17 Jahre nach ihrer ersten Liebesnacht voller Peinlichkeiten treffen sich zwei homosexuelle Männer wieder. Ohne einander zunächst wiederzuerkennen, verlieben sie sich ineinander. Eine rührend und zugleich selbstironisch entwickelte Liebeskomödie mit überzeugenden Darstellern und witzigen Dialogen, die das Thema Homosexualität sehr offensiv behandelt, wobei sie geschickt und voller Ironie die Homophobie ihrer Umwelt in die Handlung integriert.
- Ab 16.
Adam & Steve
- | USA 2005 | 99 Minuten
Regie: Craig Chester
Kommentieren
Filmdaten
- Originaltitel
- ADAM & STEVE
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2005
- Produktionsfirma
- Funny Boy Films
- Regie
- Craig Chester
- Buch
- Craig Chester
- Kamera
- Carl Bartels · Brian Pryzpek
- Musik
- Roddy Bottum
- Schnitt
- Phyllis K. Housen
- Darsteller
- Craig Chester (Adam Bernstein) · Malcolm Gets (Steve Hicks) · Parker Posey (Rhonda) · Chris Kattan (Michael) · Sally Kirkland (Mary)
- Länge
- 99 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12 (DVD)
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Diskussion
Das Peinlichste, was einem bei einem One-Night-Stand passieren kann? Egal was einem da einfallen mag: Das erste von Drogen angeheizte Aufeinandertreffen von Adam und Steve übertrifft alle möglichen Erniedrigungen, die man in einem unbedachten Moment im Hormonrausch erleiden kann. Angesichts der verpatzten, an körperlichen Fehlfunktionen gescheiterten Liebesnacht kann der geknickte Adam seinen Hundewelpen nur noch bitten, über das Elend hinwegzusehen.
17 Jahre später: Burt, der Hundewelpe, ist erwachsen geworden und dem vereinsamten Adam als einziger wirklicher Partner geblieben. Und dies, obwohl Adam seinen Gothic-Look à la Tim Burton hinter sich gelassen hat und nun einen sehr attraktiven und flotten Eindruck macht. Auch hat er gerade seine Alkohol- und Drogensucht in den Griff bekommen. Er pflegt ein geruhsames Leben – etwa vor dem Fernseher, wo er sich von Porzellan mit uramerikanischen Motiven verzaubern lässt. Dummerweise geht seine Faszination so weit, dass er aus Versehen ein Messer in Burt rammt. Vollkommen aufgelöst bringt Adam den blutenden Hund in ein Krankenhaus. Der einzige Arzt, der sich Adams und seines vierbeinigen Gefährten erbarmt, ist Steve. Die Zeit hat auch ihn frühere Modesünden, seine Bonnie-Tyler-Dauerwelle mit Van-Halen Einschlag, ablegen lassen, und auch er ist nun ein schmucker Mann. Die beiden Männer verstehen sich auf Anhieb, ohne im jeweils anderen den Desaster-Partner von vor 17 Jahren wiederzuerkennen. Was nun folgt, ist eine der rührendsten und zugleich selbstironischsten Liebesgeschichten der letzten Jahre. Die beiden verabreden sich, essen Spaghetti wie Susi und Strolch und gehen in New York Squaredance tanzen. Was den Film in dieser typischen Romantic-Comedy-Kulisse so besonders macht, ist die Tatsache, dass widrige Erfahrungen des homosexuellen Daseins in Amerika dem Liebesglück der beiden Turteltauben keinen Abbruch tun können. Die Homophobie der Umwelt wird in die Liebessequenzen integriert und mit ihrem humoristischen Potenzial genutzt: Da fliegen dem armen Adam mit erstaunlicher Treffsicherheit immer wieder Bierflaschen an den Kopf, wenn er sein Herzblatt küssen will. Oder spielende Kinder werden panisch von ihren Müttern eingesammelt, wenn sich Adam und Steve im Park innig in die Augen schauen. Doch durch die unbeeindruckte Nonchalance der beiden frisch Verliebten steigert sich in solchen Situationen nur die Intensität der Beziehung.
Der Film entwickelt einen erfrischend leichtherzigen Zugang zu einem Thema, das mit „Brokeback Mountain“ (fd 37478) wohl das erste Mal als Melodram einem großen Kinopublikum zu Bewusstsein gebracht wurde. In „Adam & Steve“ steht nun die gelebte und eben die nicht versteckte Liebe im Vordergrund. Diese Lebensfreude vermittelt sich in den bewusst fröhlichen Bildeinstellungen mit Hang zu bizarren Situationen oder auch über Musical-ähnliche Tanzeinlagen. Zunehmend entwickelt der Autor und Regisseur Craig Chester den Mut zum situativen Exzess. Die Sympathie, die man den liebenswerten Protagonisten entgegenbringt, wird von den beiden charismatischen Darstellern getragen. Craig Chester selbst spielt den sensiblen Adam mit betörendem Charme, und Malcom Gets scheut bei Steves eitler Überkorrektheit nicht vor körperlichen Darstellungsweisen zurück. Komplettiert wird das exzentrische Ensemble von dem heterosexuellen Pärchen Michael und Rhonda. In diesem personellen Umfeld fliegt der doppel-deutige, sehr amerikanische Sprachwitz nur so hin und her. Dies und auch die zahlreichen Spiegel- und Wiederholungssituationen in den Liebesgeschichten zeichnen die Inszenierung des Films besonders aus. Neben der Situationskomik bleibt die ständige Spannung, wann wohl die Erinnerung an das Liebes-Desaster bei Adam und Steve einsetzen mag. Wenn es im schwulenfeindlichen Kontext heißt: „It was Adam and Eve, not Adam and Steve!”, dann macht dieser Film „It’s all about Adam!“ zu einem gelungenen und unterhaltenden Prinzip.
Kommentar verfassen