Kilomètre Zéro

Road Movie | Frankreich/Irak 2005 | 96 Minuten

Regie: Hiner Saleem

Ein Kurde wird Ende der 1980er-Jahre vom irakischen Militär als Soldat für den Krieg gegen den Iran rekrutiert. Unter den Schrecken des Krieges, aber auch unter Anfeindungen durch seine arabischen Kameraden leidend, hofft er auf eine Chance zum Desertieren. Diese scheint näher zu rücken, als er den Auftrag bekommt, den Sarg eines gefallenen Soldaten in dessen Heimatdorf zu bringen. Das kurzweiliges Road Movie nimmt die politischen Verhältnisse unter der Diktatur Saddam Husseins mit lakonischem Humor aufs Korn und schreckt gelegentlich auch nicht vor der Groteske zurück. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
KILOMETRE ZERO
Produktionsland
Frankreich/Irak
Produktionsjahr
2005
Produktionsfirma
Memento Films/Hiner Saleem/Dulciné Films/La Cinéfacture
Regie
Hiner Saleem
Buch
Hiner Saleem
Kamera
Robert Alazraki
Musik
Yan Axin · Nikos Kypourgos
Schnitt
Anna Ruiz
Darsteller
Nazmî Kirik (Ako) · Eyam Ekrem (Fahrer) · Belçim Bilgin (Selma) · Ehmed Qeladizeyi (Sami) · Neza Selami (Adnan)
Länge
96 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Road Movie
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Diskussion
Ein winziges Bergdorf im irakischen Teil Kurdistans des Jahres 1988. Hier lebt Ako mit seiner Frau Selma und ihrem kleinen Sohn. Aus Furcht, in den aktuellen Krieg zwischen Irak und Iran hineingezogen zu werden, will der junge Mann mit seiner Familie das Land verlassen. Doch Selma weigert sich, ihren bettlägerigen Vater allein zurückzulassen. So wird Ako eines Tages von Rekruteuren der irakischen Armee aufgegriffen und zum Wehrdienst eingezogen. An die Front im Süden des Landes geschickt, setzt ihm nicht nur der Schrecken des Krieges zu; hinzu kommen die Schikanen und Drangsalierungen seiner arabischen Kameraden, die aus ihrer Feindseligkeit gegenüber dem Kurden keinen Hehl machen. Ako denkt ans Desertieren, sieht aber keine Möglichkeit, sich unerkannt bis in sein Dorf im Norden durchzuschlagen. Da bekommt er den Befehl, einen Sarg mit dem Leichnam eines gefallenen Soldaten in dessen entlegenes Heimatdorf zu bringen, und in diesem Auftrag wittert Ako seine Chance – auch wenn er für die Tour nur als Begleiter eines arabischen Fahrers eingeteilt ist, der ihn seine Abneigung von der ersten Minute an spüren lässt. Aus dieser Exposition entwickelt der kurdische Regisseur Hiner Saleem, der seit Jahren in Paris lebt, ein kurzweiliges Road Movie, das die politischen Verhältnisse unter der Diktatur Saddam Husseins mit einem eigentümlich lakonischen Humor aufs Korn nimmt, der hie und da auch vor der Groteske nicht zurückschreckt; etwa, wenn Ako im Schützengraben auf dem Rücken liegend die Füße in die Luft reckt, weil er lieber ein Bein opfern möchte, als den Kopf zu verlieren, und sich das Ganze wie ein absurdes Ballett ausnimmt. Für das Massensterben im Krieg findet der Film immer wieder subtile Bilder, die ohne Schlachtgetümmel und zerfetzte Körper auskommen. Unterwegs treffen Ako und sein Begleiter, den in eine irakische Flagge eingehüllten Sarg auf dem Autodach, regelmäßig auf ganze Karawanen von Fahrzeugen, die mit der gleichen Fracht unterwegs sind. Hinzu kommt der Zynismus, dass die Fahrer mehrfach von martialisch brüllenden Militärs angeherrscht werden, mit den Särgen der „Märtyrer“ nicht bei Tage durch bewohnte Gebiete zu fahren, um das Volk nicht zu demoralisieren. Als (unkommentierter) Running Gag rollt, einem Spuk gleich, zu patriotischen Gesängen immer wieder ein LKW durchs Bild, auf dessen Ladefläche eine monströse Saddam-Statue montiert ist. Parallel zur Odyssee durch den Irak entwickelt sich die Beziehung zwischen Ako und seinem Fahrer. Wo sie zunächst, einander misstrauisch beäugend, wortlos über staubige Pisten fahren, kommt es im Lauf der Zeit zunehmend zu Konflikten, die schon mal in eine handfeste Schlägerei ausarten. Auf Momente der vorsichtigen Annäherung, in denen sie einander Bilder ihrer Kinder zeigen, folgen regelmäßig neue Auseinandersetzungen, die schließlich eskalieren, da Ako nichts unversucht lässt, die Route ihrer Tour möglichst nah an seine Heimat zu führen. Auch wenn „Kilomètre Zéro“ eindeutig aus kurdischer Perspektive erzählt wird (so bleibt der Fahrer stets namenlos), ergeht sich die Tragikomödie nirgendwo in der Ausbreitung politischer Überzeugungen und Allgemeinplätze. Unter teilweise abenteuerlichen Bedingungen im Irak nach Saddam gedreht, besticht das Werk durch sein dezidiert filmisches Konzept, das ihm zu Recht die Ehre eines Wettbewerbsbeitrags bei den Filmfestspielen in Cannes einbrachte.
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