Hier kommt Lola!

Kinderfilm | Deutschland 2010 | 96 Minuten

Regie: Franziska Buch

Ein neunjähriges Mädchen zieht mit seiner Mutter, einer Krankenschwester, und seinem brasilianischen Vater nach Hamburg und sucht dort sehnlichst nach einer besten Freundin. Das quirlige und fröhliche Kind fantasiert sich durch seine Träume, Sehnsüchte und Wunschvorstellungen, bis es sich nach einigen Irrtümern und manchem Fehlverhalten mit einer zuvor falsch eingeschätzten Klassenkameradin zusammenrauft. Flott-fröhliche Episoden um ein sympathisches Mädchen, die sich einfühlsam, sinnlich und anmutig zu einer optimistischen Lebenssicht verdichten, ohne sich dabei der Realität zu verschließen. - Sehenswert ab 8.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2010
Produktionsfirma
Bavaria/Constantin Film/Kiddinx Filmprod.
Regie
Franziska Buch
Buch
Vanessa Walder · Uschi Reich
Kamera
Bella Halben
Musik
Youki Yamamoto
Schnitt
Barbara von Weitershausen
Darsteller
Meira Durand (Lola) · Felina Czycykowski (Flora "Flo") · Fernando Spengler (Fabio "Papai" Veloso) · Julia Jentsch (Viktualia "Vicky" Veloso) · Nora Tschirner (Penelope Agatha Livia Steg)
Länge
96 Minuten
Kinostart
04.03.2010
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 8.
Genre
Kinderfilm | Literaturverfilmung
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Verleih DVD
Constantin/Highlight (16:9, 1.85:1, DD5.1 dt., dts dt.)
Verleih Blu-ray
Constantin/Highlight (16:9, 2.35:1, dts-HD dt.)
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Diskussion
Seit sechs Jahren begeistert die neunjährige Lola (in inzwischen schon sechs Büchern) junge Leseratten, vornehmlich Mädchen, aber auch deren Eltern, mit denen sie gemeinsam ungetrübten Spaß haben am turbulent-chaotischen Alltagsleben der Familie Veloso in Hamburg: Mutter Viktualia, Krankenschwester mit dem zweiten Namen von Pippi Langstrumpf, ist der ruhende Pol der Familie; einfühlsam und unerschütterlich, hat sie stets eine erklärende Geschichte parat, in der zufälligerweise gerade das passiert, was im eigenen Familienleben ein Problem ist. Der charmante und lebensfrohe Vater Fabio kommt aus Brasilien, spielt Gitarre, singt, tanzt und plant ein eigenes Restaurant, das jedoch im kleinen norddeutschen Ort Plötze keine Chance hat – allzu deutlich schlägt dem dunkelhäutigen Mann hier der Fremdenhass entgegen, sodass Familie Veloso nach Hamburg umzieht, in dasselbe Haus, in dem bereits Viktualias Eltern leben, der gutmütige, farbenblinde Felix und die temperamentvolle, leidenschaftlich für gute Kinderlektüre eintretende Buchhändlerin Aurelia, die vor knapp drei Jahren noch einmal Mutter wurde, sodass Lola eine 80 Zentimeter große Tante namens Lisbeth hat. Ja, und Lola selbst, sie ist der quirlige und fröhliche Lebensnerv der ganzen Familie, deren Besonderheiten, Verrücktheiten und „Macken“ sie alle verinnerlicht und in ihren üppig wuchernden Fantasien, Träumen und Wunschvorstellungen zu einem ganz besonderen, stets positiv gestimmten Lebensgefühl verbindet. Wenn Lola des nachts nicht schlafen kann, fantasiert sie von einer Karriere als gefeierte Sängerin Jacky Jones, und wenn es am Tag etwas gibt, was sie sich sehnlichst wünscht, dann ist es eine echte beste Freundin. Diese gilt es, in Lolas neuer Schule zu finden – und es soll ganz gewiss nicht diese seltsame Flo werden, die nach gebratenem Walfisch stinkt (weil ihre Mutter in einem Fischimbiss am Hafen jobbt)! Denkt Lola zu Beginn. Lola macht auf ihrer Suche nach der ultimativ besten Freundin manche schlechte und enttäuschende, am Ende aber doch die alles entscheidende glückliche Erfahrung, wobei sie auch ihre eigenen Fehler und ihr oft allzu impulsives Fehlverhalten erkennen und sich eingestehen muss. Lolas Suche ist der lose geknüpfte roten Faden in einer ansonsten episodischen Folge munterer Alltagsszenen aus dem Milieu einer wirtschaftlich sorgenfreien, liberal denkenden und kulturell aufgeschlossenen Mittelstandsfamilie, die aus ihren Möglichkeiten stets nur das Beste und Schönste macht. Da gibt es nirgends die düsteren Schatten eines sozialen Brennpunkts, keine tiefen existenziellen Daseinskrisen oder sonstige Randgruppenproblematiken, „nur“ die üblichen kleinen Alltagssorgen, die man innerhalb der intakten Familienstrukturen mit gesundem Menschenverstand und einer guten Portion Einfühlungsvermögen meistert – da wird viel geredet und erzählt, was formal mitunter zum Trickfilm werden kann, oft auch gesungen und getanzt, wodurch der Film dann zum flott-fröhlichen Musical und Tanzfilm mutiert. Das klingt schönfärberisch, oberflächlich und seicht, mag mitunter auch tatsächlich allzu idyllisch sein, wenn sich trotz gelegentlicher Dispute alle immer wieder gut verstehen. Doch „Hier kommt Lola“ zeichnet sich nicht durch das aus, was der Film alles nicht ist, vielmehr durch das, zu dem er sich einfühlsam und inszenatorisch geschickt verdichtet: zu einem rundum guten Lebensgefühl. Er zeigt nicht das Leben in seiner möglichen Härte, dafür aber, wie es sich im besten Fall anfühlen kann – nämlich einfach nur lebenswert. Dies vermittelt sich den jungen Zuschauern sympathisch und nachvollziehbar als (Wohl-)Gefühl einer Daseinsutopie, sinnlich, anmutig und filmisch glaubwürdig. Was nicht heißt, dass sich der Film der Realität verschließt; er zeigt sie allenfalls sanft gefiltert durch die Sicht von Kindern, deren Alltag wie selbstverständlich vom täglichen Miteinander unterschiedlichster Hautfarben bestimmt ist, was zu den üblichen Kinderstreitereien führen kann, ohne dass aber gleich (verbale) Gewalt oder Rassismus der Hintergrund ist. Dass dies alles so unaufgeregt und entspannt daherkommt, ist nicht zuletzt der inszenatorischen, kameratechnischen und darstellerischen Professionalität und wohl auch der Begeisterung aller Beteiligten zu danken, die den Stoff in jeder Hinsicht ernst nehmen, ohne ihn seiner Leichtigkeit zu berauben.
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