Loser haben normalerweise ihren festen Platz im Gefüge einer Komödie. Für die meist kauzigen, oft bemitleidenswerten oder einfach nur albernen Gestalten sind gewöhnlich kleine Nebenrollen reserviert. Als Fleisch gewordene „Running Gags“ verschwinden sie so schnell wieder aus der Szenerie, wie sie darin auftauchen. Sollten ein oder zwei dieser Verlierertypen doch einmal als Hauptattraktionen einer Filmkomödie in Erscheinung treten, so kommt es nicht selten vor, dass man eher über sie lacht, als mit ihnen. Hier das richtige Maß zwischen Freakshow und Empathie zu finden, zählt zur hohen Kunst der Komödie, wie sie Stan Laurel und Oliver Hardy einst perfekt beherrschten und potenzielle Nachfolger wie die „Dumm und Dümmer“-Filme mal mehr, mal weniger klar verfehlten.
Mit „Eagle vs Shark“ knüpft der neuseeländische Regisseur Taika Cohen alias Taika Waititi nun seinerseits an die „Dick und Doof“-Tradition an, verlagert den Schwerpunkt von Slapstick und Satire aber hin zur Romantik. „Eagle vs Shark“ ist der Versuch einer romantischen Loser-Komödie. Ein äußerst gewagtes Unterfangen, an dem neun von zehn Regisseuren mit neun von zehn Besetzungen peinlich scheitern würden, das bei Waititi aber auf wundersame Weise funktioniert. Lily und Jarrod sind „Nerds“, wie sie im Buche – oder besser im Comic – stehen: Sie arbeitet im Fast-Food-Laden, er in der Videothek. Zu Lilys Lieblingsbeschäftigungen gehört es, während einer Autofahrt mit ihrem Bruder darum zu wetteifern, wer am meisten Pferde zählt; – punkten kann nur, wer ein Pferd als erstes sieht. Jarrod dagegen verbringt seine Freizeit unter dem Pseudonym „Eagle“ am liebsten mit Kung-Fu-Videospielen. Außerdem hat er ein Auge auf Lilys attraktive, aber hochmütige Kollegin geworfen, die von ihm jedoch nichts wissen will. Jarrods Geburtstagseinladung befördert sie auf direktem Wege in den Mülleimer. Ersatzweise lädt Jarrod nun Lily ein, die schon seit langem in den Fast-Food-Stammkunden verliebt ist. Als Lily sich auf Jarrods außerordentlich schlecht besuchter Fete überraschenderweise als talentierte Videospielerin erweist und ihrem Kampfnamen „Shark“ alle Ehre macht, funkt es zwischen den beiden. Doch die Romanze scheint nur von kurzer Dauer. Denn Jarrod befindet sich auf einem skurrilen Rachefeldzug gegen jenen Rowdy, der ihm seine Schulzeit zur Hölle gemacht hat. Im Stile einer kläglichen „Rocky“-Karikatur bereitet sich Jarrod auf den großen Showdown vor. Lily lässt sich davon allerdings nicht abschrecken.
Taika Waititi findet in der Inszenierung dieses abgedrehten Plots genau die richtige Tonlage zwischen ausgefallenen schrägen Kameraeinstellungen, Frosch- oder Vogelperspektive und ruhigen, besinnlichen Aufnahmen. An mehreren Stellen gleitet der Film aus der eigentlichen Handlung in poetisch animierte Kurzcartoons hinüber, in denen beispielsweise ein abgebissener, achtlos weggeworfener Apfel auf Reisen geht. Mit solchen lyrisch-surrealen Ausflügen federt Waititi die travestierenden Elemente seines Filmes wohltuend ab. In erster Linie aber ist es dem vielschichtigen Spiel der beiden Hauptdarsteller, Jemaine Clement und vor allem Loren Horsley, zu verdanken, dass „Eagle vs Shark“ unter dem Ulk-Gewand seiner Antihelden verletzliche, liebenswerte und ernstzunehmende Charaktere offenbart, mit deren Schwächen und kindischer Naivität man sich am Ende ebenso identifizieren kann wie mit ihren emotionalen Nöten, Träumen, Sehnsüchten und Alltagsproblemen. „Eagle vs Shark“ ist ein herrlich komischer Film, bei dem man so herzlich wie sonst selten mit den Protagonisten mitfühlen und -lachen kann. Gerade darin, dass er Hollywoods elitäre „Ständeklausel“ von den schönen, reichen, klugen oder sonst wie genialen Liebespaaren mit spielerischer Leichtigkeit vom Kopf auf die Füße stellt, erweist sich Waititis Film als seltener Glücksfall und ein, in Deutschland leider verhindertes, kleines Kinowunder.