Die frivolen Abenteuer des Baulöwen und Milliardenpleitiers Jürgen Schneider haben ihm schon einmal einen Platz in der deutschen Filmgeschichte eingebracht. Ein Meisterwerk war Carlo Rolas „Peanuts – Die Bank zahlt alles“
(fd 31 834) zwar nicht gerade, aber für den schönen Filmtitel hatte sich die Sache doch gelohnt. Jetzt holt Leander Haußmann den schelmisch mit einem falschen Vornamen maskierten Helden aus der Versenkung und paart ihn mit einer Heldin, die ältere Zuschauer noch aus einem Komödienklassiker von Bernhard Sinkel kennen: „Lina Braake oder Die Interessen der Bank können nicht die Interessen sein, die Lina Braake hat“
(fd 19 397). Lina heißt jetzt Lena, wird von ihrer Bank aber genauso schamlos übers Ohr gehauen und abgeschoben wie vor 30 Jahren. Im Altenheim nimmt sich dann der Pensionär Johann Schneider ihrer an, und weil der weiß, wie man mit Bankern umspringt, klingt Sinkels furchtbar sperriger Titel von einst gleich wie ein Versprechen.
Trotz mancher Ähnlichkeiten ist Leander Haußmanns Komödie „Dinosaurier“ dann aber doch weniger ein Sinkel-Remake als ein Film der mehr oder weniger dezenten Sinn- und Lautverschiebungen. Bei Haußmann geht es in der baufälligen Seniorenresidenz ähnlich zu wie im Landschulheim, nur mit Bettpfannen- statt Latrinenhumor, und dazu gibt es einen Johann Schneider, der sich, ganz das alte Schlitzohr, senil stellt, um die Vorzüge der Pflegestufe II mit aufs Zimmer bestellten Stripperinnen zu genießen. Als wahrer Jungbrunnen erweist sich aber erst seine Bekanntschaft mit Lena Braake, die gegen ihren Willen ins Heim verfrachtet wurde, nachdem ein skrupelloser Bankberater sie um Haus und Hof gebracht hat. Um die gekränkte Frau für sich zu gewinnen, schmiedet Schneider einen ehrgeizigen Plan, auf den selbst Danny Ocean stolz wäre, und spannt dafür sämtliche Heimbewohner nach ihren jeweiligen Kräften und Talenten ein. Sogar ein Alzheimer-Patient kommt so noch einmal zu einem letzten großen Auftritt.
An hübschen Einfällen mangelt es Mark Kudlows Drehbuch wahrlich nicht, doch spätestens, wenn die rüstigen Rentner am ganz großen Finanzrad zu drehen beginnen, fragt man sich, ob es eine Nummer kleiner nicht auch getan hätte. Offenbar wollen Haußmann und Kudlow die großspurigen Hochstapler des Finanzmarkts unbedingt mit ihren eigenen Waffen schlagen und lassen die Alten ein Grand-Guignol-Schauspiel aufziehen, dem nun wirklich niemand auf den Leim gehen kann, das aber auch nicht lustig genug ist, um über diese Schummelei hinwegzusehen. Als Abrechnung mit dem aktuellen Bankenunwesen ist „Dinosaurier“ deswegen erstaunlich zahnlos – dabei schwimmen auf dem Filmplakat so herrliche Hauer in den Kukident-Gläsern. Selbst in einer letztlich enttäuschenden Klamotte wie „Dinosaurier“ kann man sich aber immer noch auf Haußmanns Liebe zu seinen Figuren und Darstellern verlassen. Dieses Mal wirkt sie besonders anrührend, weil Ezard Haußmann, sein Vater, an der Seite von Eva-Maria Hagen die männliche Hauptrolle spielt, und Haußmann junior sein eigenes Licht geradezu servil unter den Scheffel stellt. Eher fidel fällt das Wiedersehen mit ehemaligen Leinwand- und Bildschirmgrößen wie Nadja Tiller und Walter Giller aus, während die junge Generation darstellerische Kratzfüße in Form verblödeter Karikaturen macht. Daniel Brühl, Benno Fürmann und Tom Gerhardt lassen sich von den Pensionären auf eine Weise vorführen, die nur mit inniger Zuneigung zu erklären ist.