König des Comics - Ralf König

Dokumentarfilm | Deutschland 2012 | 80 Minuten

Regie: Rosa von Praunheim

Dokumentarfilm über den Comic-Zeichner Ralf König (geb. 1960), der mit schwulen Bildergeschichten zum bekannten Comic-Künstler avancierte. In drei Erzählsträngen werden verschiedene Facetten beleuchtet; einer davon gilt einer Comic-Lesung und macht den spezifischen Witz von Königs Schaffen deutlich, ein weiterer schildert ein (inszeniertes) Treffen des Künstlers mit einem Fan, im dritten gibt König Auskunft über seinen Werdegang. Das aufschlussreiche Porträt lebt vor allem vom Humor seines Protagonisten, aber auch von der Offenheit, mit der er Einblick in sein Leben und Arbeiten gewährt. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2012
Produktionsfirma
Rosa von Praunheim Filmprod./ZDF/ARTE
Regie
Rosa von Praunheim
Buch
Rosa von Praunheim
Kamera
Wilfried Kaute · Dennis Pauls · Michael Nopens · Stephan Kümin · Oliver Sechting
Musik
Andreas Wolter
Schnitt
Michael Shephard · Rosa von Praunheim
Länge
80 Minuten
Kinostart
01.03.2012
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Diskussion
Ralf König ist ein Phänomen. Seit drei Jahrzehnten zeichnet er explizit schwule Comics mit erigierten Penissen und gespreizten Pobacken – und zählt doch weit über die Schwulen- und Lesbenszene hinaus zu den bekanntesten deutschsprachigen Comic-Zeichnern. In seinem „Wunderjahr“ 1987, als (und weil) er sich in Dortmund langweilte, zeichnete und schrieb er drei Comics: „Kondom des Grauens“, „Der bewegte Mann“ und „Lysistrata“, die mittlerweile allesamt verfilmt wurden. Am bekanntesten ist Sönke Wortmanns „Der bewegte Mann“ (fd 30 997) mit Til Schweiger und Katja Riemann als heterosexuelles Paar; ein Grund, weshalb Ralf König mit der filmischen Umsetzung des Comics bis heute nicht glücklich ist, obwohl er glaubt, dass er dem Film viel zu verdanken hat. Natürlich ist es aber auch so: Der Film wäre nie gemacht worden, wenn Königs Vorlage nicht so ungeheuer komisch und erfolgreich gewesen wäre. Vom Witz der König-Comics, die in liebevoll selbstironischer Weise Schwulenklischees auf die Schippe nehmen, profitiert auch Rosa von Praunheims Dokumentarfilm über den „König des Comics“. Der Film basiert im Wesentlichen auf drei parallel montierten Erzählsträngen. Einer davon widmet sich den Comic-Lesungen Königs. Die Ausschnitte fördern erstaunliche Parallelen zwischen König und Loriot zutage. Die Knollennasen ähneln sich nicht nur, sondern Konrad und Paul klingen auch ein bisschen wie Herr Müller-Lüdenscheidt und Doktor Klöbner; das Verrückte dabei ist, dass sie sich auch ganz ähnlich verhalten. Die Lacher sind also garantiert. Der zweite Erzählstrang dokumentiert den Besuch eines Schweizer Fans bei seinem Idol. In entspannter Atmosphäre tauschen sich die beiden aus. Aus der Fan-Perspektive wird dabei deutlich, dass Königs Comics den schwulen Lebensalltag längst nicht nur karikieren, sondern oftmals selbst ein fester Bestandteil davon geworden sind. Sympathisch präsentiert sich hier der gänzlich unverkrampfte und bodenständige Ralf König, aber auch der Film über ihn. Die Begrüßung des Gasts an der Wohnungstür wird dabei in zwei unterschiedlichen Takes hintereinander geschnitten. Die scheinbar spontanen Aufnahmen werden so als inszeniert erkennbar. Dass daraus aber nicht etwa eine Distanz erwächst, sondern im Gegenteil eher der Eindruck entsteht, dass man unmittelbar an den Dreharbeiten teilnehme und gemeinsam mit dem Regisseur, der immer mal wieder auch vor die Kamera tritt, bei Ralf König im Wohnzimmer sitze, liegt vor allem an der ungewöhnlichen Offenheit, mit der König von seiner Arbeit und seinem Leben spricht. Diese Nähe, die König wahrscheinlich bei kaum einem anderen Filmemacher so zugelassen hätte, ist auch der Trumpf des dritten und spannendsten Erzählstrangs, in dem der Zeichner seine Lebensgeschichte schildert, von einer idyllischen Kindheit auf dem Land, seinem Coming-out, seinen wilden Phasen in Köln, glücklichen und unglücklichen Liebesbeziehungen und den Comics, die zuletzt vor allem auch religionskritisch, bibel- und islamkritisch waren. Selten hört man einen prominenten Künstler so persönliche Dinge über sich erzählen; und doch zeichnet sich hinter diesen individuellen Erlebnissen auch bundesdeutsche (Schwulen-)Geschichte ab. Leicht verschmerzen lässt sich, dass dabei mitunter auch Klischees und Realität durcheinander geraten. Etwa wenn Ralf König sagt, Schwule führten ihre dauerhaften Beziehungen fast wie Hetero-Paare (als gäbe es hier wie dort nur eine Beziehungsvariante), oder wenn Praunheim abschließend halb im Scherz dekretiert: „Wir lieben Kitsch!“ Die Promis (Hella von Sinnen, Ralph Morgenstern, Joachim Król), die zwischendurch kurz zu Wort kommen, hätte es angesichts dieses lustigen, persönlichen und sehr liebenswerten Porträts gar nicht gebraucht. Sehenswert wäre „König des Comics“ auch ohne sie. Kinoformat besitzt die unaufgeregt montierte und eng kadrierte Fernsehdokumentation freilich nicht.
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