All You Need Is Klaus

Biopic | Deutschland/Schweiz/Finnland/Japan 2010 | 90 Minuten

Regie: Jörg Bundschuh

Dokumentarfilm über den Grafiker, Musiker und Produzenten Klaus Voormann, der einst als "fünfter Beatle" gehandelt wurde, aber auch jenseits seiner Zusammenarbeit mit der Kultband "Beatles" ein vielseitiges künstlerisches Schaffen an den Tag legte. In Interviews mit Voormann sowie mit Freunden und Kollegen zeichnet der reizvolle Film ein bemerkenswertes Leben und Werk nach, bereichert durch Begegnungen Voormanns mit alten Weggefährten. Darüber hinaus eine nostalgische Referenz an eine Zeit, in der Rock-Musik noch ein Lebensstil war. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
ALL YOU NEED IS KLAUS
Produktionsland
Deutschland/Schweiz/Finnland/Japan
Produktionsjahr
2010
Produktionsfirma
Kick Film/BR/ARTE/SF/YLE/Japan
Regie
Jörg Bundschuh
Buch
Jörg Bundschuh
Kamera
Roland Wagner
Schnitt
Carmen Kirchweger
Länge
90 Minuten
Kinostart
30.06.2011
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Biopic | Dokumentarfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Diskussion
Anlässlich seines 70. Geburtstags 2008 versammelte der Grafiker und Bassist Klaus Voormann in Los Angeles einige Kollegen aus alten Rock-Tagen, u.a. Van Dyke Parks, Ringo Starr, Joe Walsh und Jim Keltner, um das Album „A Sideman’s Journey“ einzuspielen. Jörg Bundschuh drehte am Rand dieser Plattenproduktion einige schöne Szenen über die in die Jahre gekommene Studioszene des Los Angeles der 1970er-Jahre. Im Zentrum von „All You Need Is Klaus“ steht der notorische Sideman Klaus Voormann, den man einst als den „fünften Beatle“ handelte – und der rückblickend durchaus Spuren in der Pop-Historie hinterließ, die weit über das von ihm entworfene „Revolver“-Cover hinaus gehen. Bundschuhs biografische Dokumentation kann dabei aus dem Vollen schöpfen: Nicht nur Voormann zeigt sich auf sympathische Weise auskunftsbereit, sondern seine Erinnerungen werden in unterschiedlichem Umfang ergänzt durch Weggefährten wie Paul McCartney, Mike D’Abo, Richard Perry, Astrid Kirchherr oder Christina Voormann unterfüttert, die unterschiedliche Karrierephasen Voormanns kommentieren. Zusätzlich greift Bundschuh auf Archivmaterial zurück, um einen ziemlich beeindruckenden und souveränen Lebensweg nachzuzeichnen. Der Musiker hat sich zudem bereit erklärt, einige Weggefährten vor der Kamera zu treffen. So sieht man Van Dyke Parks in lässigem Freizeit-Outfit mit seinem Hund ringen oder fährt mit Voormann nach Martha’s Vineyard, um Carly Simon zu besuchen, an deren Hit „You’re so vain“ er mitwirkte: Die Idee des ungewöhnlichen Bass-Intros stammt von ihm. Gegen Ende des Films erklärt Voormann rückblickend, dass er in seinem Leben nie etwas forciert habe, sondern dass es sich aus einen Fluss heraus alles ergeben habe. In den frühen 1960er-Jahren gehörte der Grafiker Voormann zu der Gruppe der Hamburger Existenzialisten, die die Musik der frühen Beatles im Kaiserkeller für sich entdeckten und sich mit den Musikern anfreundeten. Seinen ersten Bass kaufte er von Stuart Sutcliffe, als dieser seine „Musikkarriere“ zugunsten eines Kunststudiums an den Nagel hängte. Als Bassist war Voormann Autodidakt, erspielte sich aber in London und später in Los Angeles einen vorzüglichen Ruf, als er mit Manfred Mann und später mit der Plastic Ono Band auf der Bühne stand. Mit allen vier Beatles blieb Voormann auch nach der Trennung der Band befreundet, weshalb er auf „Imagine“, „All Things Must Pass“ und „Ringo“ zu hören ist. In den 1970er-Jahren, als er in Los Angeles lebte, arbeitete er mit Harry Nilsson, Carly Simon und Randy Newman, bevor ihn der drogeninduzierte Lifestyle der Szene anwiderte und er nach Deutschland zurückkehrte, wo er als Produzent der NDW-Band Trio reüssierte. In späteren Jahre wandte sich Voormann wieder verstärkt der Grafik zu, gestaltete Cover u.a. für Turbonegro und realisierte eigene Buchprojekte. Bemerkenswert entspannt und bescheiden schreitet Voormann, gesegnet mit gleich zwei künstlerischen Talenten, seine Biografie ab und entwickelt beim Musizieren noch immer einen großen Enthusiasmus, wenn er etwa mit Joe Walsh, Carly Simon oder Dr. John jammt. In sich ruhend, mit schöner Nachdenklichkeit und großer Bescheidenheit reflektiert er die Tatsache, dass viele der alten Freunde wie Lennon, Harrison, Sutcliffe, Nilsson oder auch Keith Moon längst gestorben sind. Und bekommt hier in Spielfilmlänge selbst so viele Kränze geflochten, dass schwerlich zu übersehen ist, was Voormann in der Musikszene ist: a very well respected man. Ganz nebenher ist Bundschuhs Film nicht nur das Porträt eines bemerkenswerten Menschen, sondern auch eine nostalgische Reminiszenz an Zeiten, als Rock-Musik noch ein entschieden befreiender Impuls für Biografien und kein Marketing-Gag von Casting-Show-Konzeptionalisten war.
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