Jugendfilm | Schweden/Finnland/Irak 2012 | 93 Minuten

Regie: Karzan Kader

Als zwei irakische Jungen, deren Eltern von den Handlangern Saddam Husseins getötet wurden, den Film „Superman“ sehen, beschließen sie, in die USA zu fliehen. Auf einem Esel machen sie sich auf den gefährlichen Weg zur Landesgrenze, wobei ihnen einige Erwachsene unerwartete Hilfe leisten. Der aufwändig produzierte Film stellt die Flucht der Kinder als spannende Abenteuergeschichte dar, wobei politische Aspekte nur am Rand mitlaufen. Trotz der Orientierung an einer Hollywood-Dramaturgie überzeugt die Inszenierung mit Tiefgang, vor allem auch durch die gut charakterisierten und gespielten Kinderfiguren. - Ab 10.
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Filmdaten

Originaltitel
BEKAS
Produktionsland
Schweden/Finnland/Irak
Produktionsjahr
2012
Produktionsfirma
Sonet Film/Helsinki Film/Film i Väst/SVT/FS Film/AVA Media
Regie
Karzan Kader
Buch
Karzan Kader
Kamera
Johan Holmqvist
Musik
Juhana Lehtniemi
Schnitt
Michal Leszczlowski · Sebastian Ringler
Darsteller
Sarwar Fazil (Dana) · Zamand Taha (Zana) · Diya Mariwan (Helliya) · Suliman Karim Mohamad (Baba Shalid) · Rahim Hussen (Mama Hama)
Länge
93 Minuten
Kinostart
10.04.2014
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 10.
Genre
Jugendfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
edel (16:9, 2.35:1, DD5.1 kurd./dt.)
Verleih Blu-ray
edel (16:9, 2.35:1, dts-HD kurd./dt.)
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Zwei Jungs aus dem Irak sollen in die USA reisen, um Superman zu holen, den sie in dem gleichnamigen Film kennengelernt haben. Jugenddrama mit Tiefgang.

Diskussion
Irak 1990. Der siebenjährige Zana und sein drei Jahre älterer Bruder Dana leben als Waisenkinder auf den Straßen des von Saddam Hussein regierten Sulaimaniyya. Als sie im Kino „Superman“ (fd 21 065) sehen, beschließen sie, nach Amerika zu gehen. Eine abenteuerliche Reise an die Landesgrenze beginnt. Der kurdische Autor und Regisseur Karzan Kader, der selbst als Sechsjähriger mit seiner Familie aus dem Irak floh, ließ sich von eigenen Erfahrungen inspirieren. In der mit hohen Production Values gedrehten schwedisch-finnischen Co-Produktion nimmt er Motive seines Kurzfilmes auf, der 2010 ebenfalls unter dem Titel „Bekas“ an der Stockholmer Filmakademie entstand. Zunächst wird ausführlich der Alltag der beiden Brüder in der zweitgrößten Stadt der Autonomen Region Kurdistan im Nordirak geschildert. Zana und Dana versuchen, in der quirligen Metropole als Schuhputzer zu überleben. Eine Art Zuhause finden sie bei Baba Shalid, dem uralten Besitzer einer Radiowerkstatt. Später erfährt man, dass die Eltern von Zana und Dana von Husseins Handlangern umgebracht wurden. „Superman“ wird für die beiden zur Vision des definitiven Superhelden: Er soll in den Nordirak geholt werden, um Vater und Mutter wieder lebendig zu machen und Saddams Soldaten aus dem Land zu vertreiben. Mit einem Esel, den sie „Michael Jackson“ nennen, machen sich die Beiden auf die Reise, zunächst bis zur Landesgrenze. Von dort geht es dann, unter einem Lastwagen versteckt, über die Grenze und in die ersehnte Freiheit. „Bekas“ setzt den durchaus komplizierten Stoff in eine Abenteuergeschichte um, in der politische Aspekte eher am Rande mitlaufen. Der Film kann deshalb auch ohne besondere Vorkenntnisse verstanden werden. Er verbindet familienkompatibel Hochspannendes wie die Flucht über die Grenze mit Menschelndem, etwa die Begegnungen mit Baba Shalid und anderen Menschen. So entwickelt die Inszenierung genug Tiefgang, um nicht als oberflächliche Anekdote aus Tausendundeiner Nacht zu enden – trotz verharmlosend niedlicher Szenen an dem Checkpoint, die später von auch für junge Zuschauer noch konsumierbarem Ernst konterkariert werden. Dramaturgisch eher am Hollywood- als am Autorenkino orientiert und auf der Tonspur zuweilen mit allzu süßlicher Musik begleitet, wirkt „Bekas“ dennoch authentisch, was vor allem den beiden Kinderdarstellern Zamand Taha und Sarwar Fazil zu verdanken ist. Ihnen sieht man an, wie sie im Laufe der Geschichte von verspielten Jungen zu einer vom Ernst des Lebens gezeichneten Mini-Schicksalsgemeinschaft reifen. Dass die gemeinsame Flucht am Ende fast scheitert, hängt mit den sich ändernden Hormonen des älteren Bruders zusammen: Statt sich auf die Fluchtpläne zu konzentrieren, verliebt sich Dana in die gleichaltrige Helliya, auf die er bereits in Sulaimaniyya ein Auge geworfen hatte und die er an der Grenze wiedertrifft.
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