Ein Kölner Bankangestellter kündigt und begibt sich gemeinsam mit einer Zufallsbekanntschaft auf eine ziellose Reise im VW-Bus Richtung Italien. Auf den Spuren des Grimmschen Märchens vom "Hans im Glück" entwickelt sich ein sympathisch-schräges, mit Herzblut und einem originellen Soundtrack inszeniertes Low-Budget-Road-Movie. Der Film überzeugt immer dort, wo er jeden Realismus fallen und der Fabulierlust freien Lauf lässt, etwa in jenen Sequenzen, in denen die Akteure zu Musical-Sängern mutieren und unter abstrusen Umständen absonderliche Weisen zu Gehör bringen. Die improvisierten Dialoge fallen dabei bisweilen recht holprig aus; auch das Spiel durch ironische Brechungen bis zum unverhohlenen Trash mit den abenteuerlichen Drehbedingungen überzeugt nicht.
- Ab 14.
Hans Dampf
Road Movie | Deutschland 2013 | 96 (24 B./sec.)/92 (25 B./sec.) Minuten
Regie: Jukka Schmidt
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Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2013
- Produktionsfirma
- ehrenmann film
- Regie
- Jukka Schmidt · Christian Mrasek
- Buch
- Jukka Schmidt · Christian Mrasek
- Kamera
- Kawe Vakil
- Schnitt
- Jukka Schmidt · Christian Mrasek · Markus Gaal
- Darsteller
- Fabian Backhaus (Hans Dampf) · Cécile Marmier (Rose) · Mario Mentrup (Django) · Nina Schwabe (Fee) · Jacques Palminger (Giacomo)
- Länge
- 96 (24 B.
sec.)
92 (25 B.
sec.) Minuten - Kinostart
- 29.08.2013
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Road Movie
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
Endlich ist Hans seinen öden Job bei einer Kölner Bank losgeworden und fühlt sich grenzenlos frei. Zumal man ihm den Abschied mit einer ordentliche Abfindung versüßt hat. Reisen möchte er. Aber wohin? In einer Pizzeria entdeckt er ein Foto von der italienischen Amalfi-Küste und ist begeistert. Er kauft dem Inhaber das Bild ab und macht sich mit nichts als einer Stofftasche voller Geld auf den Weg. Gemeinsam mit Rose, einer Zufallsbekanntschaft, die praktischerweise einen VW-Bus und auch gerade nichts Besseres vorhat, geht es gen Süden. Während eines Zwischenstopps bei einem Freund von Hans gefällt es Rose so gut, dass sie da bleibt und ihrem Begleiter ihr Auto verkauft. In Bayern gabelt Hans einen merkwürdigen Anhalter auf, der sich Django nennt und für lange Zeit sein Begleiter wird.
Bis sie bei den norditalienischen Seen ankommen, wechseln sie öfters das Fahrzeug. Wobei sie sich, nach landläufiger Sicht der Dinge, dabei stets verschlechtern. Was Hans jedoch demonstrativ gelassen nimmt. Selbst als Django sich mit dem Rest des Geldes aus dem Staub macht, zuckt er nur mit der Schulter. Schließlich hat er sich in einem Dorf in die geheimnisvolle Fee verliebt.
Es braucht nicht erst das Auftreten dieser Frau mit dem programmatischen Vornamen, bis einem klar wird, dass dieser Film auf den märchenhaften Pfaden von „Hans im Glück“ wandelt. Dennoch hat dieser via Crowdfunding finanzierte Low-Budget-Film mit einer klassischen Märchenadaption kaum etwas gemein. Was die beiden Regisseure Christian Mrasek und Jukka Schmidt in ihrem ersten Langfilm zusammen mit den Laiendarsteller aufführen, ist eher ein schräges romantisches Road Movie, dem man in jeder Sequenz das knappe Budget von 50 000 Euro, aber auch das Herzblut ansieht, mit dem das Ganze entstanden ist. Gleichwohl zieht sich die Reise. Wie Hans und Django mit diversen Fortbewegungsmitteln gen Süden zockeln, ohne wirklich etwas zu erleben, wird zur echten Geduldprobe. Zumal auch die (überwiegend improvisierten) Dialoge nicht sonderlich pointiert ausfallen, auch wenn den Beteiligten hie und da ein lakonischer Wortwechsel gelingt, der direkt aus einem Aki-Kaurismäki-Film stammen könnten.
Am besten ist der Film dort, wo die Macher sich trauen, jeglichen Realismus über Bord zu werfen und ihrer Fabulierlust freien Lauf zu lassen. Etwa in jenen Sequenzen, in denen die Akteure unvermittelt zu Musical-Sängern mutieren und unter abstrusen Umständen absonderliche Weisen zu Gehör bringen. Wie überhaupt der originelle Soundtrack ein Pfund ist, mit dem der Film wuchert. Was den Unterhaltungswert allerdings mindert, ist der Umstand, dass die Regisseure einerseits durch ironische Brechungen bis zum unverhohlenen Trash ein offensives Spiel mit den abenteuerlichen Drehbedingungen und dem knappen Budget treiben, andererseits die romantische (Liebes-)Geschichte und ihre Figuren aber ungeheuer ernst nehmen. Das ist sympathisch, aber irgendwie weder Fisch noch Fleisch.
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