Ein 15-jähriger Schüler aus Bremen verbringt mit seiner Mutter und deren neuem Lebensgefährten die Sommerferien in England, wo er zwei höchst unterschiedliche Mädchen kennen lernt. Sensibel inszenierte, lakonisch unterfütterte Komödie, die ohne Klischees die Entwurzelung eines Scheidungskindes zwischen Familienkrise, Selbstfindung und erster Liebe beschreibt und ebenso aufmerksam wie unterhaltsam gesellschaftliche Wirklichkeit reflektiert. Dabei überzeugen vor allem die jungen Darsteller durch Natürlichkeit und Wandlungsfähigkeit.
- Ab 14.
Summertime Blues
Komödie | Deutschland 2009 | 116 Minuten
Regie: Marie Reich
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Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2009
- Produktionsfirma
- Bavaria/Bremedia Prod./NDR/ARTE/Constantin Film/Solaris Filmprod./Münchner Filmwerkstatt/Universum Film
- Regie
- Marie Reich
- Buch
- Friederike Köpf · Uschi Reich · Robin Getrost
- Kamera
- Egon Werdin
- Musik
- Youki Yamamoto
- Schnitt
- Barbara von Weitershausen
- Darsteller
- François Goeske (Alex Homann) · Sarah Beck (Faye) · Zoe Moore (Louie) · Karoline Eichhorn (Diana Homann) · Alexander Beyer (Seth McElroy)
- Länge
- 116 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 6; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Komödie
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Heimkino
Diskussion
Die Nachricht trifft Alex, einen 15-jährigen Schüler aus Bremen, wie ein Schock. In der Küche eröffnet ihm seine Mutter Diana beiläufig, dass sie sich von seinem Vater Steffen scheiden lassen wird. Damit nicht genug: Beide Elternteile sind bereits wieder anderweitig liiert, Steffen mit seiner Sekretärin Mandy, Diana mit dem versnobten Seriendarsteller Seth, den sie zu Dreharbeiten nach Südengland begleiten will. Als dann auch noch Alex wegen einer Prügelei von der Schule suspendiert wird, muss er mehr wohl als übel mit seiner Mutter und dem neuen Stiefvater vorgezogene Sommerferien im öden Kent verbringen. Hier ist überhaupt nichts los, nicht einmal ein Bier will man dem gelangweilten Jungen im Dorfpub zapfen. Dann aber begegnet er Louie, einer patenten, hübschen und engagierten Engländerin, die so ganz anders ist als die Mädchen, die er bislang kannte. Eine Außenseiterin, die nicht zur Schule geht, in einem Verschlag lebt und sich um Tiere kümmert. Louie ist das sprichwörtliche „Mädchen zum Pferdestehlen“ – und vielleicht darum nicht die Richtige für die Liebe. Da käme Seth’ Tochter Faye, die zwischenzeitlich aus Amerika angereist ist, schon eher in Frage. Faye ist klug, höflich, hilfsbereit und schön. Eigentlich hatte sich Alex vorgenommen, sie wegen ihrer Perfektheit zu ignorieren. Doch auch Faye hat ihre Probleme, auch sie ist ein Scheidungskind. Vor seinen widerstreitenden Gefühlen flüchtet Alex überstürzt nach Bremen.
Ein Junge mitten in den Pubertätswirren, hin- und hergerissen zwischen den Eltern, zwei Ländern und zwei Mädchen, die entgegengesetzte Typen und Werte verkörpern: Die deutsche Regisseurin Marie Reich nähert sich in ihrem Spielfilmdebüt, das nach einem erfolgreichen Roman der britischen Autorin Julia Clarke entstand, sensibel und aufmerksam den Problemen Heranwachsender, denen durch die Trennung der Eltern das Gefühl der Zugehörigkeit verloren geht. Das Drehbuch beschreibt präzise die Entwurzelung von Alex, der zwischen Familienkrise, Selbstfindung, Coming-of-Age und erster Liebe laviert. Dabei vermeiden die Autoren die Klischees US-amerikanischer Teenie-Komödien, mehr noch: „Summertime Blues“ reflektiert authentisch gesellschaftliche Wirklichkeit, in der immer mehr Kinder von Scheidungen und Sorgerechtsstreitigkeiten betroffen sind. Ein Themenkomplex, der viel Konfliktpotenzial birgt, doch Reich fängt die Ernsthaftigkeit immer wieder durch englischen Humor auf, der die Probleme nie zu wichtig nimmt, und verleiht dem Film einen ironischen Grundton. Im Bemühen, griffige Gegensätze zu etablieren, ist der Regisseurin gewiss einiges zu gewollt und aufgesetzt geraten. Besonders die erwachsenen Darsteller legen ihre Rollen zu eindimensional an. Karoline Eichhorn agiert als Mutter viel zu holzschnittartig und steif, Alexander Beyer interpretiert den arroganten Seriendarsteller überzogen und unglaubwürdig. Nur selten findet er die richtige Mischung aus verständnisvoller Nähe zu Alex und übertriebenem Stolz auf seinen Beruf sowie die neue Frau an seiner Seite. Ein Manko, das die jugendlichen Schauspieler – allen voran Zoe Moore („Max Minsky und ich“, fd 38 302) – durch Natürlichkeit und Wandlungsfähigkeit wieder wettmachen, die ihre vielschichtig umrissenen Figuren erfordern.
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