The Big White - Immer Ärger mit Raymond

Krimi | Kanada/Neuseeland/USA 2005 | 105 Minuten

Regie: Mark Mylod

Um seinen maroden Betrieb zu sanieren und die teure Behandlung seiner kranken Frau finanzieren zu können, will der Leiter eines Reisebüros im verschneiten Alaska seinen vermissten Bruder für tot erklären lassen und eine hohe Lebensversicherung kassieren. Er präsentiert eine verstümmelte Leiche als den Vermissten, stößt damit aber ebenso auf die Gegenwehr eines ambitionierten Versicherers wie auf die drastischen Bemühungen jener, die für den Toten verantwortlich sind. Perfekt getimte schwarze Komödie, in der die ambivalent gezeichneten kauzigen Charaktere dadurch für makabre Komik sorgen, dass sie sich um Ernsthaftigkeit bemühen. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
THE BIG WHITE
Produktionsland
Kanada/Neuseeland/USA
Produktionsjahr
2005
Produktionsfirma
Ascendant Pic./Capitol Films/Rising Star/VIP 2 Medienfonds
Regie
Mark Mylod
Buch
Collin Friesen
Kamera
James Glennon
Musik
Mark Mothersbaugh
Schnitt
Julie Monroe
Darsteller
Robin Williams (Paul Barnell) · Holly Hunter (Margaret Barnell) · Giovanni Ribisi (Ted) · Tim Blake Nelson (Gary) · W. Earl Brown (Jimbo)
Länge
105 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Krimi | Komödie
Externe Links
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Heimkino

Im Gegensatz zur bonuslosen Standard Edition enthält die Special-Edition (2 DVDs) u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs.

Verleih DVD
e-m-s (16:9, 1.85:1, DD5.1 engl./dt.)
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Diskussion
So mancher mag insgeheim schon einmal daran gedacht haben, seine Versicherung übers Ohr zu hauen. Paul Barnell denkt seit Monaten an nichts anderes. Sein Reisebüro im frostig-verschneiten Alaska läuft nicht sonderlich gut, zudem leidet seine Frau Margaret an einem verkappten Tourette-Syndrom, und die Versicherung weigert sich, für ihre Behandlung zu zahlen. Nun ist da die Lebensversicherung für seinen Bruder Raymond, den er vor fünf Jahren als vermisst meldete: Die Millionen im Todesfall würden ihn auf einen Schlag sanieren und Margaret die besten Experten ermöglichen. Vor einer möglichen Auszahlung steht Ted Waters, Schadensregulierer bei der örtlichen Filiale von Liberty Capital und die Unbarmherzigkeit in Person. An ihm scheiterte schon mancher, der sich im Recht wusste, was Ted wiederum fast jene Quote eingebracht hat, die ihm die ersehnte Versetzung nach Kalifornien ermöglichen würde. So ist es kein Wunder, dass er Pauls Antrag, seinen Bruder für tot erklären zu lassen, kalt, aber bestimmt abweist. Manchmal aber beschert das Schicksal auch im hohen Norden einen warmen Moment, und Paul findet ihn in Form einer tiefgefrorenen Leiche im Müllcontainer vor seinem Geschäft. Unbemerkt deponiert er sein „Glückslos“ in der Tiefkühltruhe, um den Körper später wohl präpariert den Wölfen vorzuwerfen, damit er die Überreste als die seines toten Bruders ausgeben kann. Paul hat bereits Teds heftige Gegenwehr einkalkuliert und Verteidigungsstrategien vorbereitet, darüber aber verdrängt, dass diejenigen, die die Leiche „zwischengelagert“ haben, diese eventuell noch benötigen. Der „Schneefilm“ aus Hollywood verfestigt sich immer mehr als Synonym für kluges, anspruchsvolles und intelligent komisches Kino, so, als hätten die frostigen Temperaturen Einfluss auf die Qualität der Darsteller, die Originalität der Drehbuchautoren und die Kreativität der Regisseure. Ob fürs Fernsehen („Ausgerechnet Alaska“) oder fürs Kino („Fargo“, fd 32 223, „Ein einfacher Plan“, fd 33 550): diese Filme haben oft das gewisse intellektuelle Etwas. „The Big White“ passt gut in dieses Umfeld. Wobei der Film weniger die Grimmigkeit als die Absurdität und den Witz perfekter schwarzer Komödien aufweist, zumal keiner aus der prominenten Darstellerriege daran zweifeln lässt, dass das, was hier im fernen Alaska passiert, nicht ernst gemeint ist – was gerade die entwaffnende Komik ausmacht. Giovanni Ribisi versinkt ganz in der Rolle des verbissenen Nerds, der seinen Versicherungsjob als Berufung sieht, wobei das einzig Farbige in seinem Gesicht die schwarzen Ringe um seine Augen sind. Dennoch wird dieser Unsympath nicht ausgestellt; er hat eine nette Freundin und macht seinen Job ein wenig aus der Verzweiflung heraus, vielleicht einmal einige schönere Stunden zu erleben. Es ist eine Stärke des Films, dass er höchst ambivalente Protagonisten zeichnet, die ernsthaft versuchen, in der Kälte des ewigen Winters mehr oder minder geschickt zu überleben. Eine Ausnahme ist Raymond, den Woody Harrelson mit solch berserkerhafter Widerwärtigkeit spielt, dass man ihm nur alles erdenklich Schlechte wünscht. Als Zuschauer kann man sich dem uneingeschränkten Genuss hingeben, sich einmal ganz auf der falschen Seite des Gesetzes wohl fühlen zu dürfen. Von dort aus kann man mitzittern, ob es den Guten gelingt, zu Unrecht Recht zu bekommen; und doch wird man am Ende erkennen, dass kein Happy End vollkommen ist – ganz so, wie es der Abschlusssong mit auf den Weg gibt: „Getting Away With It (All Messed Up) – That’s the living!“
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