Eigentlich hatte sich Lola, 15-jährige Schülerin aus Paris und von ihren Freunden Lol gerufen, auf den ersten Schultag nach den Sommerferien gefreut. Doch das Wiedersehen mit ihrem Freund Arthur verläuft anders als erhofft. Er habe mit einer anderen geschlafen, eröffnet er ihr beiläufig. Um nicht zurückzustehen, behauptet Lola von sich dasselbe – es folgt der Schlussstrich. Gleichzeitig entdeckt ihr gemeinsamer Freund Maël, dass er sich mehr und mehr zu Lola hingezogen fühlt. Nicht gerade einfacher werden die Dinge durch Lolas alleinerziehende Mutter Anne, die wissen will, was ihre Tochter so treibt, in der Schule, mit den Jungs. Dabei hat sie selbst einige Geheimnisse. So trifft sie sich nachts heimlich mit ihrem Ex-Mann. Zu allem Überfluss lässt sie sich von einem Polizisten, der an Lolas Schule über die Gefahren des Drogenkonsums aufklärt, den Hof machen. Die Ereignisse eskalieren, als Anne mehr oder weniger zufällig das Tagebuch ihrer Tochter liest: Joints, Alkohol, Partys, Musik, Jungs, das erste Mal – Anne ist entsetzt. Als Lola vom Vertrauensbruch ihrer Mutter erfährt, zieht sie wutentbrannt zu ihrem Vater.
Lol – das ist nicht nur Lolas Spitzname, sondern auch das Chatroom- und SMS-Akronym für „Laughing Out Loud“, ein Code, der den Film eindeutig in der Gegenwart, in der wohlhabenden Mittelschicht verortet. Laptop, Handy und MP3-Player gehören unter Jugendlichen selbstverständlich dazu, wer sich dem verweigert, gerät unweigerlich zum Außenseiter. Die codierte, unmittelbare und rasche Kommunikation, auf die der Filmtitel in seiner Doppeldeutigkeit anspielt, schließt die Erwachsenen mit ihrem altmodischen Kommunikationsverhalten zwangsläufig aus. Der Generationskonflikt, durch die unterschiedlichen Lebensentwürfe und -haltungen von Mutter und Tochter schon evident, scheint unüberbrückbar.
Trotzdem ist der Generationskonflikt noch derselbe wie in früheren Zeiten. Das Mitwirken von Sophie Marceau spannt den Bogen zu „La Boum – Die Fete“
(fd 23 261), aber auch zu Filmen wie „Die Ohrfeige“
(fd 19 272) oder „Her mit den kleinen Engländerinnen“
(fd 20 101). Regisseurin Liza Azuelos, Jahrgang 1965, hat „LOL“ als Hommage an jene Filme inszeniert, die sie geprägt haben und die, so wird sie im Presseheft zitiert, „das Lebensgefühl der Pubertät so gut einfangen“. Auch hier gibt es eine Ohrfeige mit Folgen, auch hier gibt es eine Klassenfahrt nach England, bei der die Schüler über die Stränge schlagen. Dass Sophie Marceau nun die Seiten gewechselt hat und aus dem aufmüpfigen Teenager eine besorgte Mutter geworden ist, die allerdings in der Liebe dieselben Probleme hat wie ihre Tochter, unterstreicht die Zeitlosigkeit und Universalität der geschilderten Pubertätswirren. „LOL“ reiht sich mit seiner charmanten Leichtigkeit nahtlos in eine aktuelle Riege ähnlicher Filme ein wie Ute Wielands „Freche Mädchen“
(fd 38 807) oder Gurinda Chadhas „Frontalknutschen“
(fd 38 869): Filme, die mit liebevoll beobachteten Charakteren und glaubwürdig entwickelten Konflikten aufwarten, die ihnen Farbe und Lebendigkeit verleihen. Einiges geriet Azuelos aber zu gewollt: Da gibt es einen autoritären Vater, der wutentbrannt die Gitarre seines Sohns zerstört, um ihn von seinen musikalischen Zukunftsplänen abzubringen, die England-Reise gleitet mit ihren auf die Spitze getriebenen Klischees von britischer Geschmack- und Kulturlosigkeit häufig in Klamauk ab, der fingierte Online-Sex streift die Grenze zur Vulgarität – kleine Schwächen in einer ansonsten sympathischen Sommerkomödie.