Die Wege von vier Menschen aus Senegal kreuzen sich zwischen Turin, Dakar und New York, ohne dass sie je aufeinandertreffen. Eine facettenreiche, aufmerksam beobachtete Studie über das Phänomen der Migration sowie über Senegal im Spiegel der Diaspora, bei der die Geschichten und Orte eine universelle Erzählung über das An- und Weiterkommen in einem fremden Land formen. Fern von jedem Miserabilismus handelt der Film auch davon, dass in der Gegenwart alle Menschen im Grunde Reisende sind.
- Ab 16.
Unterm Sternenhimmel
Drama | Frankreich/Senegal 2013 | 86 Minuten
Regie: Dyana Gaye
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Filmdaten
- Originaltitel
- DES ÉTOILES
- Produktionsland
- Frankreich/Senegal
- Produktionsjahr
- 2013
- Produktionsfirma
- Andolfi Prod./Centrale Electrique/Cinékap/Rouge International/Ezekiel Film Prod.
- Regie
- Dyana Gaye
- Buch
- Cécile Vargaftig · Dyana Gaye
- Kamera
- Irina Lubtchansky
- Musik
- Baptiste Bouquin
- Schnitt
- Gwen Mallauran
- Darsteller
- Ralph Amoussou (Tyler/Thierno) · Marème Dembaly (Sophie) · Souleymane Seye Ndiaye (Abdoulaye) · Babacar M'Baye Fall (Serigne) · Mata Gabin (Rose)
- Länge
- 86 Minuten
- Kinostart
- 15.01.2015
- Fsk
- ab 6; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Drama
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Veröffentlicht am
15.01.2015 - 00:00:00
Diskussion
Vier Personen, die in Verbindung stehen, ohne für die Dauer des Films in Kontakt zu treten, formieren nach den Worten der Regisseurin Dyana Gaye so etwas wie ein „Sternbild“. Sie wandern zwar allein in ihren Bahnen, doch zusammen betrachtet umzirkeln sie all die Wünsche, Hoffnungen, Enttäuschungen, Gewinne und Verluste, die eine Migration mit sich bringen kann. Die Geschichten und Orte verflechten sich mit Hilfe vieler „Match Cuts“ fließend zu einer universellen Erzählung über das An- und Weiterkommen in einem fremden Land.
Die Perspektive von Gaye, einer Französin mit senegalesisch-italienisch-malischen Wurzeln, ist dabei von Grund auf optimistisch. Selbst mit vielen Sprachen und Kulturen aufgewachsen, schenkt Gaye ihren Protagonisten, die alle aus dem Senegal stammen und nun versuchen, in anderen Ländern Fuß zu fassen, nicht nur eine selbstverständliche (und teils wachsende) Mehrsprachigkeit, sondern zudem die Gabe, die Verwirrungen im neuen Land mit Interesse anzunehmen, sich von ihnen zu befreien oder sie gar zu meistern, um zu selbstbestimmten Entscheidungen zu gelangen. Nach der auf Festivals vielbeachteten 48-minütigen Musicalkomödie „Un transport en commun“ (2009), die den senegalesischen Alltag in den Sammeltaxis zwischen Dakar und St. Louis fröhlich und humorvoll reflektiert, liefert Dyana Gaye so mit „Unterm Sternenhimmel“ einen weiteres Werk, das nichts vom Miserabilismus hat, der europäische bzw. europäisch-koproduzierte Filme mit afrikanischen Thematiken oftmals umweht.
Freilich zeigt „Unterm Sternenhimmel“ dennoch deutlich die Schattenseiten von Migration. Besonders das Risiko, fremd in der eigenen Familie zu werden, wie es z.B. der Figur des Abdoulaye geschieht, der um des Geldes willen erst die Frau, dann die Geliebte und schließlich seine Landsleute verprellt. Eine Reihe von Nebenfiguren komplettieren als kurze Aperçus das Bild: Der in New York gestrandete Hurricane-Katrina-Obdachlose, die Prostituierten in Turin, die illegalen Arbeiter auf Baustellen. Ohne große Verrenkungen anzustellen, getragen von starken Hauptdarstellern, gelingt Dyana Gaye mit einem „kleinen“ Film eine erstaunlich facettenreiche Etüde des Phänomens Migration und über den Senegal der Gegenwart aus Sicht seiner Diaspora - mit der Botschaft, dass wir im Grunde genommen heute alle Reisende sind.
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