Die Lebensgeschichte von Neale Donald Walsch, Bestseller-Autor einer neuen spirituellen Bewegung jenseits der traditionellen Religion, der von sich behauptet, direkte Botschaften Gottes im Verfahren des automatischen Schreibens empfangen zu haben. Der im Stil eines mittelmäßigen TV Movie inszenierte Film bleibt unglaubwürdig, weil er Stationen der Biografie abhakt, ohne innere Wandlungen zu verdeutlichen. Er wirkt wie eine Personality-Show, die einzig und allein dazu dient, Walsch als "Sprachrohr Gottes" zu verkaufen.
Gespräche mit Gott
Biopic | USA 2006 | 109 Minuten
Regie: Stephen Simon
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Filmdaten
- Originaltitel
- CONVERSATIONS WITH GOD
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2006
- Produktionsfirma
- CWG Prod./Spritual Cinema Circle
- Regie
- Stephen Simon
- Buch
- Eric DelaBarre
- Kamera
- Joao Fernandes
- Musik
- Emilio Kauderer
- Schnitt
- Sherril Schlesinger
- Darsteller
- Henry Czerny (Neale Donald Walsch) · Vilma Silva (Leora Garcia) · T. Bruce Page (Fitch) · Ingrid Boulting (Sunny) · Zillah Glory (Carly)
- Länge
- 109 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 6; f
- Genre
- Biopic
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
Das Werk, das sich im Titel auf die gleichnamigen Bestseller des amerikanischen Autors Neale Donald Walsch beruft, ist kaum ein ernst zu nehmender religiöser Film, sondern eher eine Personality-Show, die den Autor als Star einer neuen spirituellen Bewegung präsentiert. Nach einem seiner vielen Vortragsabende begegnet Walsch seinem eigenen früheren Ich, was den Anlass bietet, seine Lebensgeschichte in Rückblenden aufzurollen. Mit einem Verkehrsunfall und einem gebrochenen Halswirbel beginnt der soziale Abstieg. Walsch verliert Arbeit und Wohnung und wird zum Penner, der Mülltonnen nach Essensresten durchstöbert. Als es ihm gelingt, einen Job als Radiomoderator zu erhalten, scheint er wieder auf die Erfolgsspur einzuschwenken, aber der Sender geht kurz darauf bankrott. In der Situation größter Not meldet sich eines Nachts Gott, der aus dem Nichts zu ihm spricht. Automatisch greift Walsch zur Feder und hält seine Gespräche mit Gott auf Notizblöcken fest. Die lässt er abtippen, weil er sofort weiß, dass daraus mehrere Bücher zu machen sind. Der Erfolg ist unaufhaltsam, und schon bald hat er einen Vertrag über 1,5 Mio. Dollar für die Weltrechte in der Tasche.
Die Lebensgeschichte im Rhythmus von Abstieg und Aufstieg präsentiert sich im Stil eines mittelmäßigen TV-Movies als Abhaken von Stationen der Biografie, ohne dass die inneren Wandlungen authentisch und nachvollziehbar vermittelt würden. Vom Darsteller der Hauptfigur sieht man kaum mehr als pathetische Posen, ein meist von Sorgen gezeichnetes Gesicht, dessen Ausdruck seltener wechselt als die angeklebten Bärte, die die zeitlichen Veränderungen signalisieren. Die Kernbotschaft lautet zwar, Gott ist in allen Menschen, aber er meldet sich nur bei einigen wie Walsch direkt zu Wort, denen er dann nicht nur Hilfe in der Not anbietet, sondern gleich einen Bestseller in die Feder diktiert. Walschs Botschaft reduziert sich auf wenige Kernaussagen, die als Zitate eingebaut sind: Liebe ist die Antwort. Gott ist die Liebe. Gott ist in dir. Tu nur, was die Liebe dir befiehlt, dann ist alles gut. Verwendung finden auch Leserreaktionen: Menschen geben ihrer Begeisterung für die Bücher Ausdruck. Auch mögliche kritische Reaktionen werden aufgegriffen: eine Frau spricht Walsch in einer Signierstunde an. Sie hatte einen Konflikt mit ihrem Sohn, nachdem sie ihm mitgeteilt hatte, dass er adoptiert worden sei. Dann starb der Sohn an seinem 18. Geburtstag. Wo könne da denn ein liebender Gott sein? Wie immer hat Walsch auch hier die passende Antwort: Nur durch seinen Tod habe ihr Sohn zu seiner leiblichen Mutter gelangen können, die schon vor einigen Jahren verstorben sei. Er wisse gar nicht, wie ihm diese Worte in den Mund gekommen seien, gesteht er hinterher seiner Sekretärin, aber dem Zuschauer ist klar, dass damit nur der Anspruch, Walsch als authentisches Sprachrohr Gottes zu betrachten, untermauert wird. Er ist der Protagonist einer spirituellen Bewegung, die an die Stelle der traditionellen Religion eine neue, ausschließlich erfahrungsbezogene Spiritualität setzen will und ihre „neue Offenbarung“ auf Botschaften stützt, die durch Medien wie Walsch direkt von Gott kommen sollen. Unübersehbar ist ein kommerzieller Aspekt: Die Produzenten sind die von Walsch begründete Conversations With God Foundation und der Spiritual Cinema Circle, ein Videoclub, der seinen Abonnenten monatlich spirituell anregende Filme auf DVD anbietet. Dessen Gründer wiederum ist der Regisseur des Films, der eher ein „Highlight“ im Angebot dieses Videoclubs als ein Erfolg in hiesigen Kinos werden dürfte.
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