Ein elfjähriges Mädchen, das sich als Pferdenärrin bezeichnet, aber in Wahrheit große Angst vor Pferden hat, kämpft um das Leben eines temperamentvollen Hengstes, der von seinem Besitzer gequält wurde, weil er sich nicht als Rennpferd eignet. Unterstützt und geleitet wird es von seinem im Sterben liegenden Großvater, der ihm Selbstvertrauen und Mut einflößt. Ein mitreißender "Pferdefilm" für Kinder, der jenseits aller Klischees des Genres mit inszenatorischer Wucht und im guten Sinne "rücksichtslos" vom Sieg eines Mädchens über seine Ängste erzählt.
- Sehenswert ab 10.
Rettet Trigger!
Kinderfilm | Norwegen/Dänemark/Schweden 2006 | 78 Minuten
Regie: Gunnar Vikene
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Filmdaten
- Originaltitel
- TRIGGER
- Produktionsland
- Norwegen/Dänemark/Schweden
- Produktionsjahr
- 2006
- Produktionsfirma
- Cinenord Spillefilm/Miso Film/Cinenord Stockholm
- Regie
- Gunnar Vikene
- Buch
- Monica Boracco Borring
- Kamera
- Kjell Vassdal
- Musik
- Stein Berge Svendsen
- Schnitt
- Sjur Aarthun
- Darsteller
- Ann-Kristin Sømme (Alise) · Sven Wollter (Lasse) · Anneke von der Lippe (Tone) · Adele Karoline Dahl (Rebekka) · Reidar Sørensen (Viktor)
- Länge
- 78 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 6 (DVD)
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 10.
- Genre
- Kinderfilm
- Externe Links
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Heimkino
Diskussion
Mädchen und Pferde, das ist meist eine endliche Geschichte. Besonders viele Pferdenärrinnen gibt es in der Altersgruppe der 12-, 13-Jährigen, wenn Jungs zwar nicht mehr völlig indiskutabel sind, aber immer noch viel zu infantil. Es gibt Pferdecomics, Pferderomane, zahllose Reitschulen und Ferienangebote für diese Mädchen – und nicht zuletzt Filme: So lief erst letztes Jahr Detlev Bucks „Hände weg von Mississippi“ im Kino. Oft ist der Spuk vorbei, wenn schließlich doch ein – noch so infantiler – Junge für die erste Verliebtheit taugt. Manchmal aber bleibt es bei dem einen Glück dieser Erde, das auf dem Rücken der Vierbeiner liegen soll, und augenzwinkernd wird das auch in „Rettet Trigger!“ thematisiert. Alise brauche gar keinen Freund, sagt ihre beste Freundin Rebekka, die den gleichen Jungen gut findet wie sie: „Du hast ein Pferd.“
Ein Film gewordener Pferdemädchentraum ist der norwegische Kinderfilm „Rettet Trigger!“ von Gunnar Vikene. Die blondbezopfte und ängstliche Alise träumt zunächst tatsächlich, in einer Art telepathischen Verbindung, von dem gequälten, gejagten Schimmel, den sie später retten wird. Durch den stürmischen, düsteren Wald galoppiert Trigger, mit wehender dunkler Mähne bricht der Hengst weiß leuchtend durch das Unterholz. Die schönen Nachtbilder von Kameramann Kjell Vassdal stellen jedes romantische Pferdeposter in den Schatten. Die gemäßigte Plattenbausiedlung am Stadtrand, in der Alise mit ihren Eltern und neuerdings auch mit ihrem verbitterten Opa lebt, ist reduziert und selbstverständlich in Szene gesetzt: Alise ist eben ein ganz normales Mädchen. Darauf wurde offenbar auch beim Casting Wert gelegt. Ann-Kristin Sømme spielt die elfjährige Alise, und mit noch unregulierten Zähnen und pummeliger Statur ist sie gewiss kein Abziehbild aus Fotoromanen in einschlägigen Pferdemädchenheften. Die Geschichte ist trotzdem ein Märchen.
Aus dem Off erklärt Alise zu Beginn ihr Problem: Sie hat schreckliche Angst vor Pferden, würde aber doch so gern reiten können, wie ihr Opa früher, bevor er nach einer in der Familie totgeschwiegenen Begebenheit menschenfeindlich wurde und auch mit Pferden abschloss. Alise hat ein Lügengebäude aufgebaut, über die angeblichen Pferde ihres Opas und wie toll sie reiten kann, davon erzählt sie ihren Schulkameraden. Doch dann zieht Alises Opa gegen ihren erklärten Willen in ihr Zimmer ein – es soll die Durchgangsstation auf dem Weg ins Altersheim sein –, entlarvt ihre Lügen, und schließlich taucht der Schimmel auf. Alise und Rebekka sperren das panische Tier erst Mal in den umzäunten Basketballplatz. Skrupellose Tierquäler ließen dem wertvollen Springpferd ärztlich Geisteskrankheit attestieren, um die hohe Versicherungssumme zu kassieren. Von nun an sind Pferd und Kind auf der Flucht, irren durch Stadt, Wald, über Straßen, Parkplätze und durch U-Bahntunnel – ein eigenwilliger, fast surrealer Kontrast zu den nächtlichen Waldbildern.
Nebenbei findet eine Annäherung der Generationen statt und geht es auch um ernste Themen wie Krankheit und Tod. Um den Hengst zu zähmen, braucht Alise die Erfahrung ihres Großvaters. Gleichzeitig mit dem Panzer des verbitterten Mannes schmilzt Alises Furcht dahin. „Rettet Trigger!“ ist ein Familienfilm mit besonderem Focus auf Mädchen im gleichen Alter wie die Heldin. Viel jünger als neun Jahre sollten die Zuschauer allerdings auch nicht sein, da es schon einige spannende, Nerven aufreibende Sequenzen gibt, unter anderem eine Szene im Schlachthaus, die aufgehängte Tierkadaver im Detail zeigt. Hier wird die Drastik gebrochen von humorvollen Dialogen und originellen Ideen; insbesondere die Freundschaft der beiden Mädchen wird häufig als entwaffnendes Moment eingesetzt. Als Rebekka hinter Alises Lügen kommt, legt sie ihr eine Buße auf: Sie muss ihre Tasche in die Schule tragen und ihre Hausaufgaben machen.
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