Dokumentarischer Konzertfilm über das mythisch verklärte "Last Concert" von James Murphy und seiner Band LCD Soundsystem im Madison Square Garden 2011, der elf von insgesamt 29 aufgeführten Songs enthält und lose um das bekannteste Stück "Losing My Edge" gruppiert ist. Der Film begleitet Murphy in den Stunden vor und nach der finalen Show und collagiert diese Bilder mit einem Interview des Konzeptkünstlers, dessen melancholische Indie-Dance-Punk-Musik den Nerv seiner Generation traf. Ein mitreißender Film für Fans von LCD Soundsystem. (O.m.d.U.)
- Ab 14.
Shut up and play the hits
Musikfilm | Großbritannien 2012 | 109 (24 B./sec.)/104 (25 B./sec.) Minuten
Regie: Will Lovelace
Kommentieren
Filmdaten
- Originaltitel
- SHUT UP AND PLAY THE HITS
- Produktionsland
- Großbritannien
- Produktionsjahr
- 2012
- Produktionsfirma
- Pulse Films/Killer Films
- Regie
- Will Lovelace · Dylan Southern
- Kamera
- Reed Morano · Spike Jonze
- Musik
- LCD Soundsystem
- Schnitt
- Mark Burnett
- Länge
- 109 (24 B.
sec.)
104 (25 B.
sec.) Minuten - Kinostart
- 06.12.2012
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Musikfilm | Dokumentarfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Diskussion
Am 2.4.2011 feierte das New Yorker Indie-Dance-Punk-Projekt LCD Soundsystem im Madison Square Garden seinen Abschied. Einen Abschied mit Ansage: Auf dem Plakat stand „Last Concert“, und genau das wurde vier Stunden lang zelebriert, bis Musikern wie Fans die Tränen der Trauer und Ekstase in den Augen standen. Insofern kann man sagen: „Shut Up And Play The Hits“ ist „The Band“ (fd 20 850) der aktuellen Generation, nur dass die Musik in diesem Fall ungleich besser ist – und Martin Scorsese jetzt Spike Jonze heißt, der als Kamera-Operateur beteiligt war.
Elf der 29 Songs haben in den Film gefunden, dessen Mitte der größte Hit des LCD Soundsystems markiert: „Losing My Edge“, ein Lied über das Altern des Hipsters. Gerahmt werden die Bilder und Töne des Konzerts durch Material, das in den Tagen vor und nach dem Abend aufgezeichnet wurde, darunter ein Gespräch des „LCD Soundsystem“-Labelchefs James Murphy mit dem Schriftsteller Chuck Klosterman, das als Soundtrack der Impressionen jenseits des Konzerts dient. Murphy veröffentlichte sein Solo-Debütalbum als 35-Jähriger, das live so nachgefragt wurde, dass er die Coverband LCD Soundsystem ins Leben rief, die das Album „on stage“ nachspielte, obwohl sie gar keine „richtige“ Band war. Das klingt wie Konzeptkunst – und ist es auch: Murphy, der im Film stets etwas schluffig wirkt, gilt als einer der klügsten Köpfe der Branche, dessen Interviews mit Gewinn zu lesen sind, von seiner anspielungsreichen, geschichtsbewussten Musik ganz zu schweigen. Als Ü30-Hipster-DJ erlebte er, wie das Internet sein mühsam erarbeitetes symbolisches Kapital „vergesellschaftete“, da immer mehr Musik problemlos verfügbar wurde und das Insider-Wissen zum Resultat einer längeren Internet-Recherche verkam. Genau von dieser Erfahrung handelte „Losing My Edge“ (2002), mit dem Murphy bekannt wurde: „Hip“ ist, wenn man dabei ist, und nicht etwa, wenn man davon gehört hat. Murphy pochte ironisch darauf, stets dabei gewesen zu sein, wenn Pop sein Gesicht veränderte. Aufgrund seines Einstiegsalters und seines für einen Pop-Star ungewöhnlichen Aussehens und Auftretens gab er den reflexiven Star, dem das Startum suspekt ist und der sich der üblichen Album-Tour-Album-Abfolge verweigerte – und trotzdem als einer der „coolsten Menschen des Planeten“ galt. Drei reguläre Alben, diverse Remixe und eine gescheiterte Zusammenarbeit mit Britney Spears folgten bis zur Auflösung des Projekts.
„ Shut Up And Play The Hits“ zeigt den aufgeregten Murphy vor der finalen Show und einen Pop-Star im Ruhestand, der seine ohnehin avancierten Künste im Kaffeekochen verfeinern und ein Buch schreiben will. Es ist ein Film mit einem Musiker im Rampenlicht, der nicht im Rampenlicht stehen will. Hier liegt wohl die einzige Schwäche des Films, der sich primär an die Fans von LCD Soundsystem richtet; Menschen, denen LCD Soundsystem nichts sagt, wird der eigentümliche Reiz, der von James Murphy ausgeht, möglicherweise entgehen. Murphy hat im Lauf der Jahre so viele erstklassige und ausführliche Interviews gegeben, dass das Material, das der Film ausbreitet, zwar atmosphärisch, aber intellektuell eher versponnen und idiosynkratisch wirkt.
Übrigens: Mit „The London Sessions“ ist eine Art „Best of“-Album nach der Auflösung von LCD Soundsystem erschienen. Seit Oktober 2012 ist eine DVD-Box im Handel, die das komplette vierstündige Konzert dokumentiert und zudem längere Interview-Passagen mit Murphy enthält. Im Film antwortet Murphy einmal auf die Frage nach dem größten Fehler seines Lebens, dass es sich dabei um die Auflösung von LCD Soundsystem gehandelt haben könnte. Möglicherweise. Selbst wenn es ein Comeback geben sollte: Der Abend im Madison Square Garden hat die exzentrische Geste des „Last Concert“ auf jeden Fall gelohnt.
Kommentar verfassen