B. Aires
Tragikomödie | Argentinien 2001 | 102 Minuten
Regie: Ariel Rotter
Filmdaten
- Originaltitel
- SOLO POR HOY
- Produktionsland
- Argentinien
- Produktionsjahr
- 2001
- Produktionsfirma
- Universidad del Ciné
- Regie
- Ariel Rotter
- Buch
- Ariel Rotter · Lautaro Núñez de Arco
- Kamera
- Marcelo Lavintman
- Musik
- Gustavo Cerati · E. Flavius
- Schnitt
- Pablo Georgelli
- Darsteller
- Damián Dreyzik (Toro) · Mariano Martínez (Equis) · Aili Chen (Alili) · Federico Esquerro (Morón) · Sergio Boris (Fer)
- Länge
- 102 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 6; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Tragikomödie
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Wie häufig im neuen argentinischen Film werden die kleinen Träume und Lebensentwürfe der Protagonisten mit einer absurd erscheinenden, undurchschaubaren Welt konfrontiert, die keine Lösungen anbietet und eine ganz eigene Tragikomik des Alltags besitzt. Die Visionen kehren sich ins Absurde um, wenn Toro endlich sein heiß ersehntes Casting bekommt und am Ende den „dritten Mann“, genauer gesagt das Hinterteil einer Kuh, bei einer Werbeveranstaltung für Kondensmilch spielen darf, und wenn sich Equis endlich wieder verliebt, wenn auch nicht in Paris, sondern in der „Bar Paris“ am Rande des Flughafenzauns. Fernando verliert auch seinen letzten Job, in der Wohnung eines ebenso pingeligen wie cholerischen Deutschen; und Federico und Aili verlieben sich ineinander. Der dritte Spielfilm, den die Universidad de Cine, die Filmuniversität von Buenos Aires, produzierte, ist ein fröhlicher, zugleich auch bitterer Film: das Porträt der Generation des jungen Regisseurs, deren fatale Maxime ist, dass es im Leben nichts gibt, was wirklich Sinn macht. Mit einer Ausnahme: „Wir werden geboren, und wir sterben – nur die Liebe, das wäre schrecklich, wenn es sie nicht gäbe. Vielleicht ist die Liebe der einzige Sinn, den das Leben überhaupt hat.“
Aus diesem lakonischen Fatalismus, einer Mischung aus schwarzem Humor mit der Absurdität persönlicher Lebensentwürfe in einer Gesellschaft, die nach ganz anderen, funktionaleren Gesetzmäßigkeiten leben muss, entwickelt sich eine Komik der menschlichen Alltäglichkeit. Die Faszination der Geschichte liegt darin, dass sie nie in zynische Plattitüden abgleitet; dies beinhaltet aber auch ihre Schwäche, da keiner der Protagonisten in seiner inszenierten Leichtigkeit wirklich über den Erfahrungshorizont eines Filmstudenten hinausgeht. So ist „B. Aires“ ein Film über eine faszinierende Stadt, die immer wieder mit überraschenden, unbekannten Facetten aufwartet, wie das Leben der großen chinesischen Gemeinschaft, aber in erster Linie ein Film über den (erzwungenen) Müßiggang und die mit ihm verbundenen Illusionen. Bilder von Jugendlichen, die sich mit schlecht bezahlten Jobs über Wasser halten und ihre Träume von Selbstverwirklichung in der alltäglichen Routine verlieren: ein Schauspieler, der nicht auftritt, eine Malerin, die nicht ausstellt, ein Anstreicher, der gerne auf dem Land leben möchte. Letztlich ist Ariel Rotters Film auch ein interessantes Zeitdokument: ein Film aus einer Zeit, in der sich der Zusammenbruch des wirtschaftlichen und politischen Systems in Argentinien zwar schon ankündigte, aber noch nicht begonnen hatte. So wirken die existenziellen Probleme der fünf Protagonisten heute fast heiter, die Leiden um künstlerische Selbstfindung, um Liebe und alternative Lebensentwürfe sind sicher gleich geblieben, aber die Situation Argentiniens hat sich seit der Entstehung des Films radikal verändert.