Break My Fall

- | Großbritannien 2011 | 105 Minuten

Regie: Kanchi Wichmann

Während dreier Tage brechen zwischen einem lesbischen Pärchen schwelende Beziehungskonflikte auf: Die eine Frau fordert Liebe und Intimität ein, die andere jedoch entzieht sich. In ausgesprochen ruhigem Tempo entfaltet sich eine Low-Budget-Beziehungsstudie um Londoner Bohemiens, der es mehr um atmosphärische als um dramaturgische Dichte geht und die mit charismatischen Darstellern ein vielschichtiges Bild "queerer" Identität entwirft. (O.m.d.U.)
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Filmdaten

Originaltitel
BREAK MY FALL
Produktionsland
Großbritannien
Produktionsjahr
2011
Produktionsfirma
Break My Films
Regie
Kanchi Wichmann
Buch
Kanchi Wichmann
Kamera
Dawid Pietkiewicz
Schnitt
Gaia Borretti
Darsteller
Kat Redstone (Liza) · Sophie Anderson (Sally) · Kai Brandon Ly (Vin) · Collin Clay Chace (Jamie) · David Brice (Rudy)
Länge
105 Minuten
Kinostart
14.04.2011
Fsk
ab 16 (DVD)
Externe Links
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Heimkino

Die Extras enthalten u.a. ein Feature mit im Film nicht verwendeten Szenen.

Verleih DVD
Pro-Fun (16:9, 1.78:1, DD2.0 engl., DD5.1 dt.)
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Diskussion
Dass Kanchi Wichmann bei ihrem Debüt nicht gerade aufs Tempo drücken wird, lässt bereits der Vorspann erahnen: Eine ihrer beiden Hauptfiguren, Liza, ist beim Hantieren mit einem Kuvert zu sehen, das an ihre Freundin Sally adressiert ist. Dann schaut sie sich auf einem Laptop stumme Videobilder von Auftritten einer Frauenband an, bevor sie im strömenden Regen, den Rechner in der Hand, übers Dach ihres Hauses stapft. Dabei sagt sie kein Wort, nur einige sparsame, verhallte Gitarrenakkorde untermalen aus dem Off die knapp fünf Minuten lange Sequenz. Im weiteren Verlauf der drei Tage umspannenden, im schmuddeligen Londoner Osten angesiedelten Handlung brechen Konflikte in der Beziehung zwischen Liza und Sally auf, wobei das Verhalten der beiden jungen Frauen, die auch Band-Kolleginnen sind, dem altbekannten tragischen Muster scheiternder Liebschaften folgt: Je fordernder Liza ihre Freundin an einstige Liebesschwüre erinnert, desto mehr entzieht sich Sally ihren Umklammerungsversuchen. Ein gemeinsamer Freund, der Stricher Vin, bietet ihr regelmäßig neue Gelegenheiten zur Ausflucht, wobei Sally offenbar hinnimmt, dass der junge Mann in sie verliebt zu sein scheint. So vergeht eine Dreiviertelstunde, bis sich die eigentliche Ursache der Beziehungskrise vermittelt: Die Absenderin des Kuverts war mit Sally liiert, bevor sie von dieser für Liza verlassen wurde. Dass es so lange dauert, bis sich der dramatische Kern des dünnen episodischen Plots abzeichnet, liegt wohl daran, dass es Kanchi Wichmann um andere Dinge geht als darum, eine stringente Geschichte zu erzählen. Zum einen ist ihrem für sehr wenig Geld mit einer Super-16mm-Handkamera gedrehten Film offenbar daran gelegen, die Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit „queerer“ Identität aufscheinen zu lassen: Also wird die vermeintliche Unzweideutigkeit lesbischer Sexualität durch Anflüge bisexuellen Begehrens akzentuiert; und in der Beziehung der beiden Frauen blitzt eine Gewalt auf, die bis zur sexuellen Nötigung reicht. Zum anderen setzt die Filmemacherin auf das Charisma ihrer unerfahrenen Darsteller sowie auf den bewährten Reiz, der immer wieder aufs Neue von jungen Bohemiens ausgeht, die die Nacht zum Tage machen. Dabei erklingt als Soundtrack Musik, die, obwohl sie kaum einige Jahre alt ist, mehrheitlich wie New-Wave- und Post-Punk-Originale der frühen 1980er-Jahre klingt. Gerade im Vergleich mit der kantigen Nervosität dieser Songs bleibt einem freilich stets bewusst, wie langsam der Takt ist, den die Regisseurin bis zuletzt beibehält.
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