Der kleine Rabe Socke

Animation | Deutschland 2012 | 75 Minuten

Regie: Ute von Münchow-Pohl

Animationsfilm um die gleichnamige Kinderbuchfigur. Nachdem der selbstbewusste, aber sehr ich-bezogene Rabe Socke einen Staudamm beschädigt hat, will er seinen Fehler vertuschen und macht sich auf, um die Biber zu Hilfe zu holen. Zwei seiner Freunde begleiten ihn auf einer abenteuerlichen Reise, bei der er lernt, zu seinen Fehlern zu stehen. Sockes andere Freunde versuchen derweil, mit lustigen Tricks das Leck im Damm geheim zu halten. Die den Kinderbuch-Zeichnungen nachempfundene, humorvolle Animation trifft die sympathisch-freche Kauzigkeit der Vorlage und findet zu einer kurzweilig-spannenden Kinodramaturgie. - Ab 6.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2012
Produktionsfirma
Akkord Film/Studio88
Regie
Ute von Münchow-Pohl · Sandor Jesse
Buch
Katja Grübel
Musik
Alex Komlew
Länge
75 Minuten
Kinostart
06.09.2012
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 6.
Genre
Animation
Externe Links
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Diskussion
Der Mensch ist dem Menschen ein – Rabe. Hätte der Philosoph Thomas Hobbes vielleicht gesagt, wenn es damals schon die Bücher vom „Kleinen Rabe Socke“ gegeben hätte. Denn der Ringelsocke tragende Vogel aus der Kinderbuchserie von Nele Moost und Annet Rudolph ist ein Paradebeispiel für den kreatürlichen Egoismus des „Menschen im Naturzustand“, den Hobbes konstatiert. Wie seinerseits bei „Max und Moritz“ beruht der Charme der Figur nicht zuletzt auf ihrer Renitenz: Socke ist ein ziemlicher Rabauke, und er macht alles, was man nicht machen soll. Seine Freunde, die anderen Tiere im Wald, bewundern ihn zwar für seinen Schneid und lieben ihn, weil mit Socke immer Leben in der Bude ist, aber des Öfteren nervt es sie auch, wenn der Rabe ihnen ihr Spielzeug klaut, in die Tomatensoße spukt oder sich auf eine andere Weise rücksichtslos aufführt. Und gerade deswegen können seine kleinen Fans viel von seinen Abenteuern lernen, denn Socke macht immer wieder die Erfahrung, dass man höchsten kurzfristig oben auf ist, wenn man sich wie die Axt im Wald aufführt, sprich: nur an sich selbst denkt; langfristig aber trägt es einem nichts als Ärger ein. Das Zusammenleben mit anderen klappt nur dann, wenn man sich an bestimmte Grundregeln hält, in Sockes Wald genauso wie im realen Leben. In der ersten Kinoversion von Sockes Abenteuern ist es nicht zuletzt die Neigung des Raben zum Flunkern, die die Geschichte in Gang bringt. Bei einer seiner draufgängerischen Eskapaden – ein Stöcke-Fechten mit Wildschwein Stulle auf dem Staudamm – beschädigt er den Damm, traut sich aber nicht, zu seinem Fehler zu stehen. Anstatt Frau Dachs, die die undankbare Aufgabe einer Art Chefgouvernante für die Jungtiere im Wald hat, sein Missgeschick zu beichten, hält er seine Freunde dazu an, es geheim zu halten, während er sich auf eigene Faust auf den Weg macht, um die Biber zu suchen, die den Damm einst erbauten. Dass er Angst davor hat, seinen Wald zu verlassen, will er nicht zugeben; zum Glück finden sich aber Schaf Wolle und nach einigem Hin und Her Eddi Bär als Weggefährten ein. Die Drei machen sich auf eine turbulente Reise, um rechtzeitig Hilfe zu holen, bevor das Wasser ihren Wald überflutet. Währenddessen versucht der Rest der Tiere mit allen möglichen Tricks, Frau Dachs von den immer größer werdenden Löchern im Damm abzulenken. Die aquarellartigen, an Janosch erinnernden Landschaften, in denen sich Socke tummelt, mögen lebensferne Idyllen sein; die Figuren mit ihren Stärken, Schwächen und Macken nehmen dafür wie weiland in Lafontaines Fabeln umso lebensechter menschliche Verhaltensmuster auf Korn. Während die Turbulenzen rund um den Staudamm eine spannende dramaturgische Klammer bilden, entfaltet sich Sockes Reise als episodisch-kurzweiliges, lustiges Road Movie, aber auch als lehrreiche innere Reise, auf der Socke lernt, ehrlicher zu seinen Freunden zu sein und sich auch um ihre Befindlichkeiten, nicht nur um sich selbst zu kümmern. So gelingt Regisseurin Ute von Münchow-Pohl eine würdige Filmadaption der Kinderbuchreihe, die das Kunststück hinbekommt, kleine Kinofans nicht zu überfordern, aber auch erwachsene Begleiter gut zu unterhalten.
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