True Detective - Staffel 1
Krimi | USA 2014 | 439 (acht Episoden) Minuten
Regie: Cary Fukunaga
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Ein rätselhafter, brutaler Mordfall führt 1995 in Louisiana zwei gegensätzliche Detectives zusammen, einen nihilistischen Einzelgänger und einen scheinbar solide im Leben stehenden Familienvater. Durch die Ermittlungen werden die beiden immer stärker auch mit ihren eigenen inneren Dämonen konfrontiert, was ans Licht kommt, als der Fall 2012 noch einmal aufgerollt wird. Erste Staffel einer großartig geschriebenen Fernsehserie, die vordergründig einen konventionellen Krimiplot erzählt, weit mehr aber an ihren vielschichtigen Hauptfiguren interessiert ist, denen die meisterliche Schauspielkunst von Matthew McConaughey und Woody Harrelson ein unvergessliches Profil verleiht. Raffiniert in der Inszenierung und Montage der Zeitebenen, beeindruckt die Serie auch mit atmosphärischen Bildern eines moralisch verdorbenen US-amerikanischen Südens.
- Sehenswert ab 16.
Filmdaten
- Originaltitel
- TRUE DETECTIVE - SEASON 1
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2014
- Produktionsfirma
- Anonymous Cont./Lee Caplin/Picture Ent./Passenger
- Regie
- Cary Fukunaga
- Buch
- Nic Pizzolatto
- Kamera
- Adam Arkapaw
- Musik
- T-Bone Burnett
- Schnitt
- Alex Hall · Affonso Gonçalves · Meg Reticker
- Darsteller
- Matthew McConaughey (Detective Rust Cohle) · Woody Harrelson (Detective Marty Hart) · Michelle Monaghan (Maggie Hart) · Michael Potts (Detective Maynard Gilbough) · Tory Kittles (Detective Thomas Papania)
- Länge
- 439 (acht Episoden) Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 16
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 16.
- Genre
- Krimi
- Externe Links
- TMDB
Heimkino
Die Extras umfassen u.a. Audiokommentare für Episode 4 und 5 von Autor/Produzent Nic Pizzolatto, Filmkomponist T Bone Burnett und Produzent Scott Stephens sowie ein Feature mit zwei im Film nicht verwendeten Szenen (10 Min.) zu den Episoden 3 und 8.
Eine Krimiserie schickt zwei Cops auf einen Ermittlungs-Höllentrip durch einen moralisch versumpften US-Süden. Bei der Suche nach dem oder den Mördern geht es nicht nur um Sühne für unmenschliche Verbrechen, es geht auch ums „Seelenheil“ der Detectives, die wie zwei beschädigte Kreuzritter nicht nur gegen unheilige äußere Zustände, sondern auch gegen innere Dämonen antreten müssen.
Diskussion
Er sei doch ein Christ, fragt Cop Marty Hart seinen neuen Partner Rust Cohle in der ersten Folge. Cohle verneint. In seiner kahlen Wohnung hängt zwar an der Wand ein Kreuz, aber das sei nur zum Meditieren da. Den Glauben hält Cohle für einen Selbstbetrug: für den verzweifelten Versuch, die Tatsache zu verdrängen, dass der Mensch eine in ein sinnfreies Dasein geworfene Laune der Natur ist. Hart gehen diese nihilistische Einstellung seines Partners und die philosophischen Betrachtungen, in die er sie packt, gehörig gegen den Strich. Hart schätzt übersichtliche, stabile Verhältnisse, ob es um religiöse Sinnsysteme oder um Gesellschaftsstrukturen wie die Familie geht. Nichtsdestotrotz stellt sich bald heraus, dass auch Hart nicht gar so solide ist, sondern seine eigenen Abgründe hat.
Die beiden unterschiedlichen Detectives werden in der ersten Staffel der HBO-Erfolgsserie in acht je 55-minütigen Episoden mit einem schauerlichen Fall konfrontiert. In einem abgebrannten Zuckerrohrfeld in Louisiana wird eine nackte Frauenleiche gefunden, die einem Ritualmord zum Opfer gefallen zu sein scheint: Mit einem Hirschgeweih auf dem Kopf und einer seltsamen Zeichnung auf dem Rücken wurde ihr Körper kniend vor einem Baum arrangiert. Ein Mord mit satanistischem Hintergrund? Das Werk eines gestörten Einzeltäters? Oder doch nur die Spitze eines noch schauerlicheren Eisbergs? So drastisch dieser Fall auch ist, tritt der Krimi-Plot doch in den Hintergrund gegenüber dem Interesse an den von Matthew McConaughey und Woody Harrelson verkörperten Hauptfiguren. Bei der Suche nach dem oder den Mördern geht es nicht nur um Sühne für unmenschliche Verbrechen, es geht auch ums „Seelenheil“ der Detectives, die wie zwei beschädigte Kreuzritter nicht nur gegen unheilige äußere Zustände, sondern auch gegen innere Dämonen antreten müssen. Dem leistet auch die Erzählstruktur Vorschub, die die Entwickung der Figuren über 17 Jahre hinweg vor Augen führt. Die Geschichte der gemeinsamen Ermittlungsarbeit, die in den Jahren 1995 und 2002 angesiedelt ist, wird eingebettet in einen 2012 spielenden Handlungsstrang. In diesem werden die Cops getrennt voneinander zu jenem Fall, der noch einmal aufgerollt werden muss, verhört. Und dabei geht es nicht nur um den Mord, sondern vor allem auch um Persönlichkeitsbilder der ehemaligen Partner und ihre Bewertung der damaligen Zusammenarbeit. Cohle, schon 1995 ein Sonderling, der den Tod seiner kleinen Tochter nie verwunden hat, ist 17 Jahre später ein ausgemergeltes Wrack, das sich weigert, die Befragung ohne ein Sixpack Bier durchzuziehen. Seine und Harts Perspektive aufeinander werden immer wieder nebeneinander und einander gegenübergestellt, und jenseits ihres Falls kristallisiert sich dabei eine Dreiecksgeschichte heraus, deren Angelpunkt Harts Ehefrau (Michelle Monaghan) ist.
Entwickelt und geschrieben von Nic Pizzolatto, geht „True Detective“ mit seinen beiden desolaten Hauptfiguren ebenso ein erzählerisches Risiko ein wie mit der Vernachlässigung des Krimiplots zugunsten der Charakterzeichnungen. Ein Risiko, das sich gelohnt hat. Das ist der schieren Wucht von Pizzolattos Dialogen ebenso zu verdanken wie der Gestaltungskunst McConaugheys und Harrelsons. Ebenso überzeugt die raffinierte Inszenierung von Regisseur Cary Fukunaga („Jane Eyre“, „Sin Nombre“), die durch die Montage der Zeitebenen und die kinotauglichen, atmosphärischen Bilder eines (moralisch) versumpften Louisiana eine Spannung jenseits gängiger Suspense-Dramaturgien erzeugt.
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