Episodisch angelegter Film um verschiedene Personen vom "hippen" Stadtpärchen bis zum Sonderling, der mit einem LKW voller Götterfiguren durch Taiwan reist, wobei die Schicksale der Charaktere durch die Motive "Glauben" und "Geld" verbunden sind. In poetischen Bildern beleuchtet der Film das Leben in einer zwar von Buddhismus und Christentum geprägten, jedoch zunehmend materialistisch ausgerichteten Gesellschaft, wobei sich dank der (Haupt-)Figur des "Göttermobil"-Fahrers die gesellschaftskritische Botschaft mit einem humorvoll-augenzwinkernden Duktus verbindet. (O.m.d.U.)
- Ab 16.
God Man Dog
- | Taiwan 2007 | 119 Minuten
Regie: Singing Chen
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Filmdaten
- Originaltitel
- LUI LANG SHEN GAO REN
- Produktionsland
- Taiwan
- Produktionsjahr
- 2007
- Produktionsfirma
- Ocean Deep Films/The 3rd Vision Films
- Regie
- Singing Chen
- Buch
- Singing Chen · Lou Yi-an
- Kamera
- Shen Ko-shang
- Musik
- Hiromichi Sakamoto
- Schnitt
- Singing Chen
- Darsteller
- Tarcy Su (Ching) · Jack Kao (Yellow Bull) · Chang Han (A Xiong) · Ulau Ugan (Biung) · Jonathan Chang (Xian)
- Länge
- 119 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
Ein teurer Hund ist nur ein Hund unter Hunden, und ein beleuchtetes Göttermobil kann, wenn es schon kein Glück bringt, wenigstens Trost spenden, in dunkler Nacht zum Beispiel. Von solchen Einsichten sind die Figuren in Singing Chens Film „God Man Dog“ zu Beginn noch weit entfernt. Sie lassen sich in erster Linie von materiellen Werten leiten. Religion spielt nur eine oberflächliche Rolle und wird als Rettungsanker erst bedeutend, wenn Geld und Egoismus versagen. Götter und Geld sind die Verbindung stiftenden Elemente in den verschiedenen Episoden; auf der Suche nach materieller, spiritueller Erlösung kreuzen sich die Wege. Gehobene Mittelschicht und arme Ureinwohner, Christentum und Buddhismus, Stadt und Land setzt die taiwanesische Regisseurin in ihrem zweiten Kinofilm behutsam in Beziehung.
Als eine Art Vorbild und Schutzengel in dem Reigen fungiert Yellow Bull; er ist beinamputiert, die Prothese altersschwach. Mit seinem gläsernen, beleuchteten, mit riesigen beweglichen Götterfiguren beladenen LKW tingelt er von Jahrmarkt zu Jahrmarkt. Yellow Bull verdient sein Geld mit den Göttern, gibt es dann aber im Gegenzug für die Versorgung von Straßenhunden aus – und er sammelt und renoviert weggeworfene Götterstatuen. Etwa die buddhistischen Statuen eines wohlhabenden Pärchens aus Taipeh: Ching (Tarcy Su, eine bekannte Popsängerin in Taiwan) ist Handmodell, ihr Mann A Xiong ein karriereorientierter Architekt. Als sie ihr Baby verliert, lässt sie sich aus Verzweiflung taufen. Ihre neuen christlichen Glaubensbrüder setzen die wertvollen Skulpturen, die im schicken, deprimierenden Haus ganz in grau, beige, weiß und schwarz kaum mehr als Designobjekte waren, an einem Wasserfall aus. Dorthin führt dann Yellow Bull seine göttlich geleitete Intuition.
Die Figur des Invaliden mit dem Göttermobil ist auch deshalb so wichtig, weil sie die episodische Erzählung, die sich sonst vielleicht bisweilen in allzu durchsichtiger Gesellschaftskritik erschöpfen würde, mit Leichtigkeit, einem humanistischen Humor, mit einem gewissermaßen göttlichen Augenzwinkern versieht. Zudem sind es bizarr schöne, tatsächlich übernatürliche Kinobilder, wenn sich Yellow Bulls Truck zwischen dicht bewaldeten Hügeln hinauf schlängelt oder rosa glimmend auf der nächtlichen Bergstraße stehen bleibt. Die Regisseurin und ihr Kameramann Shen Ko-shang haben einen Hang zur poetischen Übertreibung: Das grau in grau ausgestattete und fahl ausgeleuchtete Designerdomizil des Stadtpärchens gemahnt an die Depression seiner Bewohnerin; Yellow Bull sitzt einmal weit oben in einer gigantischen Bauruine inmitten unberührter Natur, und auf dem offenen Stockwerk vor den grünen Hängen draußen beginnen bunt gekleidete Götter zu tanzen. Neben dem Paar aus Taipeh, das um seine Ehe ringt, und dem allgegenwärtigen Yellow Bull gibt es noch den Ureinwohner Biung, der nicht vom Alkohol loskommt und sein gelegentliches Heil bei Jesus und den anonymen Alkoholikern in der Kirche des abgelegenen Dorfes sucht. Seine Tochter Savi muss in der Stadt leben, um über ihre mit Preisgeldern bedachten Erfolge beim Kickboxen an ein Stipendium zu gelangen. Süchtig nach Preisrätseln schließlich ist Biungs Frau; wie besessen sammelt sie die Wertcoupons auf Lebensmittelverpackungen – die meist wertlosen Gewinne verkaufen die Tagelöhner aus einem abgelegenen Dorf auf dem Flohmarkt in der Stadt. Dort erwirbt Biungs Frau schließlich auch mehrere Familienpackungen Nudeln zum Schnäppchenpreis bei dem Teenager Xian, der selten spricht und sein Geld bei Wettessen verdient.
Der Zuschauer erfährt nicht, was auf den Glückszettelchen steht, die Yellow Bull von Zeit zu Zeit verteilt. Es ist auch unwichtig, denn Erkenntnis, so legt der Film nahe, ist jenseits von Weissagungen und der simplen Hoffnung auf Erlösung zu suchen – in einer Gesellschaft, in der emotionale Kälte und Materialismus Werte wie Nächstenliebe verdrängen, kommt auch der Glauben auf den Hund. Und die kostspielige antike Skulptur ist letztlich ein Gott unter Göttern.
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