Kenneth Branagh - Die Zauberflöte

Musikfilm | Großbritannien/Frankreich 2006 | 135 Minuten

Regie: Kenneth Branagh

Mozarts Oper "Die Zauberflöte" vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs, in dessen Wirren Soldat Tamino in eine seltsame, surreale Parallelwelt gerät, wo er die Tochter der Königin der Nacht retten soll. Atemberaubende Bilder, eine vorzügliche Montage, die geschickt Mozarts Musik aufgreift, sowie gute stimmliche Leistungen der Sänger/Darsteller ergänzen sich zu einer originellen Opern-Adaption. Einziger Mangel ist der nicht ganz geglückte Einsatz der Computer-Effekte. - Sehenswert ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
THE MAGIC FLUTE
Produktionsland
Großbritannien/Frankreich
Produktionsjahr
2006
Produktionsfirma
Idéale Audience/Peter Moores Foundation
Regie
Kenneth Branagh
Buch
Stephen Fry · Kenneth Branagh
Kamera
Roger Lanser
Musik
Wolfgang Amadeus Mozart
Schnitt
Michael Parker
Darsteller
Joseph Kaiser (Tamino) · Amy Carson (Pamina) · René Pape (Sarastro) · Lyubov Petrova (Königin der Nacht) · Benjamin Jay Davis (Papageno)
Länge
135 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12 (DVD)
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 14.
Genre
Musikfilm | Literaturverfilmung
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Salzgeber (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl.)
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Diskussion
Eine Wolke, eine blumenreiche Wiese mit vereinzelten Bäumen und eine Hand, die eine kleine blaue Blume pflückt und zu sich hinabzieht in den Schützengraben. Ein Kurier läuft durch die Gräben, die Kamera folgt, ein Schmetterling fliegt ins Bild. Der Beginn aus Kenneth Branaghs neuem Film lässt vieles vermuten – und wäre da nicht die Ouvertürenmusik aus Mozarts Oper, würde sicherlich kaum jemand „Die Zauberflöte“ erahnen: Einer Flöte, die hier ihren Platz zur Zeit des Ersten Weltkriegs gefunden hat. Für Theaterpuristen sicherlich wie immer von vornherein ein Grund zur Ablehnung. Shakespeare, Shelley und Schikaneder. Einzig das „S“ im Anfangsbuchstaben stellt bei letzterem eine direkte Verbindung zu den vorigen Namen her. Für Branagh, der sich als Shakespeare-Kinointerpret einen Namen gemacht und Mary Shelleys „Frankenstein“ (fd 31 111) neu verfilmt hat, ist es die erste Begegnung mit einer Oper überhaupt, natürlich vom Regiestuhl aus gesehen. Eines scheint ihn und den Librettisten und Theater-Intendanten Emanuel Schikaneder jedoch zu verbinden: der Hang zu Effekten und aufwendigen Dekorationen. Während sich, um mit einem der wenigen Negativpunkte des Films zu beginnen, der britische Literaturspezialist mit den CGI-Effekten mächtig verhebt, kann er an anderer Stelle auftrumpfen: Seine Opernverfilmung lebt und atmet – und das ist in diesem schwierigen Genre durchaus nicht selbstverständlich. Das von Stephen Fry übersetzte und gemeinsam mit Branagh bearbeitete Libretto wurde behutsam aufgefrischt und mit einer geschickten Mischung aus Bühnentheatralik und filmischer Visualisierung umgesetzt. Die für Mozarts Musik so typischen Rhythmus- und Tempiwechsel werden vom exzellenten Schnitt dankbar aufgenommen und geben den mitunter opernhaft wirkenden Bildern eine starke filmische Präsenz. Stephen Fry und Mozart? Humor spielt in dieser Verfilmung ganz klar eine große Rolle: Wenn der gut aufspielende Papageno (Benjamin Jay Davis) seinen im ganzen Film dominierenden Monty Python-Stil vor der Kamera entfesselt, bleibt kaum ein Auge trocken, und da ist auch so manche mimische Übertreibung verzeihlich – es handelt sich bei den Darstellern schließlich immer noch um hauptamtliche Opernakteure. Während an deutschen städtischen Bühnen oft der bloße Pragmatismus als Entscheidungskriterium herhalten muss, bedient sich Branagh bei der medienwirksamen Besetzung der Titelrollen mit auch äußerlich attraktiven Hauptdarstellern. Die Angela Gheorghiu und der Roberto Alagna dieses Films sind die sehr junge Amy Carson und Joseph Kaiser. Hübsch und gut zueinander passend, funktioniert das auch stimmlich überzeugende Paar sehr gut. Vielleicht ist gerade das Timbre der noch nicht ganz reifen Stimme von Carson besonders reizvoll. Akkurat und geradlinig in der Stimmführung und in Kolloraturen überzeugt in Branaghs Film neben der musikalischen Dramaturgie auch das gesamte Ensemble und das Chamber Orchestra of Europe unter der Leitung von James Conlon.
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