Rocksteady - The Roots of Reggae

Musikfilm | Schweiz/Kanada 2009 | 90 Minuten

Regie: Stascha Bader

Dokumentarfilm auf den Spuren des Rocksteady, jener jamaikanischen Musikrichtung zwischen Ska und Reggae, in der sich die optimistische Aufbruchsstimmung der 1960er-Jahre niedergeschlagen hat. Im Gespräch mit betagten Musikern und an historischen Orten spiegelt das farbenfrohe Filmporträt die in der Musik fortlebende Hoffnung auf bessere Zeiten. Eine ebenso kraftvolle wie einfühlsame Hommage, die mühelos zwischen Erinnerungsbildern, Konzerten und der ungehemmten Fröhlichkeit Jamaikas wechselt, dabei freilich die bedrängende soziale Situation des Landes weitgehend ausspart. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
ROCKSTEADY - THE ROOTS OF REGGAE
Produktionsland
Schweiz/Kanada
Produktionsjahr
2009
Produktionsfirma
Muse Ent./HesseGreutert Film
Regie
Stascha Bader
Kamera
Piotr Jaxa
Schnitt
Teresa De Luca · Mathieu Grondin
Länge
90 Minuten
Kinostart
29.07.2010
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Musikfilm | Dokumentarfilm
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. ein 16-seitiges Booklet zum Film.

Verleih DVD
REM (16:9, 1.85:1, DD5.1 engl.)
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Diskussion
„I’m just a lonely man waiting for music to move me up and down“, heißt es in dem Song „People Rocksteady“, der einem ganzen Musikgenre den Namen gab. Während Ska und Reggae weltweit bekannt sind, evoziert Rocksteady als Schnittstelle zwischen den beiden aus Jamaika stammenden Stilen eher selten Assoziationen. Mitte der 1960er-Jahre nahmen einige Musiker aus Kingston die Geschwindigkeit aus dem Ska. Das Resultat dieser Operation mit ihrer betonten Leichtigkeit und Entspanntheit lieferte den Sound, zu dem Jamaika sich in eine neue, hoffnungsvollere Zukunft aufmachte. Ein knappes halbes Jahrhundert später, am 10. Oktober 2008, starb Alton Nehemiah Ellis, der „Godfather“ des Rocksteady, der den Stil mit diesem Song einst populär machte. Für den Schweizer Filmemacher Stascha Bader war das der Grund, nach Jamaika zu reisen, um an historischen Orten mit den noch lebenden Legenden des Rocksteady zu sprechen und ihrer innovativen Musiksprache nachzuspüren. Herausgekommen ist dabei ein dokumentarischer Film, der vor Farben, Menschlichkeit, Hoffnung und Freude nur so strotzt. Schon die Eröffnungssequenz, die mit einer aus den 1960er-Jahren entlehnten Verfremdungstechnik Bilder der Hauptdarsteller in knalligen Farben zum Titelsong einfriert, liefert Musikerporträts von großer Strahlkraft. Gespickt mit historischen Aufnahmen und alten Fotos, wird schnell deutlich, wie die Musik des Rocksteady Menschen bewegte, sowohl physisch als auch spirituell. Der altersweise Sänger Stranger Cole, der die Narration aus dem Off oder in Interview-Szenen trägt, erklärt die Funktion der Musik für Jamaikaner. Obwohl die meisten aus sehr bescheidenen Verhältnissen stammten, blickte man in den 1960er-Jahren mit großer Hoffnung auf die eigene Zukunft wie auch auf die des ganzen Landes. Bader begibt sich mit Musikern wie Gladstone Anderson, Ken Boothe oder Marcia Griffiths an jene Orte, die für die Entwicklung des Rocksteady wichtig waren. Dazu gehören auch die katholische Alpha Boy’s School von Kingston, an der viele jamaikanische Musiker ausgebildet wurden, und das Palace Theater, wo der Rocksteady-Sound seinerzeit eine Welle der Begeisterung hervorrief. Die Musik und die reminiszierenden Musiker nehmen das Publikum mit auf eine Zeitreise. Auch historische Clips fügen sich nahtlos in den romantisierenden Bewusstseinsstrom. In warme Primärfarben getauchte Gebäude, Straßen und Orte wie etwa ein stillgelegter Bahnhof nehmen sich bildlich so aus, als hätte Edward Hopper eine Reise nach Jamaika unternommen und eine Offenbarung erlebt. Oft ist die audio-visuelle Erzähltechnik dicht, stets aber abwechslungsreich; etwa in Straßenszenen aus Kingston, wo die Kamera in eine Werkstatt schaut und Radios zeigt, die ein Interview mit den legendären Ska- und Rocksteady-Musikern Derrick Morgan und Ernest Ranglin übertragen. Danach schaut man tatsächlich durch den Kontrollraum des Aufnahmestudios dem Moderator über die Schulter und erlebt, wie die Musiker von einst sich auf ein Reunion-Konzert vorbereiten. Baders wunderschönes Filmporträt der Musiker und des Rocksteady-Sounds oszilliert mühelos zwischen Erinnerungsbildern, Konzerten, Tänzern und der ungehemmten Fröhlichkeit des jamaikanischen Lebens. Die sozialen Probleme des Landes bleiben dabei weitgehend ausgespart; Bilder von Slumvierteln sind durch Farbfilter stilisiert. Die Musik des Rocksteady zielt genau auf diese Perspektive ab. „The Tide is high, but I’m going on“, heißt es in einem der berühmten Songs. Auch wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, handelt die Musik von Inspiration und freudiger Erwartung, auf dass man schon jetzt tanzend die Ankunft besserer Zeiten feiere. So gelingt es dem Film, Geschichte, Nostalgie, Entspanntheit und grenzenlosen Optimismus zu einer einfühlsamen Musikhommage zu verweben, die ihre Wirkung auch jenseits der Leinwand nicht verfehlt.
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