Lightning in a Bottle

Musikfilm | USA 2003 | 109 Minuten

Regie: Antoine Fuqua

Am 7. Februar 2003, am Beginn des vom US-Kongress ausgerufenen Jahr der Blues-Musik, fand das Benefizkonzert "Salute to the Blues" in der Radio City Music Hall in New York statt Daraus entstand ein mitreißender Dokumentarfilm mit einer bestechenden Auswahl von Musikern, der Hommage und Manifest zugleich ist. Er belegt, dass der Blues lebt - in seiner Urform, die regelmäßig von jeder Generation neu entdeckt wird, aber auch in den nachgewachsenen Formen Rhythm & Blues, Rock’n’Roll, Soul, Funk und HipHop. Sparsam gesetzte Anekdoten, Ausschnitte aus Proben und Filmdokumente komplettieren den Musikfilm und bewahren zugleich die Dramaturgie des Konzerts. (O.m.d.U.; der Film gehört zum achtteiligen Projekt "The Blues", vgl. "Red, White and Blues", "The Soul of a Man", "Feel Like Going Home", "The Road to Memphis", "Godfathers and Sons", "Piano Blues", "Warming by the Devil's Fire".) - Sehenswert ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
LIGHTNING IN A BOTTLE
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2003
Produktionsfirma
Vulcan/Cappa/Jigsaw
Regie
Antoine Fuqua
Buch
Antoine Fuqua · Steve Jordan
Kamera
Lisa Rinzler
Schnitt
Philip Shane
Länge
109 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 12.
Genre
Musikfilm | Dokumentarfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Verleih DVD
Neue Visionen (16:9, 1.78:1, DD2.0 engl.)
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Diskussion
Solomon Burke ist schwer. So schwer, dass er selbst für die Länge einer Blues- Nummer lieber auf der Bühne sitzt als steht, in diesem Fall auf einem samtenen Thron mit Goldbeschlag. Die Sitzgelegenheit mag ein wenig ironisch wirken, schmückt aber einen König des Entertainments. Nur mit seinem Gesicht, seinen Armen und seiner mächtigen Stimme zieht Burke, der „Bishop of Soul“, das Publikum mehr in den Bann als manch anderer im Stehen. Sein Auftritt gehörte zu den Höhepunkten eines an solchen nicht gerade armen Konzerts, das man insofern als legendär bezeichnen kann, als es auf einzigartige Weise Musiker aller Generationen zusammenführte, die nahezu das gesamte Spektrum des Blues repräsentieren: alte, fast vergessene Blues- Sänger mit ebenso alten, aber weltbekannten Kollegen, jüngere Musiker mit solchen, die, auch wenn sie keinen Blues spielen, ihm vieles zu verdanken haben. Am 7. Februar 2003 fand das Konzert in der Radio City Music Hall in New York statt, am Beginn des vergangenen, vom US-Kongress ausgerufenen Jahr des Blues. Antoine Fuqua hat es gefilmt und daraus einen fantastischen Dokumentarfilm gemacht; es ist dies der vierte Beitrag zu Martin Scorseses achtteiliger Blues-Filmreihe.

„Salute to the Blues“ war ein Benefizkonzert, dessen Erträge in die musikalische Ausbildung flossen. Die Auswahl an Musikern ist bestechend – Hommage und Manifest zugleich. Eine Hommage sowohl an die Altstars, die selbst auftreten, als auch an die Pioniere, deren Stücke gespielt wurden, wobei sich der Bogen von den Ursprüngen im amerikanischen Süden bis zu den urbanen, elektrischen Interpretationen des Nordens spannte. Sie lässt sich als Manifest der Tatsache sehen, dass der Blues lebt – in seiner Urform, die regelmäßig von jeder Generation neu entdeckt wird, aber auch in den nachgewachsenen Formen Rhythm & Blues, Rock’n’Roll, Soul, Funk und Hip- Hop. Buddy Guy war dabei, ein früher Virtuose, der schon Jimi Hendrix beeinflusst hat – zum Beleg zeigt Fuqua einen kurzen Konzertausschnitt, in dem Guy vor einem staunenden Hendrix Gitarrenkunststücke aufführt; als Dank an seinen Epigonen wiederum spielte Guy ein Hendrix-Stück. B.B. King ist zu sehen, der Backstage von einem peinlichen frühen Auftritt erzählt, bei dem ihn niemand hören wollte. Selbst Robert Lockwood und Honeyboy Edwards geben sich die Ehre, beide 1915 geboren; auch von ihrem steinigen Wege zum Blues erzählt der Film. Hier einige Eindrücke von den Proben und den Wiedersehen nach langer Zeit, dort eine Anekdote – es sind Schlaglichter, die Fuqua setzt. Aber mit der sparsamen Dosierung gelingt es ihm, die großartige Konzertdramaturgie zu bewahren und sie dennoch mit Informationen zu füllen. Ein lehrreicher Dokumentarfilm über die Geschichte des Blues sollte auch dieser Film nicht werden, sondern selbst Entertainment – und das ist Fuqua gelungen.

Von denen, die den Blues weiter tradieren, waren Robert Cray, Bonnie Raitt und Dr. John dabei; letzterer tat sich mit seinem Louisiana-Klavieranschlag aus der Background-Bigband hervor. Aus den Zeiten der großen Rock- Bands sind Gregg Allman, John Fogerty (Creedence Clearwater Revival) sowie zwei Musiker von Aerosmith zu sehen, von den Erneuerern David Johansen (New York Dolls), John Spencer, Vernon Reid (Living Colour) und Chuck D., Mastermind von Public Enemy, der wohl einflussreichsten HipHop-Band überhaupt. Aus einer alten Blues-Nummer machte er ein Hip- Hop-Stück gegen den damals noch drohenden Irak-Krieg. Als Vertreter des Soul treten neben Burke auch Mavis Staples und Natalie Cole auf sowie einige ganz junge Musiker wie Mos Def und India.Arie. Aus den biografischen Schnipseln liest Fuqua heraus, dass viele Blues-Musiker, besonders der frühen Jahre, gewalttätig waren und einsaßen. Dies ist zweifellos keine Voraussetzung für diese Musik; geschadet hat es ihr aber offensichtlich auch nicht.

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