Dokumentarfilm über Berliner Jugendliche zwischen 13 und 21 Jahren, die über sich, ihre Erlebnisse und ihre Weltsicht erzählen, wobei Themen wie Drogen, Gewalt, Liebe und Sex im Mittelpunkt stehen. Die auch formal zusammen mit den Protagonisten entwickelten Porträts überzeugen inhaltlich wie stilistisch; ebenso trägt die eindringliche Musik zur atmosphärischen Dichte dieses Stimmungsbilds einer Generation bei.
- Ab 14.
Teenage Response
Dokumentarfilm | Deutschland 2009 | 156 Minuten
Regie: Eleni Ampelakiotou
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Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2009
- Produktionsfirma
- Now Films/ZDF/3sat
- Regie
- Eleni Ampelakiotou
- Buch
- Eleni Ampelakiotou
- Kamera
- Siri Klug
- Musik
- Wilhelm Stegmeier
- Schnitt
- Eleni Ampelakiotou · Daniela Kinateder
- Länge
- 156 Minuten
- Kinostart
- 04.11.2010
- Fsk
- ab 12; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Dokumentarfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
Mario ist ungefähr 17, schlaksig, blond, ein bisschen hyperaktiv. Ihn nerven die Kommentare zu Hause, wenn er seine Fressphasen bekommt. „Ich bin ein Jugendlicher“, antwortet er dann, „ich brauch’ halt ein bisschen Energie.“ Es gibt viele solcher schlagfertigen Antworten, aber auch traurige Sätze in Eleni Ampelakiotous Dokumentation, in der 13 junge Leute zwischen 13 und 21 Jahren von sich erzählen. „Teenage Response“ heißt der Film, und wenn Mario an einem Sportwagen hantiert, muss man „Response“ vielleicht mit „Anfahrdynamik“ übersetzen. Es geht in den Erzählungen und Bekenntnissen der Jugendlichen um die Empfindung, in den Startlöchern zu hocken, um das Gefühl, eben losgeprescht und manchmal auch über das Lebensziel womöglich hinaus geschossen zu sein. Um Drogenerfahrungen, Gewalt, Körperlichkeit, Liebe oder Sex kreisen die Geschichten. Miriam mokiert sich über die Aussage eines Freundes, er sei „noch nicht bereit für eine Beziehung ohne Sex“, Sookie regt sich über den Sexismus-Vorwurf gegen Rap-Songs auf: „Jede Waschmittelwerbung ist sexistischer“, stellt sie fest. Die stilistischen Mittel des Films sind vielfältig und doch wie aus einem Guss, sodass die 156 monologischen Minuten überraschend schnell verstreichen. Geschichten wie die von Annes Autounfall oder Alexanders geradezu philosophische Betrachtungen über Paradiese, die nur solche sind, wenn man sie verlassen musste, bündeln die Aufmerksamkeit. Immer wieder platziert die Regie Chill-out-Phasen, Übergänge, in denen das Gesagte und Gefühlte nachklingen kann.
„Teenage Response“ ist ein reiner Studiofilm, dessen Gestaltung mit den Akteuren gemeinsam entwickelt wurde. Mit ungewöhnlichen Kameraperspektiven, Beleuchtungssituationen und Farbspielen taucht die Inszenierung jeden Mitwirkenden in ein besonderes Licht. Weil die außergewöhnliche Stilistik sich offenbar erst sukzessive aus den Erzählungen der Jugendlichen ergab (der höhere Redeanteil wird mit Voice-over über die Aufnahmen der Akteure gelegt), entsteht nie der Eindruck von Maniriertheit oder gewollter Charakterisierung einzelner Personen. Übertrieben wird selten, auch wenn man es als kitschig empfinden kann, wenn Miriam von ihrem Zärtlichkeitsbedürfnis spricht und, sie selbst unscharf, im Hintergrund eine große Männerhand zu sehen ist. Auch der Umgang mit Requisiten ist souverän; nur eine Szene wirkt gewollt symbolisch: Da umkrabbelt ein Kleinkind neugierig eine in Packpapier gewickelte Skulpturengruppe: rätselhafte Erwachsenenwelt. Auf der Tonspur erzählt Jean gerade von seiner „Karriere“ als unbequemer, zur Randale tendierender Schüler; die Unterbrechungen durch dissonante Riffs einer E-Gitarre scheinen Untermalung genug. Überhaupt passt sich die eindringliche, in den Streicherpassagen melancholische Musik gelungen ins Ganze ein. Statt mit „statistisch relevanten“ Fakten wie Alter, Ausbildung, Abschluss, Beruf zu füttern, setzt Eleni Ampelakiotou ganz aufs Atmosphärische. Und aufs wechselhafte Wetter, dem alle ausgesetzt sind.
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