Das Hausmädchen

Thriller | Südkorea 2010 | 107 Minuten

Regie: Im Sang-soo

Ein Hausmädchen beginnt eine Affäre mit seinem Dienstherren und wird schwanger. Die Ehefrau und der Rest der Familie wehren sich gegen den "unstandesgemäßen" Eindringling. Das Remake eines südkoreanischen Filmklassikers ("The Housemaid“, 1960, Regie: Kim Ki-young) setzt deutlich andere Akzente als das im Mittelstand angesiedelte Melodram, in dem es um die Affirmation klassischer Familienwerte ging: Der aktuelle Film prangert die Dekadenz einer neuen Geld-Elite sowie die Ausbeutung und unmenschliche Behandlung sozial Unterprivilegierter an, wobei Ambivalenzen des Originals in der Darstellung der Klassenverhältnisse ausgemerzt werden, gleichwohl eine interessante Neuinterpretation entsteht. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
HANYO
Produktionsland
Südkorea
Produktionsjahr
2010
Produktionsfirma
Mirovision
Regie
Im Sang-soo
Buch
Im Sang-soo
Kamera
Lee Hyung Deok
Musik
Kim Hong Jip
Schnitt
Lee Eun Soo
Darsteller
Jeon Do-yeon (Eun-yi) · Lee Jung-jae (Hoon) · Seo Woo (Hae-ra) · Ahn Seo-hyun (Nami) · Yun Yeo-jong (Byung-sik)
Länge
107 Minuten
Kinostart
21.04.2011
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Thriller
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Verleih DVD
Alamode (16:9, 2.35:1, DD5.1 korea./dt.)
Verleih Blu-ray
Alamode (16:9, 2.35:1, dts-HDMA korea./dt.)
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Diskussion
„The Housemaid“ aus dem Jahr 1960 gehört zu den international bekanntesten Filmen Südkoreas vor der „Korean New Wave“. Auch in seiner Heimat hatte Kim Ki-youngs Film unmittelbaren Erfolg bei Kritik und Publikum und avancierte zum modernen Klassiker – auf Augenhöhe mit den Melodramen des späten Hollywood, dessen Einflüsse das koreanische Kino bis in die 1980er-Jahre hinein dominierten, aber auch beeinflusst vom Neorealismus und dem Autorenkino im Europa um 1960. Der Film erzählt die Geschichte eines Hausmädchens aus einfachen Verhältnissen, das den verheirateten Arbeitgeber verführt, schwanger wird, abtreiben muss und spätestens jetzt der Familie das Leben zur Hölle macht. Kim Ki-youngs Film ist kühle Darstellung der koreanischen Gesellschaft und zugleich ein hitziges Melo über Liebeswahn, das sich ganz auf die Seite des verheirateten Mannes stellt, der im Film zwar zunächst Schuld auf sich lädt, mehr und mehr aber doch zum Opfer wird – während das Verhalten des Hausmädchens allenfalls durch ihren „Wahn“, also durch Krankheit entschuldigt wird. Im Kern ist dies daher eine konservative Verteidigung der Ehe und traditioneller Familienwerte sowie die indirekte Aufforderung an die Betrogenen dieser Welt, zu verzeihen. Aber Kim Ki-young zeigt auch Klassenverhältnisse, Ausbeutung der Unterschichten und realistisch den Alltag einer normalen Ehe. Ästhetisch war „The Housemaid“ überaus progressiv in seiner Darstellung von Sexualität und integrierte Elemente des Horrorfilms wie explizite, sadistisch eingefärbte Gewalt sowie das Motiv bedrohlicher Eindringlinge in das gesellschaftlich konforme Genre des Melodram. Anstand, Moral und Bürgerlichkeit waren nach diesem Film nicht mehr, als was sie zuvor zu sein schienen. Ein direktes Remake dieses Klassikers erscheint keineswegs naheliegend und wirkt ein bisschen, als wolle man in Europa ein Remake von „Außer Atem“ (fd 9287) oder „Das süße Leben“ (fd 9260) versuchen. Regisseur Im Sang-soo gelingt dieses Wagnis in seinem sechsten Spielfilm jedoch passabel. Auf jeden Fall setzt er deutlich andere Akzente, von denen einige zwar das Original eher abschwächen, andere eine interessante neue Lesart darstellen. Während es auf den ersten Blick plausibel erscheint, die Handlung weniger auf die Atmosphäre des – 1960 recht kleinen – Hauses der Familie zu beschränken, der Geschichte ihren Kammerspielcharakter zu nehmen, opfert der Regisseur damit das wichtige Element der permanenten Klaustrophobie. Im Sang-soos Version ist offener, die Erzählweise breiter angelegt. Die wichtigste Entscheidung, die den Gesamteindruck neben der Ersetzung des Schwarz-weiß durch die Farbe am stärksten verändert, ist die, das Hausmädchen mit einer Schauspielerin zu besetzen, die Ende 30 ist und damit älter wirkt als die Ehefrau. Trotzdem ist sie hier ein passives Wesen, das verführt wird, keine destruktive Verführerin. Zugleich wird die Familie ihrer Arbeitgeber nicht als „typische“ Mittelschichtsfamilie charakterisiert, sondern sie gehört den Superreichen Koreas an, lebt in einem palastartigen, labyrinthischen Haus in maßlosem Luxus und ist politisch mächtig. Zudem ergänzt der Regisseur das im Vorläufer sparsame Figurenpersonal durch zwei Figuren: die starke, skrupellose Mutter der Hausherrin und eine alte, langjährige Dienerin, die zwiespältigste und beste Figur des Films. So erscheint der Klassiker in deutlich verändertem Gewand: Die Geschichte ist zwar nicht mehr boshaft frauenfeindlich, erhält aber unter ihren umgekehrten Vorzeichen etwas offenkundig Moralisierendes. Die ambivalenten Stimmungen verschwinden. Dafür gelingt Ims Remake ein Porträt zeitgenössischer Dekadenz, mit der die geschmackvollen Hochglanzbilder des Films korrespondieren.
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