Biopic | Frankreich 2012 | 111 Minuten

Regie: Gilles Bourdos

Spielfilm über den Maler Pierre-Auguste Renoir (1841-1919) in einer späten Phase seines Lebens: Mit einer "Familie" aus Angehörigen, Dienstboten, Modellen und ehemaligen Geliebten hat er sich auf ein Landgut zurückgezogen und malt in der freien Natur. Seine wichtigste Muse ist eine junge Frau, in die sich sein Sohn Jean, der spätere Filmemacher, verliebt, als er aus dem Krieg zurückkehrt und sich auf dem Landgut erholt. Zwar geht es dem Film um den Impressionismus wie auch um die frühe Filmgeschichte; dabei ist er aber weniger an den Künsten und Spannungen interessiert als an der sinnlich-sommerlichen Atmosphäre von Natur und Frauenkörpern. So ist er zwar schön anzusehen, als Künstler-Film aber eher brav. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
RENOIR
Produktionsland
Frankreich
Produktionsjahr
2012
Produktionsfirma
Fidélité Films/Wild Bunch/Mars Films/France 2 Cinéma
Regie
Gilles Bourdos
Buch
Gilles Bourdos · Jérôme Tonnerre
Kamera
Mark Li Ping Bing
Musik
Alexandre Desplat
Schnitt
Yannick Kergoat
Darsteller
Michel Bouquet (Auguste Renoir) · Christa Théret (Andrée Heuschling) · Vincent Rottiers (Jean Renoir) · Thomas Doret (Coco Renoir) · Michèle Gleizer (Aline Renoir)
Länge
111 Minuten
Kinostart
07.02.2013
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Biopic | Künstlerporträt
Externe Links
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Heimkino

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Verleih DVD
Arsenal (16:9, 1.78:1, DD5.1 frz../ DD2.0 dt.)
Verleih Blu-ray
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Diskussion
„Ceux de chez nous“ ist der Titel eines bereits 1915 entstandenen, etwa dreiminütigen Films von Sacha Guitry, der den an Arthritis schwer erkrankten 74-jährigen Pierre-Auguste Renoir bei der Arbeit zeigt. Zu sehen ist der Maler, wie er auf einem Tragsessel sitzt, neben ihm sein jüngster Sohn Claude, der ihm Palette und Pinsel reicht, bevor der Vater mit seiner verkrüppelten Hand Farbe auf die Leinwand tupft. Der Gegensatz zwischen diesem seltenen Filmdokument und den sonnengetränkten Bildern von „Renoir“ könnte natürlich kaum größer sein – einem Films, der das flirrende Licht und die zart-helle Farbigkeit von Renoirs Gemälden auf die Kinoleinwand zu übertragen versucht. Aufschlussreich ist der Verweis auf die flackernden Schwarz-Weiß-Bilder Guitrys dennoch, da die Frühzeit des Kinos in Gilles Bourdos’ frühem Film ebenfalls eine wichtige Rolle spielt. „Kino ist nichts für uns Franzosen“, sagt Pierre Renoir einmal zu seinem Bruder Jean, der sich zu diesem Zeitpunkt nicht im Entferntesten als Filmregisseur imaginiert, vielmehr von sich behauptet, ohne Träume und Ambitionen zu sein. Auch sein Vater scheint nicht viel vom neuen Medium zu halten; für ihn bedeutet Kunst, mit den Händen etwas Bleibendes zu schaffen. Von diesen Randbemerkungen einmal abgesehen, setzt Bourdos an die Schnittstelle von Malerei und Kino keinen medienspezifischen Konflikt, vielmehr eine Figur, die den Übergang von einem ins andere Medium buchstäblich verkörpert: die 15-jährige Andrée Heuschling, letzte Muse von Pierre-Auguste Renoir und erste seines Sohnes Jean; als Catherine Hessling spielte sie die Hauptrolle in den ersten fünf Filmen von Jean Renoir. Durch die Augen Andrées, eines „Mädchens von Nirgendwo“, betritt der Film die Welt des berühmten Malers, der mit seiner Gefolgschaft ein großzügiges Anwesen an der Côte d’Azur bewohnt – ein familienähnlicher Zusammenschluss aus Söhnen, Dienstmädchen, ehemaligen Modellen und ehemaligen Geliebten; die Übergänge sind fließend. Die Außenwelt ist in „Les Colettes“ ebenso fern wie in Renoirs Gemälden, deren bevorzugtes Thema der Akt im Freien war, umrahmt von einer idyllischen, geradezu paradiesischen Natur. Beides, Natur und weiblicher Körper, sind auch in „Renoir“ das visuelle Zentrum. Sensualistisch fängt die Kamera etwa das raschelnde Blätterwerk sowie Andrées orange-rotes, vom Sonnenlicht erleuchtetes Haar ein, kaum satt sehen kann sie sich an ihrer samtig schimmernden Haut. Pierre-Auguste Renoir, gelähmt von seiner Krankheit und dem Verlust seiner Frau, gewinnt durch das junge Modell, das sich von der ehrfürchtigen Umgebung des Malergenies wenig beeindruckt zeigt, neuen Tatendrang. Täglich lässt er sich von seinen Dienstleuten mit dem Tragsessel über Wiesen und durch Flussbetten schleppen, um in der freien Natur zu malen; es entstehen seine späten Gemälde. Parallel dazu erzählt der Film von einem anderen Renoir: von Jean, der verwundet aus dem Kriegseinsatz zurückkehrt und sich auf „Les Colettes“ erholt, und sich in Andrée verliebt. Auf ihre Initiative schlägt er (durch Vincent Rottiers unmanieriertes Spiel mit Abstand die greifbarste Figur) seine Laufbahn als Filmemacher ein. Auch wenn „Renoir“ einige interessante Themen versammelt – neben der Frühzeit des Kinos ist es vor allem der um den Maler sich gruppierende kollektive Zusammenhang, ohne den Renoirs künstlerische Produktion schlichtweg nicht funktioniert hätte –, ist der Film hauptsächlich an der Herstellung von sinnlichen Atmosphären interessiert; all das freilich innerhalb der Grenzen des gepflegten Geschmacks, hübsch, gediegen – und ein bisschen langweilig. Auf Dauer ermüdend sind etwa die kreisenden Kamerabewegungen um Mädchenkörper und Leinwände, äußerst konventionell auch, was der Film über Renoirs Malerei zu erzählen vorgibt – als ginge es beim Impressionismus tatsächlich nur um das Abpinseln schöner Mädchen in schöner Landschaft. An Kunst ist „Renoir“ ohnehin nicht interessiert, an optischen Effekten dagegen schon, wie eine Einstellung zeigt, in der ein Farbpinsel in Nahaufnahme in ein Wasserglas getaucht wird und eine fließend-schlierige Farbwolke hinterlässt. Mit der Realität des Kriegs, aus dem zwei seiner Söhne gezeichnet zurückkehrten, wollte sich Renoir nicht befassen. Überliefert ist sein Ausspruch: „Ich male schöne Bilder, weil es schon genug Hässliches auf der Welt gibt.“ Ein Eskapismus, dem Gilles Bourdos allzu brav nacheifert.
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