Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Krimi | Schweden/Norwegen/Deutschland 2005 | 92 Minuten

Regie: Martin Asphaug

Im Sommer 1962 findet die Kindheit eines 14-Jährigen ein unwiderrufliches Ende. Während seine Mutter im Krankenhaus mit dem Tod ringt, verbringt er die Ferien in einem Haus am See. Während alles nach einem spannenden Abenteuerurlaub aussieht, ziehen dunkle Wolken auf, als der ältere Bruder, ein angehender Journalist und Möchtegern-Schriftsteller, eine Affäre beginnt und des Mordes verdächtigt wird. Romanverfilmung, die beiläufig-lakonisch die Geschichte eines alles verändernden "Schrecklichen" entwickelt. Die konzentriert reduzierte, kleinteilige Erzählweise des Buchs gibt konsequent den Takt vor; auch dank der beiden ausgezeichneten Hauptdarsteller eine atmosphärisch dichte Initiationsgeschichte von liebevoller Detailgenauigkeit. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
KIM NOVAK BADADE ALDRIG I GENESARETS SJÖ
Produktionsland
Schweden/Norwegen/Deutschland
Produktionsjahr
2005
Produktionsfirma
Svensk Filmindustri/Film i Väst/ARD-Degeto
Regie
Martin Asphaug
Buch
Martin Asphaug · Håkan Nesser
Kamera
Philip Øgaard
Musik
Stefan Nilsson
Schnitt
Jan-Olof Svarvar
Darsteller
Anton Lundqvist (Erik) · Jesper Adefelt (Edmund) · Jonas Karlsson (Henry) · Helena af Sandeberg (Ewa Kaludis) · Johan H:son Kjellgren (Erik als Erwachsener)
Länge
92 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Krimi | Drama | Literaturverfilmung
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Verleih DVD
MFA (16:9, 2.35:1, DD5.1 dt.)
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Diskussion
„Krebs, Bumsen, Tod... Worte, über die ich nicht reden will. Gewisse Dinge sollte man erst gar nicht versuchen zu begreifen.“ Es ist Sommer 1962, und die Kindheit des 14-jährigen Erik findet ein unwiderrufliches Ende. Während seine Mutter im Krankenhaus mit dem Tod ringt, verbringt der Junge seine Ferien in einem abgelegenen Sommerhaus am See, zusammen mit Edmund, einem bislang relativ unbekannten Klassenkameraden, und mit seinem älteren Bruder Henry, einem angehenden Journalisten und Möchtegern-Schriftsteller, den Erik rückhaltlos bewundert. Während alles nach einem spannenden Abenteuerurlaub mit heimlichen Zigaretten, Bootsfahrten und einer verschworenen Jungenfreundschaft aussieht, ziehen dunkle Wolken auf. Henry beginnt eine Affäre mit Ewa Kaludis, der schönen Aushilfslehrerin, die unglücklicherweise die Verlobte eines lokalen Handball-Helden mit ausgeprägter Gewaltbereitschaft ist. Bald taucht der Handballer am See auf und stößt unmissverständliche Drohungen aus. Bei einem nächtlichen Versuch, diese wahr zu machen, wird er mit einem Hammer erschlagen, und als Hauptverdächtiger gilt Henry. Doch trotz aller Bemühungen kann die Polizei ihm nichts nachweisen. Das 2003 erschienene gleichnamige Buch des schwedischen Autors Håkan Nesser ist alles andere als ein rasant geschriebener Thriller. Aus der Sicht Eriks entwickelt sich eher beiläufig-lakonisch die Geschichte des alles verändernden „Schrecklichen“, nach dem nichts mehr ist wie zuvor. Zwar steht bis zum Ende hin die Frage nach dem Täter im Raum, entscheidender aber ist die Atmosphäre unausgesprochener Verdächtigungen und bewusster Irreführungen, mit denen man sich gegenseitig zu decken versucht, ohne zu wissen, ob der Andere solcher Hilfestellung bedarf. Am Ende verlieren sich Erik, Edmund und Henry sehr schnell aus den Augen, und Edmunds Feststellung „Alles in allem war es doch ein Spitzensommer“ klingt wie eine trotzige Beschwörung. Viel enger als Regisseur Martin Asphaug kann man sich an eine literarische Vorlage kaum halten; die konzentriert reduzierte, kleinteilige Erzählweise des Buchs gibt konsequent den Takt vor, und wo sich Asphaug um explizit „filmische“ Auflösungen bemüht, etwa in Traumsequenzen, hat der Film ausgerechnet seine schwächsten, allzu gewollt wirkenden Momente. Insgesamt aber gelingt, auch dank der beiden ausgezeichneten Hauptdarsteller, eine atmosphärisch dichte Initiationsgeschichte, die in ihrer liebevollen Detailgenauigkeit gelegentlich an Rob Reiners Stephen-King-Adaption „Stand by me – Das Geheimnis eines Sommers“ (fd 26 001) erinnert.
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