Ein römischer Professor, der Vorlesungen über islamischen Terror hält, hat bei einem Anschlag auf die Botschaft in Nigeria beide Beine verloren; seine Frau, Managerin eines Flughafen, entkommt mit knapper Not einem Feuergefecht zwischen Islamisten und der Polizei. Ob ausgerechnet ein Urlaub in der Türkei dem Paar die ersehnte Erholung beschert, ist zu bezweifeln, zumal die beiden es mit einem zum Islam konvertierten Juwelenhändler mit Verbindungen zu islamischen Terrorgruppen zu tun bekommen. Vor dem Hintergrund allgegenwärtiger Terrorangst gut gespielter und spannend erzählter Actionfilm, der jedoch auf nahezu perfide Weise Vorurteile schürt, wobei er bekannte Terrorszenarien durchspielt.
Stone Merchant - Händler des Terrors
- | Italien/Großbritannien 2006 | 114 Minuten
Regie: Renzo Martinelli
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Filmdaten
- Originaltitel
- IL MERCANTE DI PIETRE | STONE MERCHANT
- Produktionsland
- Italien/Großbritannien
- Produktionsjahr
- 2006
- Produktionsfirma
- Martinelli/Medusa/Panfilm
- Regie
- Renzo Martinelli
- Buch
- Corrado Calabrò · Renzo Martinelli
- Kamera
- Blasco Giurato
- Musik
- Aldo de Scalzi · Pivio
- Schnitt
- Andrea Faini
- Darsteller
- Jordi Mollà (Prof. Alceo Bondini) · Harvey Keitel (Diamantenhändler Ludovico Vicedomini) · Jane March (Leda) · F. Murray Abraham (Shahid) · Federica Martinelli (Rita)
- Länge
- 114 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 18
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Diskussion
Nachdem er bei einem Sprengstoffattentat durch islamische Fundamentalisten auf die amerikanische Botschaft in Somalia beide Beine verlor, hat sich der italienische Politik-Wissenschaftler Prof. Bondini in den letzten zehn Jahren einen Namen als Islam-Experte, aber auch als Islamisten-Hasser gemacht. Seine Vorlesungen sind voller düsterer Vorahnungen; er macht keinen Hehl aus seiner Angst vor dem terroristischen Super-Gau. Um so verwunderlicher ist es, dass er, als seine Frau Leda nur knapp einem weiteren Terroranschlag entkommen ist, erholsame Tage ausgerechnet in der Türkei bucht, wo er nicht nur die Bekanntschaft des dubiosen Shahid macht, sondern auch die seines Geschäftspartners, des Edelsteinhändlers Vicedomini, einem zum Islam konvertierten Italiener, der das Ehepaar mit der Faszination der wirbelnden Derwische vertraut macht – und sich sich schnurstracks aufmacht, dem vorbehaltlos skeptischen Professor seine schöne Frau auszuspannen. Doch der Frauenheld fungiert auch als graue Eminenz in Sachen des islamischen Terrorismus, der erste Erfahrungen in Afghanistan im Kampf gegen die Sowjets sammelte. Nun plant er mit Shahid den ultimativen Schlag gegen die westliche Welt. Zwar bekommt er angesichts seiner Liebe zu Lea kalte Füße, was ihn aber nicht daran hindert, die Geliebte auf eine Fähre nach England zu lotsen. Im Hafen von Dover explodiert dann die „schmutzige“ Bombe, ein Sprengsatz mit radioaktiven Verunreinigungen, der den „Feinden von Allah“ eine nachhaltige Warnung sein soll. Der überaus perfide Film mit zwei Weltstars und einer recht packenden Action- sowie einer eher zu vernachlässigenden Ehebruchsgeschichte schürt Vorurteile und Terrorismus-Angst, wobei er die gängigen Szenarien aus Handbüchern westlicher Anti-Terrorexperten durchgespielt, zumindest erwähnt. Um den Fanatismus der vermeintlichen Gegner unter Beweis zu stellen, werden Videoaufzeichnungen von Steinigungen sowie öffentliche Zwangsamputationen von Dieben eingeflochten. In einem solchen Szenario dürfen dann auch Aufnahmen vom 11. September 2001 nicht fehlen, und eine Überblendung vom Petersdom auf eine Moschee zeigt die Richtung an, in die sich unsere Welt angeblich entwickeln wird, wenn man nicht früh genug präventive Konsequenzen zieht. Das erstaunlich unverhohlene Propaganda-Machwerk vermittelt seine wenig völkerverbindende Botschaft unter dem Deckmantel solider Unterhaltung mit guten darstellerischen Leistungen und bedient zumindest Vorbehalte und Bedenken, die allen Entspannungsbemühungen und Annäherungsversuchen den Wind aus den Segeln nehmen.
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