Auf der Suche nach dem Gedächtnis - Der Hirnforscher Eric Kandel

Dokumentarfilm | Deutschland 2008 | 95 Minuten

Regie: Petra Seeger

Dokumentarfilm über den Hirnforscher Eric Kandel und seine mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Arbeiten zur Wirkungsweise des Gedächtnisses. Dem kurzweiligen Film gelingt eine homogene Verbindung zwischen Wissenschaft und Erfahrung, wobei der humorvolle Intellektuelle freimütig und spannend aus seinem Leben und seinen Forschungen erzählt. Die Einblicke ins neuronale Synapsensystem verströmen eine überdies ästhetisch-mysteriöse Faszination. (O.m.d.U.) - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2008
Produktionsfirma
FilmForum Köln/WDR
Regie
Petra Seeger
Buch
Petra Seeger
Kamera
Robert Winkler · Mario Masini
Musik
Walter W. Cikan · Marnix Veenenbos · Petr Spatina · Bernhard Fleischmann
Schnitt
Oliver Neumann
Länge
95 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Diskussion
Eine Dokumentation über die neuesten Erkenntnisse der Hirnforschung drehen zu wollen, mutet wie ein reichlich kühnes Unterfangen an. Zumindest wenn es sich dabei nicht um Psychologie, sondern um die neurologischen Prozesse handeln soll, die jeder Hirnaktivität zugrunde liegen. Mehr als Computerdiagramme irgendwelcher elektrischen Ströme unter der Schädeldecke dürften da eigentlich kaum visualisierbar sein. In solchen Fällen drohender Bilderarmut nehmen sich Filmemacher gerne der Forscher an, die ihre Erkenntnisse im Idealfall so verständlich wie bildreich zu illustrieren vermögen. Vor diesem Hintergrund ist Eric Kandel natürlich ein echter Glücksfall. Der Wissenschaftler, der 2000 den Nobelpreis für seine Untersuchungen auf dem Gebiet der Hirnforschung erhielt, gilt nicht nur als Koryphäe auf seinem Fachgebiet, sondern weist überdies echte Entertainer-Qualitäten auf, wenn es darum geht, Mitmenschen für seine Untersuchungen zu begeistern. Überdies ist der 1929 in Wien geborene, noch immer bemerkenswert vitale Mann ein hellwacher und humorvoller Zeitgenosse, dem trotz aller Popularität jede Form von selbstdarstellerischer Eitelkeit fremd zu sein scheint. So sieht und hört man Kandel in seinem Institut beinahe ehrfürchtig von Aplysia californica, einer Meeresschnecke, schwärmen, die ihm als erstes Forschungsobjekt diente, weil ihr neuronales System besonders einfach aufgebaut ist. Da es ihm offenbar gar nicht in den Sinn kommt, sich mit fremden Federn zu schmücken, überlässt er die Präsentation der meisten Forschungsergebnisse aber jenen Mitarbeitern seines Instituts, die sie unter seiner Anleitung erarbeitet haben. Der Film gewährt auf diese Weise erhellende Einblicke in die vergleichsweise junge Disziplin der Gedächtnisforschung. Und wenn auf einem Monitor Hirnströme und Synapsen erkennbar werden, verströmt das Ganze auch eine ästhetisch-mysteriöse Faszination. Seine historische Dimension gewinnt der informative, sehr kurzweilige Dokumentarfilm dadurch, dass Kandel das Motiv seiner Forschungen in seinen Erfahrungen als Jude im nationalsozialistischen Wien lokalisiert. Wenn er mit seiner Familie die Stätten seiner Kindheit in Wien besucht, wird plötzlich sinnfällig, was er zuvor anhand eines Experiments mit Mäusen über den Zusammenhang zwischen Raumerfahrung und Gedächtnis erklärte. So wie dieser Kontext von Wissenschaft und Erfahrung bei Kandel in keiner Weise aufgesetzt wirkt, gelingt es auch Petra Seeger, ohne jeden Off-Kommentar eine homogene Verbindung zwischen diesen beiden Elementen zu schaffen. Die wenigen, dezenten Reenactment-Sequenzen zur Kindheit in Wien hätte es gar nicht gebraucht. Doch das eigentliche Pfund, mit dem der Film wuchert, ist sein Protagonist, der die Autorin auch als Privatmann nah an sich herangelassen hat, ohne dass dieses Porträt irgendetwas Voyeuristisches hätte. Eric Kandel würde man vermutlich auch dann fasziniert zuhören, wenn er nur auf einem Stuhl säße und von sich und seinen Forschungen erzählte. Zumal seine Art, mit der sich dieser durchweg sympathische und liebenswerte Intellektuelle zwischendurch immer wieder – auch über sich selbst – vor Lachen geradezu ausschüttet, in hohem Maße ansteckend wirkt.
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