Hunting Party - Wenn der Jäger zum Gejagten wird

- | USA 2007 | 103 Minuten

Regie: Richard Shepard

Ein abgebrühter Kriegsberichterstatter verliert seinen Job, weil er angesichts der Kriegsgräuel in Bosnien aus der Rolle gefallen ist. Durch ein Interview mit einem Kriegsverbrecher versucht er, erneut ins Geschäft zu kommen. Eine Friedensfarce nach einer wahren Begebenheit, die ihre satirischen Ansätze nicht zu einer glaubwürdigen Anklage bündelt, sondern eher sogar Gefahr läuft, den Mythos um den nicht zu fassenden Kriegsverbrecher noch zu verfestigen. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
THE HUNTING PARTY
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2007
Produktionsfirma
Intermedia/Weinstein/Cherry Road/Cherry Hill/Jadran/Scout/QED International
Regie
Richard Shepard
Buch
Richard Shepard
Kamera
David Tattersall
Musik
Rolfe Kent
Schnitt
Carole Kravetz
Darsteller
Richard Gere (Simon Hunt) · Diane Kruger (Marjana) · Terrence Howard (Duck) · James Brolin (Franklin Harris) · Jesse Eisenberg (Benjamin)
Länge
103 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Senator (16:9, 1.78:1, DD5.1 engl./dt.)
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Diskussion
Seine steile Karriere als Kriegsberichterstatter hat Simon Hunt stets mit sportlichem Elan verfolgt und sicher nicht damit gerechnet, dass ihn ausgerechnet sein Gewissen einmal aus dem Tritt bringen würde. Doch nach einem grausamen Massaker an bosnischen Frauen und Kindern ist es schließlich soweit: Der abgebrühte Hunt fällt bei einer Live-Schaltung vor laufender Kamera aus der Rolle, beschimpft die westliche Welt für ihre Untätigkeit und den Moderator für seine adrette Fönfrisur. Man erfährt nicht, welcher Teil seiner Tirade Hunt den Job kostet, doch ist dies auch schon die letzte Gelegenheit, die Drehbuchautor und Regisseur Richard Shepard versäumt, um Häme über das westliche Friedensengagement im ehemaligen Jugoslawien auszugießen. Sein Film „Hunting Party“ ist eine Art Gegenentwurf zu Michael Winterbottoms „Welcome to Sarajevo“ (fd 33 177), in dem dasselbe moralische Dilemma auf gänzlich andere Weise Ausdruck findet. Während in Winterbottoms Kriegsdrama eine Gruppe von Berichterstattern ihren neutralen Augenzeugenstatus zugunsten der aktiven Hilfe aufgibt, wird in Shepards Friedensfarce zur Jagd auf einen fiktionalisierten Radovan Karadzic geblasen. Die eigentliche Handlung beginnt einige Jahre nach Kriegsende in Sarajewo. Simon Hunt arbeitet mittlerweile als „Freiberufler“ und hat seine Reputation beinahe völlig aufgebraucht. Um der alten Zeiten willen erklärt sich sein ehemaliger Kameramann jedoch bereit, ihn auf einer besonders heiklen Mission zu begleiten. Über einen Mittelsmann will Hunt in Erfahrung gebracht haben, wo sich der damals meistgesuchte Kriegsverbrecher der Welt, im Film „der Fuchs“ genannt, versteckt, nun soll ein Exklusivinterview mit dem Gejagten den Reporter wieder ins Geschäft zurückbringen. Mit einem journalistischen Grünschnabel als Drittem im Bunde machen sie sich in einem klapprigen Wagen ins bosnischen Hinterland auf, um den Mann zu finden, den die UN nicht finden kann und nach Shephard auch gar nicht finden will. „Hunting Party“ entstand nach einer recht unglaublichen Begebenheit: Einige Kriegsberichterstatter feierten im befriedeten Bosnien Wiedersehen, beschlossen im Taumel der Gefühle und des Alkohols, auf eigene Faust nach Radovan Karadzic zu suchen, und stachen mit ihren Nachforschungen in ein Wespennest politischer Interessen. Der Journalist Scott Anderson schrieb diese Geschichte für das Magazin „Esquire“ auf und vergaß auch nicht zu erwähnen, dass der bunte Reporterhaufen von Angehörigen der UN-Friedenstruppen für ein Killerkommando des amerikanischen Geheimdienstes gehalten wurde. Shepard fügt diesem Bericht noch etliche Unwahrscheinlichkeiten hinzu, die sich aber weder zu einem satirischen Ganzen noch zu einer hieb- und stichfesten Anklage fügen wollen. Zwar ist es Absicht, dass man sich mitunter an eine Reise ins düstere Transsylvanien erinnert fühlt, doch die Art, in der Shepard den „Mythos“ des nicht zu fassenden Kriegsverbrechers aufklärt, führt erst recht nicht aus dem politischen Märchenwald heraus.
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