Radio Colifata

Dokumentarfilm | Spanien 2001 | 90 Minuten

Regie: Carlos Larrondo

Dokumentation über einen argentinischen Radiosender, der von den Patienten einer psychiatrischen Anstalt betrieben wird und den der Filmemacher über zehn Jahre hinweg begleitet hat. Ausgehend von einem der großen Triumphe des Senders, einem Konzert mit einem berühmten Sänger, entfaltet sich die Erfolgsgeschichte eines Modells, das zahlreiche Nachahmer in aller Welt gefunden hat. Ohne Kommentierung kommen in dem ebenso lebensfrohen wie nachdenklichen Porträt die Mitstreiter des Projekts zu Wort und hinterfragen durch die Schilderungen ihrer Gefühle und Erlebnisse die gängigen Grenzziehungen zwischen "normal" und "verrückt". (O.m.d.U.; DVD-Titel: "Radio La Colifata") - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
LT 22, LA RADIO COLIFATA
Produktionsland
Spanien
Produktionsjahr
2001
Produktionsfirma
Bausan Films
Regie
Carlos Larrondo
Buch
Carlos Larrondo
Kamera
Carlos Larrondo · Laura Sigón
Musik
Manu Chao
Schnitt
Alejandro Legido · Carlos Larondo
Länge
90 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Dokumentarfilm

Heimkino

Verleih DVD
Icestorm (FF, DD2.0 span.)
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Diskussion
„Wir sind Radio Colifata“, ruft ein Mann in die begeisterte Menge. Der Radiosender wird von Patienten der psychiatrischen Klinik „José T. Borda“ in Buenos Aires (so der politisch korrekte Ausdruck) gestaltet. Ein Patient drückt es drastischer aus: „La Borda ist ein Irrenhaus!“ Und wenig später: „Radio Colifata reißt Mauern ein.“ Das Programm ist leidenschaftlich, selbstironisch und engagiert moderiert und geht seit August 1991 wöchentlich fünf Stunden auf Sendung. Der Name des Projekts „La Colifata“ bedeutet im Slang der Hafenstadt Buenos Aires so viel wie „liebenswerte Verrückte“, und die Radiomacher nehmen kein Blatt vor den Mund: „Nervenkliniken sind schlimmer als Nervenkrankheiten“, sagt ein Beteiligter. Aber „Radio Colifata“ ist mehr als ein Sprachrohr für die Rechte der Patienten, mehr als ein originelles Instrument der Gegenöffentlichkeit. Neben Berichten aus der Anstalt bringt der Sender konkrete Poesie – wie die Frage, warum bei den grünen Marsmenschen die Autos knapp sind. Der argentinische Filmemacher Carlos Larrondo hat die Gründer und Gestalter von „Radio Colifata“ über zehn Jahre hinweg begleitet. Sein Film beginnt mit dem größten Triumph des Projekts: „Wir haben ein Recht, glücklich zu sein“, rufen Patienten vor mehr als 15.000 Zuschauern auf der großen Konzertbühne, wo die Radiomacher aus der Psychiatrie gemeinsam mit dem Sänger Manu Chao auftreten. Durch die Zusammenarbeit mit dem charismatischen Sänger, durch den Verkauf der gemeinsamen CDs und DVDs finanziert sich das Projekt nicht nur, sondern ist auch weltweit bekannt geworden. Heute wird das Programm von bis zu 200 Radiostationen übertragen und findet in vielen Ländern Nachahmer. Der Dokumentarfilm begleitet die „Colifatas“ auf einer Reise zu Schwesterprojekten, zu anderen Radios aus der Psychiatrie; sie besuchen „Radio Nikosia“ in Barcelona, „Radio Leon Dit“ in Toulouse und „Radio 180“ in Mailand – in Italien hatte in den 1970er-Jahren die Bewegung für eine freie Psychatrie begonnen. Dabei verzichtet Regisseur Carlos Larrondo auf einen eigenen Kommentar und lässt die Protagonisten mit ihren Gefühlen, ihren Ängsten und ihrer Freude zu Wort kommen – und hinterfragt dadurch auch brüchige gesellschaftliche Definitionen von „normal“ und „verückt“ sowie unseren Umgang mit der so genannten Verrücktheit. „Radio Colifata“ (veröffentlicht in der DVD-Reihe „Meisterwerke des Lateinamerikanischen Films“) ist ein sehr lebensfrohes, nachdenkliches und vielschichtiges Porträt einer einzigartigen Bewegung. Und darüber hinaus durchaus auch ein musikalischer Genuss.
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