Paulas Geheimnis

- | Deutschland 2006 | 98 Minuten

Regie: Gernot Krää

Als eine rumänische Kinderbande das Tagebuch der jungen Paula stiehlt, bietet ihr Klassenkamerad Tobi an, bei der Jagd nach den Dieben zu helfen, wenn Paula ihm im Gegenzug beim Pauken für eine Nachprüfung hilft. Trotz ihrer sehr unterschiedlichen sozialen Hintergründe, die viel Konfliktpotenzial bieten, wachsen die beiden zu einem erfolgreichen Team zusammen, das schließlich sogar den kleinen Dieben gegen ihren „Boss“ zur Seite steht. Rundum gelungener Kinder- und Jugendkrimi in bester „Pünktchen und Anton“-Tradition. - Sehenswert ab 10.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2006
Produktionsfirma
Filmautoren AG/Element e Filmprod./ZDF
Regie
Gernot Krää
Buch
Gernot Krää
Kamera
Eeva Fleig
Musik
Max Berghaus · Dirk Reichardt · Stefan Hansen
Schnitt
Sören Görth
Darsteller
Thelma Heintzelmann (Paula Steinhof) · Paul Vincent de Wall (Tobi Pröllinger) · Constanze Spranger (Jenny Pröllinger) · Albert Berisa (Radu) · Jülide Girisken (Ioana)
Länge
98 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 10.
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen neben einem ausführlichen "Making Of" u.a. ein Feature mit vier im Film nicht verwendeten Szenen (4:30 Min.).

Verleih DVD
farbfilm (16:9, 1.78:1, DD5.1 dt.)
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Ein nächtliches Schloss, gefilmt in warmen Sepiatönen. Ein Mädchen mit langem, gelocktem Haar in einem weißen Kleid. Und ein junger, blonder Mann in einem verwegen aussehenden schwarzen Mantel, der sie in seiner Kutsche „entführt“. Die Eltern des Mädchens winken dem entschwindenden Liebespaar nach, die Mutter mit Tränen in den Augen. So stellt Paula sich in ihren Träumen ihre Zukunft vor: Ein Märchenprinz wird kommnen und sie mitnehmen. Sprechen will sie über diese Fantasien aber mit niemandem. Die Eltern sind zwar lieb, aber zu sehr beschäftigt mit ihrem eigenen Leben. Und mit ihren Schulfreundinnen hat das Mädchen anscheinend schlechte Erfahrungen gemacht; ihnen mag es nicht mehr vertrauen. Stattdessen hat sie ein rotes Tagebuch, in das sie glühende Briefe an ihren Prinzen schreibt. Später im Film gibt es eine Szene, die ein bisschen an Paulas Traum vom Schloss und der Kutsche erinnert: Die Eltern stehen vor dem Haus und winken ihr nach, während ein Taxi sie wegbringt. Allerdings nicht zu ihrem Traumhelden, sondern nur zu ihrem Klassenkameraden Tobi, der mehr Frosch als Prinz ist. Doch bis zu diesem Punkt ist in Paulas ruhigem, großbürgerlichen Leben viel passiert, und noch mehr Abenteuer, und zwar ganz reale und handfeste, warten auf sie. Alles fängt zu Beginn der Sommerferien an, mit dem Verschwinden des Tagebuchs: In der U-Bahn wird es Paula von zwei rumänischen Kindern zusammen mit ihrem Handy und ihrem Geldbeutel geklaut. Paula ist untröstlich und will die imaginäre Verbindung zu ihrem Prinzen unbedingt wiederhaben. Hilfe findet sie ausgerechnet bei dem leicht übergewichtigen und vom Sitzenbleiben bedrohten Tobi: Er hat den Diebstahl beobachtet und will sie bei der Jagd nach den Tätern unterstützen, wenn Paula dafür mit ihm für die Englisch-Nachprüfung paukt. Zwar resultiert aus den Unterschieden zwischen dem Reiche-Leute-Kind Paula und dem Jungen, dessen Vater Hausmeister ist, zunächst ziemlich viel Konfliktpotenzial, doch das Team macht trotzdem Fortschritte und findet sogar einen Weg, wie Paula sich vor dem Feriencamp auf Sylt drücken kann, in das ihre Eltern sie schicken wollen. Als die Beiden die Diebe endlich ausfindig machen, kommt die eigentliche Herausforderung erst noch auf sie zu. Den Radu und Ioana, die vom Boss ihrer Kinderbande brutal zum Stehlen gezwungen werden, brauchen dringend Hilfe, und angesichts dieser Probleme verliert das Tagebuch plötzlich an Bedeutung. Gernot Krää ist mit „Paulas Geheimnis“ der Glücksfall eines Kinder- bzw. Jugendfilms gelungen, der einen spannenden Krimi-Plot à la „Pünktchen und Anton“ mit der sensibel erzählten Geschichte des Entwicklungs- und Reifungsprozesses seiner jungen Heldin vereint und obendrein auch noch einiges zu sozialen Spannungen und Missständen zu sagen hat, ohne dabei in einen belehrenden Duktus zu verfallen. In den Kabbeleien zwischen Paula und Tobi, deren Sympathie füreinander sich gegen ihre Milieu-Prägungen Bahn brechen muss, wird nicht nur die auseinanderklaffende Schere zwischen gesellschaftlichen Schichten thematisiert (und gerade deren Einfluss auf die Lebensbedingungen und Chancen von Kindern), sondern es blitzt auch ein bisschen Screwball auf. Dabei überzeugt Krää als Autor, der mit stimmig entwickelten Figuren aufwartet – auch die Erwachsenen und die Nebenrollen sind keine überzeichneten Chargen, sondern Menschen aus Fleisch und Blut – , wie auch als Regisseur, der schwungvoll, aber nie hektisch erzählt. Dank seiner Liebe zum Detail, im kurzen Seitenblick auf scheinbare Nebensächlichkeiten, gelignt ihm ein höchst lebendiges, frisches Bild des deutschen Alltags gelingt. Von großer Sensibilität zeugt auch sein Umgang mit den „Bad Guys“, der rumänischen Bande: Auf der Ebene der Kinder machen Paula und Tony einerseits und Radu und Ioana andererseits vor, wie das gegenseitige Kennenlernen zum Abbau von Ängsten führt; der erwachsene „Boss“ der Bande, der als genretypischer Fiesling auftritt, ist in seinem Äußeren wohl mit Bedacht kaum „exotisch“ anzusehen, sodass seine Erscheinung keinen ausländerfeindlichen Impulsen Vorschub leisten dürfte. Eine glückliche Hand erwiesen die Macher auch beim Casting: Die beiden natürlich agierenden Hauptdarsteller, Thelma Heintzelmann und Vincent Paul de Wall, die beide ihr Filmdebüt geben, sind richtige Entdeckungen. Den Preis beim „Lucas“-Kinderfilmfestival 2006 hat sich der Film redlich verdient.
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