Biopic | Deutschland/Österreich/Frankreich 2009 | 129 Minuten

Regie: Sherry Hormann

Verfilmung des autobiografischen Romans des Models Waris Dirie. Um einer Zwangsehe zu entgehen, verlässt sie als Teenager ihre Familie in Somalia, schlägt sich als Dienstmädchen in London durch und steht dort schließlich als illegale Einwanderin auf der Straße, bis sie in einer Britin eine Freundin findet und als Fotomodel entdeckt wird. Ihre Bekanntheit nutzt sie, um auf das Problem der Genitalverstümmelung in vielen afrikanischen Ländern aufmerksam zu machen, wurde sie doch selbst Opfer dieser rituellen Praxis. Der Film nutzt die Fakten ihres bewegten Lebens für emotionale Effekte, macht die gesellschaftliche Hintergründe und Zusammenhänge, die über das ergreifende Schicksal hinausgehen, aber kaum nachvollziehbar. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
WÜSTENBLUME | DESERT FLOWER
Produktionsland
Deutschland/Österreich/Frankreich
Produktionsjahr
2009
Produktionsfirma
Desert Flower Filmprod./Dor Film/Majestic Filmprod./BSI International/Bac Films/Mr. Brown Ent./MTM west/BR/ARD Degeto
Regie
Sherry Hormann
Buch
Sherry Hormann
Kamera
Ken Kelsch
Musik
Martin Todsharow
Schnitt
Clara Fabry
Darsteller
Liya Kebede (Waris Dirie) · Sally Hawkins (Marilyn) · Timothy Spall (Donaldson) · Juliet Stevenson (Lucinda) · Craig Parkinson (Neil)
Länge
129 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Biopic | Drama | Literaturverfilmung
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Verleih DVD
Majestic
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Diskussion
Als die 13-jährige Tochter eines somalischen Nomaden an einen sehr viel älteren Mann verheiratet werden soll, flieht sie zu Fuß nach Mogadischu. Dort hält sie sich eine Weile versteckt und wird schließlich von einer Verwandten der Obhut einer Diplomatenfamilie übergeben. Die nächsten Jahre verbringt sie als Dienstmädchen hinter den Mauern der somalischen Botschaft in London, bis ein politischer Umsturz ihre Gastfamilie zur Flucht veranlasst. Plötzlich steht die mittlerweile 18-Jährige auf der Straße, spricht kaum Englisch und besitzt nichts außer den Kleidern, die sie trägt. In einem Warenhaus trifft sie eine englische Verkäuferin, hängt sich wortlos an deren Rocksaum und erweicht ihr Herz, sodass sie ihr Unterschlupf gewährt. Nun lernt sie Englisch, arbeitet als Putzfrau in einem Schnellimbiss und wird dort von einem berühmten Modefotografen entdeckt. Er öffnet ihr die Türen einer Modelagentur, doch gerade, als sich der erste Erfolg einstellt, soll sie als illegale Ausländerin abgeschoben werden. Sie geht eine Scheinehe mit einem Bekannten ein und muss sich ein Jahr lang den Nachstellungen ihres Ehemanns erwehren, weil der sich mit dem Schein allein nicht zufrieden geben will. Schließlich steigt die Schönheit zu einem der gefragtesten Models der internationalen Modeszene auf und beginnt auf dem Höhepunkt des Ruhms, sich ihren traumatischen Kindheitserinnerungen zu stellen: Im Alter von fünf Jahren wurden ihr die Schamlippen abgeschnitten und die blutenden Hautfetzen ihres Geschlechts zusammengenäht; ihr zukünftiger Ehemann sollte sicher sein, dass seine Frau noch Jungfrau ist. Diese Geschichte erzählt sie einem Modemagazin und bringt damit das Thema der rituellen Genitalverstümmelung auf die Tagesordnung. Sie hält eine viel beachtete Rede vor dem Plenum der Vereinten Nationen und setzt ihre Berühmtheit dafür ein, anderen Mädchen ihr eigenes Schicksal zu ersparen. In diesen Stationen erzählt Sherry Hormann das Leben von Waris Dirie. Ob sie dabei gelegentlich von Diries gleichnamigem autobiografischen Weltbestseller abweicht, ist eine Frage, die Millionen Leser und Leserinnen interessieren wird; für die Bewertung des Films ist sie ebenso zweitrangig wie die Frage, wie viel Dichtung in der Wahrheit steckt. Denn Hormanns Film ist von seiner Botschaft nicht zu trennen: Helft den Mädchen, stoppt die Genitalverstümmelung! So sehr man dieser Botschaft zustimmen kann, fragt man sich doch, ob dem Thema mit diesem Film wirklich gedient ist. „Wüstenblume“ steht in der Tradition der Erbauungsliteratur, die weniger überzeugen als mit vergossenen Tränen bekehren will. Jede Form von Erkenntnis ist da überflüssig: Weder erfährt man etwas über das Leben somalischer Nomaden noch über den Alltag einer illegalen Ausländerin in London; nichts über die Modewelt, was über harmlose satirische Zuspitzungen hinaus ginge; und wenn Sherry Hormann ins Innere ihrer Hauptfigur blickt, wirkt das in etwa so überzeugend wie ein mit Sprechblasen unterlegter Fotoroman. Selbst die Frage, warum die rituelle Genitalbeschneidung in einigen Kulturen praktiziert wird, spielt keine Rolle. Man kann sich deshalb auch nur notdürftig zusammenreimen, wie sich diese traditionelle Praxis bei der Wurzel packen lässt. Immerhin muss man dem Film zugute halten, dass er sich in den Grenzen eines schwierigen Genres bewegt und dabei den Absturz in den Kitsch meistens vermeidet. Trotzdem hätte man von der versierten Regisseurin mehr erwarten können, als einen Bucherfolg im Kino noch ein bisschen zu melken. Ihre prominentesten Ensemblemitglieder, Sally Hawkins und Timothy Spall, wird man so schlecht hoffentlich nie wieder sehen; beide stellen lustlose Klischees ihrer größten Erfolge dar. An mehr scheint Sherry Hormann nicht interessiert gewesen zu sein, bestand ihre größte Sorge doch offenbar darin, ihr Publikum ja nicht zu überfordern. Sie geht den einfachen Weg, und der besteht darin, mit Waris Diries Schicksal zu rühren.
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