Der Schatz der weißen Falken

Kinderfilm | Deutschland 2005 | 92 Minuten

Regie: Christian Zübert

Ein Vater erinnert sich an seine Kindheit Anfang der 1980er-Jahre, als er mit zwei Freunden und einer zunächst verfeindeten Clique, die von einem schlagkräftigen Mädchen angeführt wurde, in den Wäldern nördlich von Aschaffenburg dem Geheimnis einer legendären Bande auf die Spur kam. Ein sensibel entwickelter Jugendfilm mit überzeugenden Darstellern, der fern üblicher Genreklischees vom langsamen Abschied aus der Kindheit erzählt und vor allem durch seine stimmige Inszenierung beeindruckt. - Sehenswert ab 10.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2005
Produktionsfirma
Little Shark Ent./GFP
Regie
Christian Zübert
Buch
Christian Zübert
Kamera
Jules van den Steenhoven
Musik
Marcel Basotti
Schnitt
Ueli Christen
Darsteller
David Bode (Jan) · Kevin Köppe (Basti) · Tamino-Turgay Zum Felde (Stevie) · Victoria Scherer (Marie) · Jannis Niewöhner (Dirk)
Länge
92 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 10.
Genre
Kinderfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Falcom (1:2.35/16:9/Dolby Digital 5.1)
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Diskussion
Nach mehr als 20 Jahren kehrt Jan in sein fränkisches Heimatdorf zurück, um den Menschen zu besuchen, der ihm damals sehr viel bedeutet hat. Während er seiner mitreisenden Tochter Lisa von jenen letzten Sommerferien in Heroldsbach erzählt, blendet der Film zurück ins Jahr 1981, als der elfjährige Jan von seinen Eltern erfuhr, dass sie nach Düsseldorf umziehen, weil sein Vater dort einen neuen Arbeitsplatz gefunden hat. Zum Abschied versucht er mit seinen beiden Busenfreunden Stevie und Basti aus der Neubausiedlung noch einmal hinter das Geheimnis der legendären „Weiße Falken“-Bande zu kommen, deren Streiche in den 1970er-Jahren im Dorf für Aufregung sorgten und deren Anführer Peter seither spurlos verschwunden ist. In einer verlassenen Villa entdeckt das Trio das ehemalige Versteck der Bande und eine Karte, die auf einen Schatz in einer 70 Kilometer entfernten Höhle hinweist. Den gilt es zu finden. Doch auf dem Weg dorthin werden sie von einer verfeindeten Gang verfolgt, den „Altortlern“ unter Führung der schlagkräftigen Marie. Denen gelingt es sogar, Jan und seine Freunde zu überwältigen, um das Versteck aus ihnen herauszupressen. Als Basti am Marterpfahl zusammenbricht, weil er seine Diabetes-Medizin verloren hat, begraben Jan und Marie das Kriegsbeil und machen sich auf die Suche nach dem lebensrettenden Medikament, wobei sie ihre gegenseitige Sympathie entdecken. Beide Banden suchen schließlich friedlich den Weg in die Höhle, wo sie das Geheimnis um den Schatz der „weißen Falken“ entdecken. Christian Zübert, der in seinem Spielfilmdebüt „Lammbock“ (fd 35 010) reichlich unausgegorene Jugenderfahrungen auf Zelluloid bannte, kehrt diesmal in die fränkische Schweiz zurück, um sich an seine Kindheit zu erinnern. Damals wie heute will ihm als Autor der dramaturgische Zugriff jedoch nicht so recht glücken, und als Regisseur fehlt ihm bisweilen inszenatorische Fantasie. Die Geschichte holpert ziemlich konventionell vor sich hin, um dann auf unglaubwürdig entwickelte Spannungsmomente zu setzen. So laufen Jan und Marie plötzlich durch militärisches Sperrgebiet und geraten durch den Tritt auf eine Handgranate in Lebensgefahr. Aber auch das Zeitkolorit der 1980er-Jahre kommt – wohl wegen fehlender Produktionsmittel – nicht richtig zum Tragen, wie auch die Hintergründe der Feindschaft zwischen der armen Bande aus dem alten Ort und der reichen aus der Neubausiedlung nie richtig erklärt werden. Unglücklicherweise geraten die Erwachsenen fast ausnahmslos zu Klischeefiguren, die zudem von hölzern agierenden Darstellern gespielt werden. Das mag auch an Zübert liegen, der seiner offensichtlich überforderten Hauptdarstellerin nie das Nuscheln abgewöhnen kann. Victoria Scherer vermag dem weitaus überzeugenderen David Bode deshalb nie richtig Paroli zu bieten; selbst das Typ-Casting der Bandenmitglieder kann keine sozialen Unterschiede deutlich machen. In der Schilderung einer Welt ohne Ecken und Kanten entfernt sich Zübert weit von den zitierten Vorbildern wie „Stand by me“ (fd 26 001). Sein Abschied von der Kindheit und die damit einher gehenden Verunsicherungen gehen zu glatt und fantasielos über die Bühne. Das macht sich auch an der konventionellen Montage und dem biederen Soundtrack bemerkbar. Auch wenn manch stimmungsvoll fotografiertes Landschaftstableau die Augen verwöhnt, so macht das CinemaScope-Format allein noch kein „großes Kino“. Immerhin muss man Zübert zugute halten, dass er sich die Zoten seines Regieerstlings verkniffen hat und durchaus Ansätze von Humor erkennen lässt. Wenn sich am Ende die Klammer zur Gegenwart schließt und Jan kurz vor dem Wiedersehen mit der erwachsenen Marie steht, spürt man, dass in dieser Geschichte mehr Potenzial gelegen hätte. Doch das wäre dann keine für Kinder gewesen, für die „Der Schatz der weißen Falken“ trotz Schwächen passable Unterhaltung bietet.
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