Dokumentarfilm über den US-amerikanischen Architekten John Lautner (1911-1994), dessen außergewöhnliche Bauten, zumeist Privathäuser, auch im Kino immer wieder als modernistische Kulissen dienen. Das Porträt zeichnet Lautners Karriere nach, arbeitet seine architektonischen Prinzipien heraus, lässt ihn und seine Weggefährten zu Wort kommen, während die Kamera Lautners Bauwerke plastisch ins Bild setzt. Ein stiller, zurückhaltender Film, der gleichwohl viel Lust auf eine Begegnung mit Lautners Häusern macht. (O.m.d.U.)
- Ab 14.
Infinite Space - Der Architekt John Lautner
Dokumentarfilm | USA 2008 | 91 Minuten
Regie: Murray Grigor
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Filmdaten
- Originaltitel
- INFINITE SPACE: THE ARCHITECTURE OF JOHN LAUTNER
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2008
- Produktionsfirma
- The Googie Company
- Regie
- Murray Grigor
- Buch
- Murray Grigor
- Kamera
- Hamid Shams
- Musik
- Elliott Goldkind
- Schnitt
- Sara Sackner
- Länge
- 91 Minuten
- Kinostart
- 21.07.2011
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Dokumentarfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
Die bekanntesten zeitgenössischen Dokumentarfilme über Architekten, „Sketches of Frank Gehry“ (fd 38 220) und „My Architect“ (fd 36 749), räumen explizit ein, ihrem Gegenstand nicht gerecht zu werden. Sowohl Sydney Pollack als auch Nathaniel Kahn lassen Interviewpartner zu Wort kommen, die sich über die Unmöglichkeit mokieren, filmisch einen angemessenen Eindruck von den Bauwerken Louis Kahns oder Frank Gehrys zu vermitteln. Das erlaubt es beiden Filme, umso beherzter dezidiert subjektive Ansätze zu verfolgen: den freundschaftlichen Dialog über Kreativität; die persönliche Auseinandersetzung mit dem unbekannten Vater. „Infinite Space“ erscheint dagegen schlicht bemüht, die Architektur John Lautners, ergänzt um autobiografische Erinnerungen seiner Kinder und ehemalige Mitarbeiter, objektiv zu dokumentieren. Das beginnt mit Filmaufnahmen des folkloristischen Ferienhauses, das sich Lautners Eltern bauten, und setzt sich fort mit den modernistischen Bauten, die der Frank-Lloyd-Wright-Schüler fast alle in Los Angeles errichtete: etwa das wunderbare, von Holz und Glas geprägte Schaffer-Haus, das in „A Single Man“ (fd 39 797) als zentraler Handlungsort dient, oder der futuristische Chemosphere-Bau, dessen sich schon mehrere Hollywood-Produktionen bedient haben. Während aus dem Off der verstorbene Lautner zu hören ist oder ein Architekturhistoriker sachlich-nüchterne Kommentare abgibt, versucht Regisseur Murray Grigor, mit Schwenks und sanften Kamerafahrten Architektur plastisch ins Bild zu setzen. Das Resultat ist zwiespältig: Einerseits erhält man einen räumlicheren Eindruck als beim Durchblättern von Bildbänden; andererseits stellt sich bald der Wunsch ein, die Kamera möge diesen oder jenen anderen Winkel wählen. Es wird einem bewusst, wie recht der Architektur-Doyen Philip Johnson hatte, als er Pollacks Filmvorhaben über Gehry kopfschüttelnd als „hoffnungslos“ titulierte. Wer gelegentlich an Führungen durch berühmte Bauten teilnimmt, weiß natürlich, wie unbefriedigend auch dies ist. Gerade Einfamilienhäuser, wie Lautner sie fast ausnahmslos errichtete, müsste man wohl selbst bewohnen, um ihre Architektur zu erleben. Dem trägt Grigor Rechnung, indem er Bauherren oder aktuelle Hausbesitzer über Entstehungsgeschichten oder Restaurierungen zu Wort kommen lässt. Ganz gleich, wie blasiert mancher Interviewpartner wirkt – ihre Hingabe an das jeweilige Gebäude ist entwaffnend. Ein charmanter Subplot handelt indes von einem holländischen Architekturprofessor, der für eine Uni-Exkursion die auf L.A. verstreuten Lautner-Bauten mühsam mit Google Maps ausfindig machte. Diese Liebesmühe wurde mit der überraschenden Übernachtung in einem Originalgebäude belohnt, wobei die Schnappschüsse, die die Gruppe abends im Pool des Hauses zeigen, pointiert auf den Punkt bringen, was dieser bescheidene Film sehr erfolgreich vermittelt: Leidenschaft für Architektur.
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