Kammerspielartiger Liebesfilm um einen Mann und eine Frau, die an einem regnerischen Tag zufällig aufeinandertreffen, sich wie durch magische Anziehung immer wieder begegnen und eine Nacht miteinander verbringen. Mit viel Fingerspitzengefühl führt er an die Protagonisten heran, lotet ihre Emotionen und die wachsende Nähe zwischen ihnen aus und entwickelt sich zum zärtlichen, fein gesponnenen Gefühlskino. (O.m.d.U.)
- Ab 14.
Im Regen des Südens
Liebesfilm | Argentinien 2008 | 110 Minuten
Regie: Paula Hernández
Kommentieren
Filmdaten
- Originaltitel
- LLUVIA
- Produktionsland
- Argentinien
- Produktionsjahr
- 2008
- Produktionsfirma
- Patagonik/Visions Sud Est
- Regie
- Paula Hernández
- Buch
- Paula Hernández
- Kamera
- Guillermo Nieto
- Musik
- Sebastián Escofett
- Schnitt
- Rosario Suárez
- Darsteller
- Valeria Bertucelli (Alma) · Ernesto Alterio (Roberto)
- Länge
- 110 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Liebesfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Heimkino
Diskussion
Rush Hour in Buenos Aires. Alma steht im Stau, nichts tut sich, während unaufhörlich der Regen auf ihr Auto prasselt. Plötzlich wird die Tür auf der Beifahrerseite aufgerissen, ein blutüberströmter Mann lässt sich auf den Sitz fallen: Roberto. Die Angst ist der jungen Frau ins Gesicht geschrieben. Noch kann niemand ahnen, dass hier eine zärtliche (Kino-)Liebesgeschichte ihren Anfang nimmt.
Nachdem seine Wunde gesäubert und versorgt ist, verschwindet der Fremde in der Anonymität der Autoschlange, um wenig später erneut aufzutauchen, diesmal mit Essen und Getränken. Alma fasst zögerlich Vertrauen, fährt den Fremden zu seinem Hotel. Im Lauf der nächsten Stunden werden sich die beiden immer wieder begegnen, als ob zwischen ihnen eine magische Anziehung existieren würde. Sie erzählen sich ein wenig aus ihren Leben, was schnell klar macht, dass beide auf der Flucht sind: vor ihrem eingefahrenen Dasein, vor einer Zukunft, die man sich nicht mehr vorstellen kann. Beide spielen mit dem Gedanken, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen, werden einander vertrauter, und obwohl auf beide eine Familie bzw. Beziehung wartet, verbringen sie eine Nacht miteinander. Das ist nicht der Ausdruck flüchtiger Leidenschaft, sondern die nahezu zwangsläufige Konsequenz der Begegnung zweier Menschen, die einander nahe sind, obwohl sie sich kaum kennen. Am anderen Tag wird Roberto zu Frau und kleiner Tochter zurückkehren, im Gepäck das Märchenbuch von den „Sterntalern“, von dem sich Alma getrennt hat. Sie ist jetzt bereit, ihre Träume zu verwirklichen, zu ihrem Freund zurück zu kehren und sich Gedanken über eine Familie zu machen.
Die argentinische Regisseurin Paula Hernández ist mit „Lluvia“ („Regen“) ein ebenso intimes wie eindringliches (Liebes-)Kammerspiel gelungen. Die Handlung beschränkt sich auf zwei Personen, die sich auf engstem Raum – im Auto, am Tisch im Café – miteinander auseinander setzen; dies zwingt die Kamera zur Intimität, macht den Zuschauer zum intimen Beobachter der außergewöhnlichen Hauptdarsteller. Das hat nichts Aufdringliches an sich, erst recht nichts Voyeuristisches, sondern befähigt, die Protagonisten und ihr unsicheres Verhalten genau zu beobachten, sich auf ihre noch ungeordneten Gefühlen einzulassen. Dem Dauerregen des Films kommt dabei eine wichtige dramaturgische Funktion zu: Obwohl er mitunter heftig niederprasselt, dämmt der Regen die Geschichte ein, puffert sie ab und sorgt dafür, dass kein emotionaler Flächenbrand entsteht. Ein ungewöhnlicher Liebesfilm, dessen Regisseurin sich der fein gesponnenen Geschichte quasi mit Glacé-Handschuhen nähert, um die zärtlichen Gefühle und die Vertrautheit nicht zu zerstören, weshalb der Film sich zu großem Gefühlskino entwickelt – über zwei Menschen, die füreinander bestimmt sind, wenn auch nur für einen langen Wimpernschlag.
Kommentar verfassen