Ein Therapeut, der in Hollywood die Schönen und Reichen behandelt, versinkt nach dem Tod seiner Frau in Depressionen. Erst der Kontakt zu einer neuen Patientin bringt seine Gleichgültigkeit ins Wanken. Ein virtuos zwischen schwarzer Komödie und Drama balancierender Film über eine Gesellschaft, deren Fixierung auf Glück und Erfolg Trauer nicht mehr zuzulassen scheint.
- Ab 16.
Shrink - Nur nicht die Nerven verlieren
Komödie | USA 2009 | 100 Minuten
Regie: Jonas Pate
Kommentieren
Filmdaten
- Originaltitel
- SHRINK
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2009
- Produktionsfirma
- Roadside/Ignite/Ithaka/Trigger Street
- Regie
- Jonas Pate
- Buch
- Thomas Moffett
- Kamera
- Lukas Ettlin · Isaac Phillips
- Musik
- Ken Andrews · Brian Reitzell
- Schnitt
- Luis Carballar
- Darsteller
- Kevin Spacey (Henry Carter) · Saffron Burrows (Kate Amberson) · Mark Webber (Jeremy) · Keke Palmer (Jemma) · Jack Huston (Shamus)
- Länge
- 100 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Komödie | Drama
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Heimkino
Diskussion
Wie kann man aufhören, traurig zu sein? Wie ist man glücklich? Henry Carter sollte es eigentlich wissen, denn der Psychologe hat ein ganzes Buch über das Thema geschrieben. Der Villa nach zu urteilen, in der er lebt, zahlen die Schönen und Berühmten Hollywoods viel Geld, um sich von ihm aus dem Sumpf ihrer psychischen Leiden helfen zu lassen. Sich selbst aber kann oder will Dr. Carter anscheinend nicht helfen; stattdessen greift er regelmäßig auf Rauschmitteln zurück, um seinen Alltag halbwegs durchstehen zu können. Warum er trotz seines Erfolges nicht glücklich ist und nachts draußen auf der Terrasse campiert, um morgens zerknautscht wie ein Penner aufzuwachen, anstatt drinnen gemütlich zu nächtigen, schwant einem erst nach einer Weile: Offensichtlich hat der Seelendoktor vor nicht allzu langer Zeit seine Frau verloren – und zwar durch Selbstmord. Darüber ist er irgendwie wohl auch sich selbst abhanden gekommen, jedenfalls verhält er sich so, als stünde er ständig neben sich, mit einer ironischen Distanz zu seinem früheren Ich, aber auch zu seinen Patienten, die nach wie vor seinen Rat suchen. Doch dann wird ihm eine neue Patientin zugeteilt, eine verhaltensauffällige schwarze Schülerin, die er pro cure im Auftrag ihrer Schule betreut. Auch sie hat einen geliebten Menschen verloren. Beim Versuch, ihr zu helfen, gerät Carters Gleichgültigkeit schließlich doch ins Wanken.
Regisseur Jonas Pate und Thomas Moffett verzahnen Carters Schicksal geschickt mit dem zahlreicher (hochkarätig besetzter) Figuren, ohne angesichts der Vielfalt der Schicksale den roten Faden zu verlieren; vielmehr ergänzen und spiegeln sich die Erlebnisse, Probleme und Sichtweisen der Figuren erhellend gegenseitig. Dabei geht es um die überzogenen Glücksansprüche in einer zu sehr auf äußere Erfolge fixierten Welt, in der die Menschen das Gespür für sich selbst und für andere zu verlieren drohen. Trauer und Schmerz werden zu einem Makel, zu „Krankheiten“, denen partout kein Raum gegeben werden darf – und die gerade deshalb umso lähmender und isolierender wirken und jeden Weg zurück zum Glücklichsein jenseits künstlicher Hilfsmittel abschneiden. Kevin Spacey brilliert ähnlich wie in „American Beauty“ (fd 34 066) als Mann in mittleren Jahren, der in eine tiefe Sinnkrise gerät und sich mit einer halb masochistischen, halb sadistischen Genüsslichkeit aus dem Spiel der schönen Fassaden ausklinkt – und dabei viele vor den Kopf stößt, aber es dann doch wieder schafft, in echten Kontakt mit anderen zu treten, sie an sich heran zu lassen. Der Erzählton des Films balanciert dabei, ähnlich wie in Mendes’ Klassiker, virtuos zwischen schwarzer Komödie und berührendem Drama; die präzise Bildsprache findet immer wieder stimmige Arrangements, um die seelische Verfasstheit der Figuren in Requisiten, der Architektur und in der Landschaft in und um Los Angeles zu reflektieren.
Kommentar verfassen