Ein erfolgreicher Schriftsteller und seine Frau müssen sich mit der Situation arrangieren, dass ihre Kinder das elterliche Haus verlassen. Auf den Moment der Leere, in dem das alltägliche Chaos einer lastenden Stille weicht, reagiert vor allem der Mann mit kleinen Fluchten ins Ungefähre. Ein facettenreicher Film über Träume und Ängste an einem biografischen Knotenpunkt, mit starken Schauspielern und einer souveränen Kamera.
- Ab 14.
El nido vacío - Empty Nest
Drama | Argentinien/Spanien/Frankreich/Italien 2008 | 91 Minuten
Regie: Daniel Burman
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Filmdaten
- Originaltitel
- EL NIDO VACÍO
- Produktionsland
- Argentinien/Spanien/Frankreich/Italien
- Produktionsjahr
- 2008
- Produktionsfirma
- BD Cine/Classic Film/Paradis/Wanda Visión
- Regie
- Daniel Burman
- Buch
- Daniel Burman
- Kamera
- Hugo Colace
- Musik
- Nico Cota · Santiago Río Hinckelmann
- Schnitt
- Alejandro Brodersohn
- Darsteller
- Oscar Martínez (Leonardo) · Cecilia Roth (Martha) · Inés Efron (Julia) · Arturo Goetz (Dr. Sprivak) · Jean Pierre Noher (Fernando)
- Länge
- 91 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 0
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Drama
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Diskussion
Der Untertitel verrät den Inhalt: „Das leere Nest“ – gemeint ist damit die Leere, die Kinder hinterlassen, wenn sie flügge geworden sind. Trotz des Themas wartet der Film mit einem Happy End auf. Martha und Leonardo sind ein Ehepaar. Jahrzehntelang haben sie sich vorrangig über Elternschaft definiert. Doch irgendwann fallen die Kinder als Bezugspunkt weg, und plötzlich stellt sich die Frage: Wie geht es weiter? Würde man zynisch sein, könnte man den Film als Erbauungsfantasie des 35-jährigen Regisseurs Daniel Burman verstehen: Die heute noch so verlockende Freundin bleibt auf ewig sexy, auch nach drei Kindern und im Menopausen-Alter. Doch es kommt noch besser: Während sie mit 30 glatt geföhnt und ein bisschen verlogen die Fassade wahrte, wirkt sie im mittleren Alter frei, blond gelockt, mit verführerisch wogendem Busen – eine Männerfantasie? Im Zentrum steht jedenfalls Leonardo, ein argentinischer Schriftsteller, künstlerisch und finanziell erfolgreich. Das intellektuelle Milieu, in dem er sich tummelt, ist im internationalen Überall von buchbestückten Altbauwohnungen und Rotwein trinkenden Freunden angesiedelt. Ein Handlungsstrang verleiht dem leeren Nest dezidiertes Lokalkolorit: die legendäre Hingabe an die Psychoanalyse und die Selbsterfahrungsgruppen, die das Mittelklasse-Leben in Argentinien anscheinend prägen. Er und Martha gehen jahrelang zur Paar-Gruppentherapie: Ringelpiez mit Anfassen und zugleich Jungbrunnen für Liebe und Kreativität. Leonardo hat darüber hinaus einen Tiefenpsychologen zum Freund; als Universitätsprofessor erforscht Dr. Sprivack ein seltenes pathologisches Phänomen: Erinnerungen, die sich die Menschen zusammen fantasieren, um ihrer tristen Wirklichkeit zu entfliehen. Dementsprechend weiß man auch nicht genau, ob Leonardo nun ein recht heftiges Verhältnis mit seiner jungen Zahnärztin hat oder der Seitensprung nur in seiner Einbildung stattfindet. Burman jedenfalls behauptet, die Fantasie sei der Ausweg „aus dem eigenen Niedergang“. „El nido vacío“ ist ein facettenreicher Film über eine alltägliche Erfahrungswelt, die sonst weder von Hollywood noch vom Arthouse-Kino bedacht wird. Es geht um eine Ehe, die hält, gelebt von Menschen, die sich über sich selbst und die Wirrnisse ihres (Liebes-)Lebens Gedanken machen, ohne darüber Schiffbruch zu erleiden oder ihren Lebensplan ernsthaft in Zweifel ziehen. Ein vielleicht etwas zu schöne Utopie, aber ein überdenkenswerter Entwurf.
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