgardisten die Ausläufer der Revolution vor. Der verantwortliche junge Arzt ist zwar mehr mit seiner alltäglichen Elendsarbeit, seiner Morphiumsucht und seiner Liebe zu einer jungen Adligen als mit der großen Politik beschäftigt; trotzdem kann er sich den Ereignissen nicht entziehen. Auch sein älteres Selbst, das versucht, mit Ratschlägen seinem Leben eine bessere Richtung zu geben, ist da nicht sehr hilfreich. Zweite Staffel einer brillanten (Fernseh-)Miniserie, die als makabre Satire auf die Revolutionszeit auf einem Text von Michail Bulgakow fußt. Sie entwickelt die Ereignisse und Figuren aus der ersten Staffel ("A Young Doctor's Notebook", 2013) konsequent weiter. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
A YOUNG DOCTOR'S NOTEBOOK - SEASON 2
Produktionsland
Großbritannien
Produktionsjahr
2013
Produktionsfirma
Big Talk Prod.
Regie
Robert McKillop
Buch
Mark Chappell · Alan Connor · Shaun Pye
Schnitt
Mark Henson
Darsteller
Daniel Radcliffe (Junger Dr. Vladimir Bomgard) · Jon Hamm (Älterer Dr. Vladimir Bomgard) · Rosie Cavaliero (Pelageya) · Adam Godley (Der Feldsher) · Vicki Pepperdine (Anna)
Länge
91 (4 Folgen) Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama | Tragikomödie

Heimkino

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Die Miniserie „A Young Doctor’s Notebook“ und ihre zweite Staffel, „A Young Doctor’s Notebook & Other Stories“ treiben ein tiefschwarzes Spiel. In der britischen Serie strampelt sich ein frischgebackener Arzt (Daniel Radcliffe) im Russland des Jahres 1917 daran ab, in einem ihm fremden Umfeld die übergroßen Fußstapfen eines Vorgängers auszufüllen – und scheitert auf ganzer Linie.

Diskussion

Beinamputationen an Kindern, offene Bauchwunden und abgefrorene Gliedmaßen sind per se nicht komisch. Die Miniserie „A Young Doctor’s Notebook“ und ihre zweite Staffel, „A Young Doctor’s Notebook & Other Stories“, die kürzlich auf DVD und BD erschienen ist, treiben trotzdem ihr satirisches Spiel damit – ein tiefschwarzes und makabres. In der ersten Staffel der britischen Serie strampelt sich ein frischgebackener Arzt (Daniel Radcliffe) im Russland des Jahres 1917 daran ab, in einem ihm fremden Umfeld die übergroßen Fußstapfen eines Vorgängers auszufüllen – und scheitert auf ganzer Linie. Zwar hatte der junge Mediziner im fernen Moskau als Jahrgangsbester sein Studium abgeschlossen, doch in der Realität des winzigen Provinz-Hospitals, dessen Leitung er übernimmt, scheint sein erworbenes Wissen wenig zu helfen angesichts des aus Armut und Unwissenheit gespeisten Elends. In Staffel 2 setzt sich die Talfahrt fort, nichts zuletzt deshalb, weil eine Morphiumsucht das Berufsethos des jungen Mannes allmählich ausgehöhlt hat. Und das, obwohl er es hätte besser wissen müssen, versucht doch sein eigenes älteres Selbst (Jon Hamm), dem in den 1930er-Jahren die Sucht das Karriere-Aus und Haft eingetragen hat, ihm ratend und helfend zur Seite zu stehen, um die Abwärtsspirale abzuwenden. „A Young Doctor’s Notebook“ und „A Young Doctor’s Notebook & Other Stories“ beruhen auf frühen Erzählungen des Schriftstellers Michail Bulgakow („Der Meister und Margarita“); dieser verarbeitete darin eigene Erfahrungen als junger Arzt in der Revolutionszeit und publizierte sie in einem medizinischen Fachjournal. Während die erste Staffel Motive aus verschiedenen Erzählungen verwendete, speist sich die Fortsetzung weitgehend aus dem Text „Morphine“, erweitert durch Ideen der Serienautoren. Obwohl es sich bei den Folgen – pro Staffel 4 à 25 Minuten – nur um Vignetten handelt, runden sich Inhalt und Erzähltonfall beider Staffeln zu einer Einheit; die dichten Episoden folgen einem fortlaufenden Handlungsstrang, der eine Art absurden „Entwicklungsroman“ auf zwei Ebenen beschreibt: Anstatt eines Reifungsprozesses macht der junge Arzt einen Abstumpfungsprozess durch; die bedrückenden Verhältnisse erweisen sich als zu übermächtig für den idealistischen Jungen, der in Staffel 2 durch die Sucht und die Wirrnisse der Liebe – er verliebt sich in eine junge Aristokratin, die vor den Rotgardisten auf der Flucht ist, und verrät seine Beziehung zur gutherzig-bodenständigen Schwester Pelageya – immer mehr den Boden unter den Füßen verliert und moralisch vor die Hunde geht. Der ältere Doktor wiederum ist in Staffel 2 zwar von der Sucht kuriert und scheint im Güterwagon eines Zuges, den er sich mit einem Landstreicher teilt, einer neuen Zukunft entgegenzufahren; im Laufe der vier Folgen schwant einem allerdings, dass diese Zukunft alles andere als rosig sein wird. Ein guter Teil des schwarzen Humors speist sich aus makabrer Situationskomik, wenn der überforderte junge Mediziner ums Leben seiner Patienten, die Anerkennung anderer Figuren oder diverse Störungen von außen (einfallende Rotgardisten, eine bevorstehende Inspektion der Arzneivorräte etc.) kämpft. Das erzählerische und inszenatorische Herzstück ist allerdings die tragikomische Reibung zwischen den wunderbaren Hauptdarstellern Hamm und Radcliffe, die im surrealen Clinch miteinander verbal oder auch mal handgreiflich um die Gestaltung der eigenen Existenz ringen, dabei aber beide zu schwach sind, um sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf der Verhältnisse zu ziehen. Flankiert werden sie von einem überschaubaren Reigen an karikierend überzeichneten, aber mit viel Liebe entworfenen Nebenfiguren. Die Oktoberrevolution, die in der ersten Staffel nur als Hintergrundrauschen mitschwingt, in Staffel 2 konkret und blutig in die Welt der isolierten Klinik vordringt, spiegelt sich in der privaten Misere des Doktors auf höchst ironische Weise: der idealistische Versuch, die Welt zu heilen, mündet in einen Schlamassel aus Selbstbetrug und Schuld.

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